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Mehr als 300 Infektionen und VerdachtsfälleEkel-Kot-Erreger auf dem Teller

Gefährliche Ehec-Erreger: In Hamburg und Frankfurt/Main werden aktuell hunderte Infizierte behandelt, teilweise auf der Intensivstation. Ursache noch unklar.

Kein Teller, sondern Ehec-Bakterienkulturen im Landesgesundheitsamt in Hannover. Bild: dpa

BERLIN taz | Nach dem jüngsten Ausbruch des gefährlichen Krankheitserregers EHEC steigt die Zahl der Betroffenen. Mindestens neun Bundesländer meldeten am Montag nach taz-Recherchen und Agenturberichten insgesamt mehr als 300 Infektionen oder Verdachtsfälle.

Allein in Hamburg wurden 40 Menschen stationär behandelt, "ein Großteil auf der Intensivstation", wie ein Sprecher der örtlichen Gesundheitsbehörde der taz sagte. In Frankfurt am Main sei der Zustand zweier Personen so ernst, dass sie beatmet werden müssen, erklärte das Gesundheitsamt der Stadt. Auch in Niedersachsen schwebten laut Landesgesundheitsamt einige Erkrankte in Lebensgefahr.

"Bisher konnte kein konkretes Lebensmittel als Infektionsquelle identifiziert werden", teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) mit, das für die Bundesregierung Krankheitsausbrüche überwacht. Bislang lägen auch keine Hinweise darauf vor, dass wie in früheren Fällen rohes Fleisch oder Rohmilch die Ursache des aktuellen Ausbruchs seien. Da weiterhin Ansteckungen aufträten, "kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Infektionsquelle noch aktiv ist".

Rinder, Schafe, Ziegen

Ehec-Bakterien werden laut RKI direkt oder indirekt vom Tier auf den Menschen übertragen – vor allem von Rindern, Schafen und Ziegen. "Unsere Wissenschaftler haben in allen untersuchten Rinderbeständen Ehec und artverwandte Bakterien gefunden", sagte Sprecherin Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut, einer bundeseigenen Forschungseinrichtung für Tiergesundheit. Das Institut habe keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Bakterien und dem Management der Bestände festgestellt. Für die Tiere seien Ehec-Bakterien ungefährlich. Auf Fleisch könne der Erreger übertragen werden, wenn beim Schlachten der Darm angeritzt werde. Gemüse und Obst kann Reinking zufolge kontaminiert werden, wenn die Pflanzen mit verseuchtem Viehmist gedüngt werden.

Ehec-Bakterien lösen laut RKI in durchschnittlich rund fünf bis zehn Prozent der Infektionen das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) aus. Es führe im schlimmsten Fall zu Nierenversagen und in ungefähr zwei Prozent der Fälle in der Akutphase zum Tod. Symptom für eine schwere Verlaufsform von Ehec-Infektionen sei unter anderem blutiger Durchfall. Betroffene "sollten umgehend einen Arzt aufsuchen".

Zur Vorsorge empfiehlt das RKI, Lebensmittel für zehn Minuten mindestens auf 70 Grad zu erhitzen. Bei der Zubereitung etwa von Fleisch sollte man zum Beispiel Messer und Bretter waschen, bevor man mit ihnen andere Lebensmittel berührt. // Mitarbeit: Franziska Winter (Hamburg)

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25 Kommentare

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  • EA
    Ekel Alfred

    Die Ueberschrift lässt die Nähe zur "Bild" nicht mehr leugnen.

  • L
    libertador

    @ Christa Franke

     

    Das mit dem Kot ist kein reines Bio-Gemüse Problem. Bei der ganzen Scheiße die Masttiere produzieren sind alle Äcker voll davon. Der künstliche Dünger ist nur noch eine Zugabe spezieller Nährstoffe.

  • BP
    BRUNO (NICHT PROBLEM BÄR)

    Taz Hats, mit Ekel-Kot auf dem Teller, berichtet auch eine Taz, um so schneller.

    Nur EHEC, als reißerischer Aufmacher, macht doch uns Leser, erst um so Wacher.

    Ein Appell ganz schnell an die Taz,tut uns Leser bitte nicht weh, oder geht das für die Taz, so völlig OK ???

    Weniger ist oft m...,wenn nicht!?! Habt ihr bald keine Leser mehr.

    IN DIESEM SINNE, .....ich glaub nicht, dass ich Spinne.....;) oder ihr?!? :)

  • AN
    Alien Neila

    Leute, ihr hinkt schon wieder hinterher.

     

    Soeben bei bild.de gefunden:

    "Gaga-Tipps von US-Behörde So bereiten Sie sich auf einen Zombie-Angriff vor".

     

    Ja, Mensch, jetzt aber! Die Meldung fehlt gerade auf taz.de. Zumindest gehe ich angesichts dieser grandiosen Ekel-Kot-Erreger-Schlagzeile davon aus, dass Meldungen wie die o.g. jetzt ins Portfolio aufgenommen werden, oder?

     

    Mein wohlmeinender Hinweis ist übrigens gratis für euch ;-)

  • BD
    Beauftragte des DPI*

    "Ekel-Hirnfraß-Erreger in der taz!"

     

    Gefährliche EHF-Erreger: In Berlin werden aktuell dutzdende infizierte Redakteure behandelt, teilweise in der neurologisch-psychiatrischen Notfall-Ambulanz. Ursache noch unklar.

     

    EHF-Bakterien lösen laut DPI* in durchschnittlich rund siebzig bis neunzig Prozent der Infektionen das törichte-Knalltüten-Syndrom (TKS) aus. Es führe im schlimmsten Fall zu Gehirnversagen und in ungefähr zwei Prozent der Fälle in der Akutphase zum völligen Verlust kognitiv-intellektueller Fähigkeiten. Symptom für eine schwere Verlaufsform von EHF-Infektionen sei unter anderem Grunzen, Quieken und Absonderung primitiver Schlagzeilen.

     

    Zur Vorsorge empfiehlt das DPI strikte Vermeidung von Kontakten jeglicher Art mit Angehörigen der Springer-Presse.

     

     

    *Dummheit-Präventions-Institut

  • MN
    Mein NAme

    bei der schlagzeile, schonmal an einen wechsel zur bild nachgedacht? die brauchen doch immer kreative köpfe mit schmissigen schlagzeilen

  • J
    Jacob

    Der Titel des Artikels erinnert mich doch sehr an die "BILD-Zeitung". Schade ...

  • B
    Boiteltoifel

    "Ekel-Kot-Erreger auf dem Teller"? Wow! Das ist ja sehr wissenschaftlich ausgedrückt. Wollt Ihr nicht endlich mit der BILD-Zeitung fusionieren?

  • M
    mista.illusionista

    Ekel-Kot-Erreger?! Diese Überschrift hört sich ja an, als ob ein BILD-Journalist bei der taz ein Praktikum absolviert. Beste Grüße j.

  • K
    karen

    dieses "ekel-Kot-erreger" in der überschrift find ich als leser entmündigend und niveaulos. "EHEC" reicht völlig, der rest ist boulevard.

  • L
    Leser

    Die Überschrift täte der BILD zur Ehre gereichen!

  • N
    name

    schöne BILD Überschrift ^^

  • B
    Bild

    Liebe taz, schön dass es seit einiger Zeit die Möglichkeit gibt für die online Artikel zu zahlen. Aber wenn ich "Ekel-Kot-Erreger" lese, dann kann ich auch gleich Bild kaufen. Da kostet die ganze Zeitung so viel wie bei euch ein Artikel...

  • CF
    Christa Franke

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Das ist der Nachteil von Bio-Gemüse! Bei künstlichem Dünger wäre das nicht passiert!

  • J
    JML

    Hat es schon wieder ein Bild-Reporter geschafft, sich in die TAZ-Redaktion einzuschleichen?

    Schön wäre es ja, dann wären die Sorgen um die TAZ etwas kleiner.

    Müsst Ihr wirklich auf jeden Zug aufspringen? Gibt es keine kritische POtenz mehr bei Euch? Es gab doch in den letzten Jahren genug Erfahrungen mit angekündigten oder nur so benannten Seuchen, die unser ganzes Volk hinwegzuraffen drohten.

    Hinterfragt doch lieber den Umgang mit 'Seuchen', zählt doch einfach die Toten, die an den Krankenhausviren sterben.

    OK, das ist zu einfach, da haben sich alle schon dran gewöhnt.

  • G
    grafinger

    Lieber Jost, liebe Franziska, "Ekel-Kot-Erreger" (aus der Bild geklaut?) können nicht ausbrechen.

    Mikroorganismen vermehren sich oder breiten sich ais und Krankheiten und Seuchen brechen aus.

  • G
    günther

    Ekel-Kot-Erreger? Hat wohl ein Redakteur gedacht mit einem Bindestrich hat die Bild Erfolg, dann nehmen wir zwei...

  • V
    Volker

    Die amtliche Spekulation hinsichtlich der verursachenden "Lebensmittel" richtet sich auf Obst und Gemüse. Historisch wurden EHEC-Erreger jedoch nur in tierischen Nahrungskomponenten wie Rindfleisch, Salami, Mettwurst, Milch etc. nachgewiesen. (siehe dazu Wikipedia-Eintrag.) Für die Ursache der Erkrankungen verweisen die Mediziner auf Fleisch, Milch und Trinkwasser.

    Weiters sind Direktdüngungen bei den derzeit im Handel befindlichen konventionellen Gemüsesorten eher unüblich.

     

    Da überproportional viele Frauen bundesweit erkrankten, ist das Lieblingsgenussmittel der Frauen, der Käse, als Zwischenwirt viel wahrscheinlicher.

     

    Wie im Beitrag zu lesen war, wurden EHEC-Bakterien in sämtlichen untersuchten Rinderherden nachgewiesen, sie sind permanent vorhanden.

    Per Schmierinfektion können die Erreger leicht in das Fleisch, die Milch bzw. den Käse usw. gelangen.

     

    Keimstoppmassnahmen vermehrt einsetzen: Häufiges Händewaschen, Vermeiden von Tier- und Menschenberührungen, Meiden öffentlicher Keimschleudern wie Toiletten, Duschen etc.

    Meiden tierischer Risikonahrung wie Fleisch, Milch, Käse. Abgefülltes Trinkwasser nicht in Wärmeumgebung und nur kurz lagern. Leitungstrinkwasser abkochen. Gemüse und Obst regional einkaufen, gründlich heiss vor Verzehr abwaschen, eventuell blanchieren oder sautieren. Bei der Speisenzubereitung Handschuhe tragen. Küchenarbeitsflächen, Kühlschränke, Abfallbehälter sowie Toiletten und Türgriffe desinfizieren. Verschmutzte Küchenkleidung und Küchenhandtücher sofort waschen. Nicht in der Nähe von Tierhaltungen aufhalten oder baden. Von Misthaufen, verkoteten Strassen und begüllten Feldern fernhalten. 100 Keime reichen schon für 1 Erkrankung (meldepflichtig).

  • K
    Karl-Heinz

    Ist die Schlagzeile aus der Bildzeitung übernommen?

  • B
    Benjamin

    "Ekel-Kot-Erreger"

     

    Watt soll datt???

     

    Könnt ihr mal bitte informieren, statt eine große Zeitung schlecht zu imitieren, aber manchmal wirkt es so, auch von den zunehmend konservativen Texten her,

    als hättet ihr das ein paar Vorbilder die ihr bewundert und denen nacheifert.

     

    Eure Identität, als linksliberale Alternative zum sogenannten " Mainstream" ist ja schon länger weg

     

    Mit ein Grund warum ich lieber wen anders aboniere!!!

  • N
    Name

    Was ist das denn für eine BZ-Überschrift???

  • D
    Danni

    Die Ueberschrift entspricht eher dem Niveau einer anderen Zeitung

  • P
    Piet

    Solche Headlines bin ich eigentlich von der MOPO gewöhnt.

     

    Hier finde ich sie eher unpassend.

     

    Passt aber zum schleichenden TAZ-Downgrading

    in Richtung Infotainment (Angstmache + Promi-Quatsch,

    Lifestyle-Quatsch usw.)...

  • FL
    Felix Leitner

    Das ist echt mal ne klasse Überschrift!

    Springer kann's nicht besser!

  • NB
    Nivel Bajo

    "Ekel-Kot-Erreger auf dem Teller"

     

    Was, bitteschön, ist das denn für eine Schlagzeile?

    Könnte so oder in der getunten Version "Irre Ekel-Kot-Erreger auf dem Teller" auch in anderen Printmedien für Angst und Schrecken sorgen.

     

    Auch bei mir ruft o.g. Schlagzeile allergrößte Besorgnis hervor. Allerdings nicht um meine persönliche Gesundheit, sondern eher um euer Niveau.

     

    Ich freue mich schon auf die nächste Schlagzeile: "Irre! Hungerstreik im Norden! taz-Bericht löst Massenpanik aus!"