Fröhlicher krabbeln: Mehr Plätze nötig
■ Fachtag über Krabbelgruppen nimmt Eltern-Kind-Gruppen ins Visier
Der Verbund Bremer Krabbelgruppen ist der größte Träger für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren, von denen in Bremen 15.057 leben. 675 von ihnen sind in einer Tagesbetreuung untergebracht, aber für rund 750 Kinder fehlen Betreuungsplätze. Auf einer Fachtagung am Wochenende soll es um Qualitätssicherung und -management gehen. Die taz sprach darüber mit Gabriele Helms, Verbund Bremer Krabbelgruppen.
taz: Ihre Fachtagung ist die erste seit 12 Jahren. Was ist denn in der Zwischenzeit geschehen?
Gabriele Helms: Leider gab es keine Fachtagung, aber trotzdem ist eine Menge passiert. Wir haben den Verbund und unsere Beratungsstelle ausgebaut und viele Eltern im Aufbau neuer Gruppen unterstützt.
Auf der Fachtagung soll der Praxis die Reflexion folgen?
Einerseits das, andererseits stehen wir vor neuen Aufgaben, weil die Versorgung der unter Dreijährigen durch den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz und durch die Schulkindversorgung, also den Ausbau der verlässlichen Grundschule, in den Hintergrund gedrängt worden ist. Wir haben momentan kaum neue Gruppen, nachdem es seit rund fünf Jahren einen Finanzierungsstopp gibt.
Wie steht Bremens Kleinkindversorgung eigentlich im Städtevergleich da?
In den alten Bundesländern liegt die Versorgung der unter Dreijährigen zwischen vier und sechs Prozent, in den neuen Bundesländern lag die Quote bei 40 Prozent, sinkt jetzt aber. Wir wissen, dass hier in Bremen rund 700 bis 1.000 Kinderplätze fehlen.
Auf der Tagung werden Sie zur Frage sprechen: Wieviel Betreuung brauchen Eltern. Wie beantworten Sie das?
Für die Eltern ist die neue Rolle oft ein konfliktträchtiges Feld. Frauen, die oft berufstätig waren, müssen sich sehr umstellen. Dazu kommt Verunsicherung – überall gibt es Tausende von Ratgebern darüber, was für das Kind am Besten ist. Eltern brauchen Austausch, Bestätigung und Unterstützung – was es in Eltern-Kind-Gruppen gibt.
Es gibt auch eine Arbeitsgruppe über die Rolle der Väter. Was ist da neu?
Gerade bei den unter Dreijährigen kommen heute viele Väter, die sich in die Rolle des Alleinverdieners gepresst sehen – das erschwert, das Vatersein zu leben, was viele aber möchten.
Ihre Forderungen?
Wir brauchen bedarfsgerechte Versorgung. Eltern müssen einen Platz finden können – und zwar auch im Bereich der Krippen, so dass sie entscheiden können, welche Art von Betreuung sie für ihre Kinder wollen. Außerdem müssen wir neue Gruppen aufbauen und bestehende Gruppen müssen besser abgesichert werden. Es gibt noch immer keine Zweitkraft-Finanzierung, wenn eine Erzieherin ausfällt, müssen die Eltern wieder Lösungen finden.
Fragen: Eva Rhode
Beginn Samstag, 9.30 Uhr, Hochschule, Neustadtswall 30.
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