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Meeresschutzorganisation schlägt AlarmNGO fordert Stopp für Grundschleppnetze

Beim Zerstören von Meeresböden ist Deutschland ganz vorn dabei, zeigt ein Bericht der NGO OceanCare. Für größere Gebiete fordert sie ein Grundschleppnetzverbot.

Soll laut OceanCare in größeren Fischereigebieten verboten werden: Fischen mit Grundschleppnetz Foto: Davide Pischettola/NurPhoto/imago

Zürich dpa/taz | Das Fischen mit Netzen, die über den Grund des Meeres gezogen werden, sei klimaschädlich und verwüste große Flächen des Meeresbodens. Das bemängelt die Meeresschutzorganisation OceanCare in einem Bericht. Sie setzt sich für einen möglichst weitreichenden Stopp der Praxis ein.

OceanCare lobt den Aktionsplan der EU, die schädliche Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten bis 2030 zu beenden. Die Schweizer Organisation hat jedoch Sorge, dass die neue EU-Kommission ihn nach dem Rechtsrutsch in Europa aufweichen könnte. „Es braucht einen Ruck, damit es kein Abweichen von diesem Aktionsplan gibt“, sagte Nicolas Entrup, bei OceanCare für internationale Zusammenarbeit zuständig, der Deutschen Presse-Agentur. Vielmehr müsse der EU-Plan bei der UN-Meereskonferenz 2025 in Nizza Weltstandard werden.

„Dieser Bericht fasst die Beweise dafür zusammen, dass die Grundschleppnetzfischerei eine grundlegend zerstörerische Praxis ist, die die Lebensräume der Meere schädigt und das Meeresleben dezimiert“, schreiben die Autoren. Schleppnetze sind oft kilometerlange Netze, die durch freies Wasser oder als Grundschleppnetze über den Meeresboden gezogen werden. Darin verheddern sich oft Meeresschildkröten, Rochen, Delfine und andere Tiere, die nicht gefangen werden sollen, als sogenannter Beifang.

Deutschland unten den größten Zehn

Deutschland ist nach dem Bericht unter den zehn größeren Ländern, die gemessen am gesamten Fischfang in ihrer eigenen Wirtschaftszone den größten Anteil durch Fischerei mit Grundschleppnetzen fangen. Besonders stark seien die Meeresböden durch diese Art der Fischerei in Teilen des Mittelmeers und der Nord- und Ostsee, vor der Atlantikküste Spaniens und Irlands und in großem Stil auch in Asien in Mitleidenschaft gezogen.

Das Ökosystem sei dann nachhaltig gestört, Seegraswiesen oder Austernriffe würden fortgerissen, der Sauerstoffhaushalt und die Zusammensetzung der Meeresböden verändert. Die Freisetzung von gebundenem Kohlenstoff im Meeresboden und der Treibstoffverbrauch der Schiffe, die das schwere Gerät hinter sich herziehen, trügen erheblich zu den Treibhausgasemissionen der Fischerei bei, heißt es weiter.

Alternativen möglich

Maßnahmen zur Eindämmung der Schäden wären etwa künstliche Riffe, die Bodenschlepper abhalten. Das funktioniere aber nur in kleinem Rahmen. In größeren Gebieten könnten Grundschleppnetze verboten werden. Zudem könnten andere Netze eingesetzt werden, die den Beifang reduzieren, und es könnten statische statt Schleppnetze zum Einsatz kommen. Die Schleppnetzfischerei beschäftige Millionen Menschen. Wenn die Praxis zurückgehe, müssten neue Einkommensmöglichkeiten für Beschäftigte geschaffen werden.

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4 Kommentare

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  • Auch die Infrastruktur der Kommunikationsnetze muss vor diesen Schleppnetzen geschützt werden:



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    Bei scinexx.de



    “Tatsächlich kommt es im globalen Untersee-Netzwerk jedes Jahr zu rund 100 Schäden an Glasfaserkabeln, die meisten davon sind allerdings nur gering. Meist wird die Außenhülle des Kabels beschädigt, so dass Meerwasser eindringen kann oder einzelne Glasfasern oder Glasfaserbündel brechen. In solchen Fällen ist die Bandbreite der Übertragungen zwar reduziert, die Verbindung aber nicht komplett unterbrochen.



    Die mit Abstand häufigste Ursache für solche Störungen und Ausfälle sind versehentliche Schäden in Küstennähe durch Schiffsanker, Ausbaggerungen oder über den Meeresgrund gezogene Schleppnetze. Sie sind für rund 70 Prozent aller Kabelausfälle und die meisten Brüche verantwortlich."

  • 6G
    666824 (Profil gelöscht)

    Ich kann einfach nicht verstehen, warum Menschen die Natur auf die furchtbarste Weise ausbeuten und sich gerade hier in Deutschland zur Zeit kaum jemand um Umweltzerstörung schert. Ein weiterer Artikel, der dazu führt mich für mein Menschsein zu schämen.

  • Warum essen wir überhaupt Tiere?

  • Deutschland spielt gar nicht so sehr auf den hinteren Rängen, wie man uns immer wieder einreden will.



    Auch auf anderen Gebieten ist D ganz vorne dabei.



    Z. B. mit Steffen Kampeter, der die UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte torpedierte.



    Oder Dirk Niebel, der einen internationalen Treuhandfond platzen ließ, der ärmere Länder für entgangene Gewinne aus Umweltzerstörung entschädigen sollte - zumindest ein kleines bisschen.



    Wohin die Herren nach ihrem politischen Sprungbrett abgehoben sind, verwundert nicht.