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Meeresbiologin erhält UmweltpreisDie Königin der Tiefsee

Die Tiefseeforscherin Antje Boetius beschäftigt sich mit den Meeren und dem Klimawandel. Nun erhält sie dafür den Deutschen Umweltpreis.

Antje Boetius, die Königin der Tiefsee in ihrer Arbeitskluft Foto: Kerstin Rolfes/Alfred-Wegener-Institut/dpa

Antje Boetius ist die Königin der Tiefsee: Sie hat nicht nur Deutschlands renommiertesten Wissenschafts-, sondern bald auch noch den höchstdotierten Umweltpreis Europas in der Tasche. Am 28. Oktober wird die Meeresbiologin und Direktorin des Bremerhavener ­Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Preis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) erhalten. Das gab die DBU am gestrigen Donnerstag bekannt.

Schon als Kind war für die heute 51-jährige Boetius klar: Sie wollte Meeresbiologin werden. Inspiriert wurde sie durch die Dokumentarfilme der österreichischen TaucherInnen Hans und Lotte Hass. In einem Interview mit der taz sagte Boetius einmal: „Lotte war darin nicht nur Begleitwerk, sondern sie schwamm auch mit den Haien und machte Experimente.“ Das wollte Boetius auch. Sie studierte Biologie in Hamburg, zwei Jahre davon als Gaststudentin an der Scripps Institution of Oceanography in Kalifornien, und nahm an den ersten Fahrten zur Erforschung der Tiefsee teil.

Auf einer Forschungsreise 2006 entdeckte sie, dass das Treibhausgas Methan im Meeresboden in einer Symbiose von Bakterien und Urbakterien verarbeitet wird – ihr Durchbruch als Wissenschaftlerin. Denn diese Entdeckung liefert eine Erklärung dafür, warum die Ozeane nicht stärker zum Klimawandel beitragen. Dafür bekam sie im Jahr 2009 den renommiertesten Wissenschaftspreis Deutschlands: den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die zeichnete Boetius gerade erst vor sechs Wochen erneut aus: mit dem Communicator-Preis 2018 etwa für ihr „Engagement in der Vermittlung ihrer eigenen Forschung“.

Denn der niedrigschwellige Zugang zu wissenschaftlichen Themen ist Boetius ein großes Anliegen. 2011 verfasste sie mit ihrem Vater, dem Schriftsteller Henning Boetius, das anschauliche Sachbuch „Das dunkle Paradies – Die Entdeckung der Tiefsee“. Außerdem hält sie Vorträge zum Klimawandel, zur Zukunft des Ozeans und zur Artenvielfalt, wird in Schulen und zu Veranstaltungen von Jugendlichen und Studierenden eingeladen. „Etwas zu entdecken und dann erklären zu können, das ist etwas so Schönes und Magisches“, sagte Boetius bei der Verleihung des Communicator-Preises.

Und jetzt der Deutsche Umweltpreis. Den vergibt seit 1993 jedes Jahr die in Osnabrück ansässige DBU, eine der größten Stiftungen Europas, deren Vermögenserträge der Förderung innovativer Umweltschutzprojekte dienen. Mit dem diesjährigen Preis will die Stiftung die Bedeutung der Meere und Ozeane für Klima, Lebensvielfalt und Nahrungsversorgung in den Fokus rücken.

Das tut auch not, denn: „Die Wissenschaft kann warnen und mahnen und kann laut oder auch nicht so laut sein. Aber wir können nicht die Regeln für die Gesellschaft bestimmen. Das macht die Politik“, sagt Boetius – und von der ist sie enttäuscht: „Trotz all der Forschung, die wir bereitstellen, trotz unserer Erkenntnisse hat man das Gefühl, da sitzen Leute auf ihren Ohren.“

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