Meduza-Auswahl vom 27. März–2. April: Gazprom strukturiert um – wegen Rekordverlusten
Die westlichen Sanktionen setzen Russlands Rohstoff-Riesen deutlich zu. Den Verlusten soll nun auch mit Personalabbau begegnet werden, besagt eine interne Präsentation.

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Zeit vom 27. März bis 2. April 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
US-Präsident Trump gegen 240.000 Ukrainer
Trump könnte Hunderttausenden ukrainischen Flüchtlingen in den USA ihren rechtlichen Status entziehen. Eine sagt: „Wir haben nichts, wohin wir zurückkehren können“. Meduza hat mit Betroffenen über ihren Umzug in die Vereinigten Staaten, die Herausforderungen eines Neuanfangs in einem neuen Land und ihre Ängste angesichts einer ungewissen Zukunft gesprochen, und berichtet auf Englisch.
Anfang März berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass Präsident Donald Trump plant, den Schutz für Migranten aufzuheben, die im Rahmen humanitärer Programme aus der Zeit seines Vorgängers Joe Biden in die USA eingereist sind. Darunter sind auch ukrainische Flüchtlinge. Etwa 240.000 Ukrainer laufen so nun Gefahr, ihren legalen Status zu verlieren und möglicherweise abgeschoben zu werden. Auf das Schicksal der ukrainischen Flüchtlinge angesprochen, sagte Trump, er wolle „niemandem wehtun“ und versprach, „ziemlich bald“ eine Entscheidung zu treffen.
Ein Ukrainer sagt: „Ich bin schon fast drei Jahre hier. Ich habe angefangen, mir ein neues Leben aufzubauen, viele gute Freunde gefunden. Ich habe niemanden mehr in der Ukraine. Vielleicht können einige Ukrainer zurückkehren, aber ich nicht: Meine Wohnung ist abgebrannt. Meine Stadt ist immer noch besetzt. Mein Leben in der Ukraine ist zerstört.“
Georgien nutzt die Sanktionen gegen Russland für sich
Georgien profitiert still und leise von den westlichen Sanktionen gegen Russland – insbesondere durch den boomenden Reexport von Autos. Doch mit Donald Trumps unberechenbarer Außenpolitik wird die Zukunft dieser Schattenwirtschaft nun alles andere als sicher. Novaya Gazeta Europe berichtet, wie die Sanktionen gegen Russland der georgische Wirtschaft halfen – und was passiert, wenn sie aufgehoben oder gelockert werden. Meduza stellt eine gekürzte Fassung auf Englisch zur Verfügung.
Im Jahr 2024 exportierte Georgien einen Rekordwert von 2,43 Milliarden US-Dollar an Personenkraftwagen. Und allein in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 beliefen sich die Fahrzeugexporte auf insgesamt 285 Millionen US-Dollar. Experten gehen davon aus, dass ein Großteil letztlich über Drittländer nach Russland gelangt. Die Zahlen belegen dies: Seit der Verhängung der Sanktionen sind Kirgisistan und Kasachstan zu den wichtigsten Abnehmern westlicher Autos aus Georgien geworden.
In Russlands Gefängnissen ist Grausamkeit normal
Russische Gefängnisse sind seit langem für Folter berüchtigt. Aber in den letzten drei Jahren hat sich das Problem erheblich verschärft. Menschenrechtsaktivisten sagen, dass diese Eskalation in direktem Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine steht. Ein Aktivist berichtete dem unabhängigen Medium Okno Media: Polizeibeamte und Gefängniswärter, die beim Militär dienten, hätten dort ukrainische Gefangene gefoltert – und die gelernten Praktiken dann nach ihrer Rückkehr angewandt. Meduza veröffentlicht eine gekürzte Übersetzung des Berichts von Okno auf Englisch.
Gazprom strukturiert um
„Gazprom plant aufgrund von Rekordverlusten eine groß angelegte Umstrukturierung: Die russische Invasion in der Ukraine hat „das Geschäftsmodell des Unternehmens zerstört“, schreibt die Financial Times. Die Journalisten erhielten Zugang zu einer Präsentation mit dem Titel „Transforming Gazprom“, in der die Hauptprobleme des Unternehmens beschrieben werden – darunter unterbrochene Lieferketten und ein begrenzter Zugang zum europäischen Markt.
Um die Verluste zu verringern, soll Gazprom in ein „einziges vertikal integriertes Unternehmen“ umgewandelt werden, was die Kontrolle über Gazprom Neft, den profitabelsten Geschäftsbereich von Gazprom, verstärken würde. Darüber hinaus wird vorgeschlagen, die Kosten erheblich zu senken und den größten Personalabbau in der Geschichte von Gazprom vorzunehmen. Im Podcast spricht Meduza mit Anastasia Stognya, Korrespondentin der Financial Times, auf Russisch über die Pläne.
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