piwik no script img

Medizin-Mekka Berlin mit neuer Super-Klinik-Uni?

■ Neue Hochschulkonzeption für Groß-Berlin angestrebt / Überlegungen für eine eigene medizinische Hochschule mit Charite? / Wissenschaftssenatorin Riedmüller: „Die Perspektive auf Veränderung bringt wieder Spaß in die Politik“ / Dringend erforderlich ist ein Gesamtkonzept für die Medizin in einer vereinigten Stadt Berlin

Die Berliner Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller (SPD) strebt einen völlig neuen Hochschulentwicklungsplan für die gesamten Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen im Westen wie im Osten der Stadt an. In einem Gespräch mit dem 'dpa' -Dienst für Kulturpolitik sagte Frau Riedmüller gestern, denkbar wäre auch die Gründung einer eigenständigen neuen Medizinischen Hochschule mit der weltberühmten Charite in Ost-Berlin und den beiden Westberliner Universitätskliniken.

Auch unabhängig von der aktuellen politischen deutsch -deutschen Entwicklung der nächsten Monate könne der Wissenschafts- und Forschungsstandort Berlin auf Dauer kaum noch zweigeteilt gesehen werden. Frau Riedmüller sagte, sie habe eine „hochkarätige Expertengruppe“ beauftragt, „völlig frei von aktuellem Druck und vorhandenen organisatorischen Zwängen“ ein neues Konzept für die Hochschullandschaft Gesamt-Berlins zu diskutieren. Die Senatorin: „Das wird eine spannende Angelegenheit. Die Perspektive auf Veränderung bringt wieder Spaß in die Politik.“

Für die Freie Universität und für die Technische Universität im Westen, für die Humboldt-Universität im Osten, für die Fachhochschulen im Westen wie für die Lehrerausbildung in Potsdam bedeute dies „natürlich in vielen Dingen auch Veränderung“. Sie habe gegenwärtig den Eindruck, seitens der Wissenschaft werde die Neustrukturierung „primär unter dem Gesichtspunkt der Besoldungsstruktur und der Überleitung auf verbeamtete Professorenstellen“ betrachtet. Frau Riedmüller: „Das müssen wir ändern, da dürfen wir keine Bange haben.“

Dringend erforderlich sei ein Gesamtkonzept für die Medizin. Für das Rudolf-Virchow-Klinikum (West) läuft gegenwärtig die Umbauplanung mit einem Finanzvolumen von fast einer Milliarde Mark. Auch für das Klinikum Steglitz (West) stehen Neuerungen an. Man könne bei einer Gesamtkonzeption die Charite (Ost) und auch das Klinikum Buch (Ost) „nicht einfach zur Freien Universität schlagen“. Die FU-Hochschulverwaltung sei heute schon mit der Organisation von zwei Kliniken „überfordert“. Mit den vorhandenen medizinischen Spitzenkräften im Westen wie Osten der Stadt könne auch „ein Modell für eine bessere, praxisnähere Ärzteausbildung“ entwickelt werden.

Kritisch sei die weitere Gestaltung des Akademie-Wesens im Westen wie im Osten der Stadt. Die bisherige Akademie der Wissenschaften der DDR sei mit einem Personalbestand von 27.000 Mitarbeitern „so auf Dauer wohl kaum finanzierbar“. Es sei schwer durchschaubar, wieviel davon aus politischen Motiven dort angestellt seien, wieviele in der Forschung aktiv seien und wie groß und effektiv der Dienstleistungsbereich der Verwaltung sei. Sie wende sich aber auch entschieden gegen jeden Versuch, „dort nur die Rosinen herauszuholen“. Frau Riedmüller: „Sicher ist, die Akademie wird kleiner werden.“

dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen