■ Medienschau: Ist Saddam der neue Partner Ankaras?
Der als Nahostexperte bekannte Kolumnist der liberalen Tageszeitung Sabah (Frankfurt), Cengiz Candar, stellt fest (21. 9. 96): „Wenn man von einer Nordirak-Politik der Türkei sprechen kann, so handelt es sich dabei um ein Ding der Unmöglichkeit ... Die Türkei verfolgt im Nordirak folgende grundsätzliche Ziele: 1. die Beseitigung der PKK, 2. die Bewahrung der territorialen Integrität des Irak. Für die Verwirklichung dieser Ziele scheinen sich Barzani und Saddam als Bündnispartner anzubieten ... Bei seinem jüngsten Besuch in Ankara wird von Barzani verlangt, daß er die PKK im Nordirak bekämpft und bis zur Wiederherstellung der territorialen Integrität des Irak sich mit der türkischen Minderheit in der Region verbündet. Außerdem soll er seine Pläne für eine föderative Lösung im Nordirak fallen lassen. ... Für den Kampf gegen die PKK aber ist Barzani nicht gerüstet. Die türkische Minderheit ist zu zersplittert, um ein Machtfaktor zu sein. Warum sollte Barzani auf Ankara hören? ... Er verfügt heute über mehr Alternativen als früher, als er sich nur auf die Türkei stützte. Die Türkei gerät dagegen zunehmend in einen Konflikt mit ihrem Bündnispartner USA. ... Der Kontakt zu Talabani ist längst abgerissen. Die Beziehungen zu den Nachbarn Iran und Syrien sind mehr als gespannt. Die Türkei buhlt um die Gunst Saddams. Saddam vertraut aber der Türkei nicht. Eine seltsame Politik Ankaras. Der treue Bündnispartner der USA nähert sich nun Saddam.“
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