Medien-Kommentar: Virtueller Zickenalarm!

An alle Haustalibane von ARD, ZDF, den Privatsendern und unseren geliebten Verlegern: Bis zum Ende der IFA ist jetzt bitte Schluss mit eurem Online-Weltuntergangsgekreisch.

Kaum haben die Verleger von Deutschlands dicksten Magazinen und Zeitungen zur Funkausstellung wieder in die Phrasenkiste gegriffen und die Leier von der schleichenden Enteignung der gedruckten Presse durch die bösen Onlineaktivitäten von ARD und ZDF erneut angestimmt, kantet die ARD mit der ihr eigenen Diplomatie zurück: In Berlin beschied der ARD-Vorsitzende Fritz Raff vor ein paar Tagen, er verstehe die ganze Aufregung nicht, und rieb den geschundenen Verlegerseelen noch mal ihren eigenen Versuch unter die Nase, im privaten Fernsehen Fuß zu fassen: "Da sind sie ja schon mal gescheitert."

Gestern legte die ARD noch nach: "Weiterentwicklung der ARD-Online-Angebote ist Schritt zur europäischen Normalität", tönt die Pressemitteilung: "Wir sind derzeit dazu verpflichtet, hinterherzuhinken". Da werden die Privatsender richtig Spaß dran haben - zumal es sachlich richtig ist.

Aber auch beim ZDF sind nicht alle über die offensive Vorwärtsverteidigung der ARD glücklich. Denn das Zweite verfährt eher nach der alten Salamitaktik: Heute startet z. B. offiziell die Mediathek, bei der ZDF-Programme eine Woche nach Ausstrahlung im Internet runtergeladen werden. Das ZDF hatten seine Onlinepläne, in drei handliche Häppchen verpackt, hier und da in die Öffentlichkeit gestreut und war damit halbwegs unentdeckt weggekommen. Das markige Auftreten der ARD-Digitalstrategen hält man denn beim ZDF auch für wenig hilfreich.

Und alle werden sich gedulden müssen - bis zum 6. September. Da treffen die Chefs von ARD wie ZDF auf die hohe Politik, genauer die Rundfunkkommission der Länder. Rheinland-Pfalz als Vorsitzland hat auch schon längst klargemacht (s. link), dass man mit der öffentlich-rechtlichen Strategie nicht vollumfänglich glücklich ist. Bis dahin könnte doch jetzt eigentlich Ruhe sein, oder?

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