: Medialer Tabubruch
ERFURT epd ■ Der Deutsche Presserat hat erhebliche Kritik an der Berichterstattung über das Massaker am Erfurter Gutenberg-Gymnasium vor einem Jahr geäußert. Die „mediale Ausleuchtung“ des Ereignisses habe eine neue Qualität des gesellschaftlichen Voyeurismus offenbart, der mit journalistischem Berufsethos nur schwer vereinbar sei, sagte Presserat-Geschäftsführer Lutz Tillmanns gestern bei einer Tagung in Erfurt. Die Tabubrüche in der Mediengesellschaft setzten sich fort. Der Erfurter Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU) und Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) forderten eine verstärkte Diskussion um die gesellschaftlichen Ursachen des Verbrechens. Der nach dem Attentat vom 26. April 2002 erhoffte „große Ruck“ in der Gesellschaft sei ausgeblieben, sagte Ruge. Die bisherigen Ansätze wie die Verschärfung des Waffenrechts und die Novellierung des Thüringer Schulgesetzes reichten nicht aus.