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■ MediaBazaarFormlos, fristlos, fruchtlos

Wem fristlos gekündigt wird, hat im Normalfall keinen Anlaß zur Freude. Und so wird der Fall Jürgen Busche wohl eine possierliche Ausnahme bleiben. Daß die Süddeutsche Zeitung ihren Innenpolitikchef am Donnerstag fristlos vor die Tür setzte, ermöglicht es dem nämlich, seinen neuen Job als Chefredakteur der Berliner Wochenpost anzutreten. Das wiederum hatte ihm das Arbeitsgericht München gerade erst am Mittwoch mit einer einstweiligen Verfügung verboten. Es erklärte nämlich Busches eigene fristlose Kündigung bei der SZ für unwirksam. Busche müsse das Ende seiner ordentlichen Kündigungsfrist abwarten und noch bis Jahresmitte bei der SZ bleiben.

Folgsam bot Busche am folgenden Morgen bei Chefredakteur Sittner seine Arbeitskraft an: „Wann bin ich wieder im Impressum?“ wollte er wissen und auch gleich den Leitartikel für die Samstagausgabe schreiben. Doch mittlerweile hatte sich die SZ-Redaktion beschwert: Schließlich hatte man mit Heribert Prantl schon einen neuen Innenpolitikchef, und jetzt erweckte der SZ-Anwalt vor Gericht den Eindruck, man sei dringend auf das Bleiben von Busche angewiesen ...

Also, volle Kraft rückwärts: Nachdem die SZ-Geschäftsführung gerade erstritten hatte, daß Busches eigene fristlose Kündigung unwirksam war, schickte man ihm jetzt „aufgrund des gestörten Vertrauensverhältnisses“ eine ebensolche. Für Verlagschef Rainer Maria Gohlke ging der Schuß möglicherweise nach hinten los. Er hatte im November den Streit mit dem (als konservativ bekannten) Busche ausgelöst, als er mit Hilfe zweier Leserbriefe dessen Stellvertreter Prantl wegen Linksabweichung kritisierte – und als der sich vor Prantl stellte. Nun aber wurde ausgerechnet Prantl, der zum Beispiel in der Asylpolitik vehement eine radikaldemokratische Position vertritt, Busches Nachfolger. Wer weiß, ob die hochmögenden, nicht gerade linkslastigen Gesellschafter des Süddeutschen Verlages, die den neuen Innenpolitikchef noch bestägigen müssen, mit diesem Ende der Posse – und mit Gohlke – zufrieden sind.Michael Rediske

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