■ MediaBazaar: Zäher Kirchgang
Ein Schaukampf mit gezinkten Karten: Die Verhandlungen von Bertelsmann und Kirch über eine Zusammenarbeit beim Digital-TV ziehen sich hin. Aber sie gehen weiter. Diesen Eindruck versuchten Vertreter beider Häuser am Donnerstag am Rande der CeBit- Home zu erwecken. Im Mittelpunkt steht weiterhin das Pay-TV premiere, an dem beide beteiligt sind. „Es geht um nichts als eine Schutzabsprache für den Sender premiere“, betonte Bertelsmanns PR-Chef Manfred Harnischfeger. Dabei hatten die Konzerne beim Start von Kirchs Pay-TV-Plattform DF-1 Ende Juli mehr angekündigt: Nicht nur premiere, wo Kirch seinen Einfluß steigern darf, könne über DF-1 laufen, sondern auch das, was von Bertelsmanns einst als DF-1-Konkurrenz geplantem Club-RTL noch übrig ist. Darüber werde immer noch gesprochen, versicherte Bertelsmanns TV-Manager Ewald Walgenbach der taz in Hannover. Aber auch: „Wir versuchen in Szenarien zu denken, die darauf hinauslaufen, daß wir uns nicht einigen.“ Bertelsmann-Kreise lancierten in jüngster Zeit, Kirch verhandle einmal mehr nur taktisch. Letzte Woche schien man vor dem Scheitern zu stehen, nun signalisieren die Managementdiplomaten sachten Einigungswillen. Bertelsmanns Möglichkeiten, Kirch etwas entgegenzusetzen, sind indes weiter gesunken: Eben hat Kirch mit Disney den letzten der US-Majors mit einem Programmlieferungsvertrag an sich gebunden (s. S.6). Und DF-1-Chef Gottfried Zmeck kündigte in Hannover an, auch das Canal+-Angebot Multithématique werde wahrscheinlich über DF-1 vertrieben – darauf hatte ursprünglich Bertelsmann gezählt. Premiere bleibt nicht nur Mittelpunkt der Verhandlungen, sondern auch des Streits: Das Kooperationsmodell (Kirch besorgt die Filme, Bertelsmann Vertrieb und Fußball) steht in Frage, nachdem DF-1 die Ausstrahlung von „Forrest Gump“ im September ankündigte – den wollte premiere exklusiv bringen. So sehen Warnschüsse aus. (Ausführlicher Bericht zu dem Thema am nächsten Montag.) Lutz Meier
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