: Meckel mit Nato noch unzufrieden
■ Bei seinem Nato-Besuch spricht der DDR Außenminister von Aversionen der Bevölkerung gegenüber der Nato
Brüssel (dpa/taz) - Nach Angaben des DDR-Außenministers Meckel will der sowjetische Außenminister Schewardnadse eine gemeinsame Haltung des Warschauer Paktes zu den Londoner Erklärungen der Nato-Staaten erreichen. Schewardnadse habe die Außenminister der Warschauer-Pakt-Staaten in einem Brief aufgefordert, schriftlich zu erklären, wie sich das östliche Bündnis gemeinsam verhalten solle. Dies teilte Meckel am Dienstag anläßlich des ersten Besuches eines DDR -Außenministers im Brüsseler Nato-Hauptquartier mit.
Er habe den Brief Schewardnadses mit diesem Inhalt am Montag erhalten, erklärte Meckel auf einer Pressekonferenz nach dem Besuch im Nato-Hauptquartier. Die Warschauer-Pakt -Staaten sollten auch erklären, ob sie damit einverstanden seien, Einladungen an Nato-Staaten auszusprechen, damit diese an Besprechungen des Warschauer Paktes teilnehmen können. Gedacht sei etwa an den Beratenden Politischen Ausschuß des Warschauer Paktes, erklärte Markus Meckel.
Der DDR-Außenminister beurteilte während seines Brüssel -Besuches die Londoner Nato-Erklärung als „ein wichtiges Zeichen“ der Veränderungen des westlichen Bündnisses. Es sei ein klarer Schritt hin zur Vertrauensbildung. Vor seinem Gespräch mit Nato-Generalsekretär Wörner hatte Meckel allerdings die Erklärung als nicht ausreichend kritisiert.
Zur Frage einer zukünftigen Nato-Mitgliedschaft Gesamtdeutschlands sagte Meckel, es bestünde in der DDR eine „große Aversion“ gegen eine Mitgliedschaft. Mehr als zwei Drittel der DDR-Bevölkerung seien sehr skeptisch gegenüber dem westlichen Bündnis eingestellt. Die Nato, wie sie die DDR-Bürger bisher erlebt hätten, sei nicht die, „in der wir Mitglied sein wollen.“
Die Nato unternehme aber deutliche Schritte, sich hin zu dem veränderten Europa zu wandeln, erklärte Meckel. Er bekräftigte erneut den Vorschlag, eine Obergrenze für gesamtdeutsche Truppen von 300.000 Mann festzulegen. Es herrsche klarer Konsens, daß der Ostteil eines vereinten Deutschlands nicht in die militärische Struktur der Nato eingebunden werden dürfe.
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