Mausgerutscht war gestern: Hinterm Mond gleich rechts

Elena Wolf wundert sich über die Rechtfertigungsstrategie mit Korrekturprogramm von Pewobe.

Vorsicht: Technik! Foto: taz

Seit AfD-Bundesvizin Beatrix von Storch bei Facebook Anfang des Jahres, wie sie sagt, von der Maus abgerutscht sei und nur deswegen den Schießbefehl auf Geflüchtete bejahte, fressen Meerschweinchen auch wieder Hausaufgaben. Dass man mit solchen ultrabilligen Ausreden schon in der Schule nicht ums Nachsitzen herumkommt, lernt eigentlich jedes Kind.

Dem Storch’schen Mausrutscher der Berliner AfD-Chefin laufen nun vier Pewobe-MitarbeiterInnen den Rang ab. Ihre maximal hanebüchene Ausrede ist derart grotesk, dass man glauben mag, sie stamme von den Satirikern vom Postillon.

Nach ihrem jüngst öffentlich gewordenen E-Mail-Verkehr über Geflüchtete in einer Pewobe-Unterkunft in Lichtenberg versuchen sie auch, rechtslastigen Schrott mit technischen Problem zu erklären.

Ultrabillige Erklärungsversuche

Zwar sind Peggy M., Birgit B. und zwei weitere Pewobe-KollegInnen (Firmen-Motto: „Betreuung aus Leidenschaft“) diesmal nicht von der Maus abgerutscht. Aber das böse, böse Rechtschreibkorrekturprogramm T9 sei schuld, dass man ihnen unterstellt, sich über die Anschaffung einer „Kinderguiolltine [sic!]“, ein „großvolumiges Krematorium“ und sonstige faschistoide Gewaltfantasien ausgetauscht zu haben. Es handle sich um ein aus dem Zusammenhang gerissenes Bild, das nun entstünde.

Peggy M. ließ über den Pewobe-Anwalt klarstellen, dass sie für eine freie, demokratische und multikulturelle Gesellschaft einstehe und die Willkommenskultur lebe. Ein Schelm, wer unterstellt, dass da was zum Himmel stinkt.

Vielleicht wurden Peggy M. und Co. aber auch einfach missverstanden. Vielleicht war mit T9 nicht das Korrekturprogramm, sondern die gleichnamige chinesische Rockband aus Peking gemeint, deren Quersumme, wenn man sie durch Trölf teilt, hinterm Mond gleich links eine Reichsflugsscheibe bunkert, sodass dann diese T9 von dort aus die ganzen Gemeinheiten über Geflüchtete per Telepathie in die Tasten tippten. Who knows?

Das wäre jedenfalls nicht weniger irre als die Erklärung, das Autokorrekturprogramm habe versagt und das Wort „Kinderguiolltine“ falsch buchstabiert vorgeschlagen.

Seit solche Programme seit den nuller Jahren „entnazifiziert“ wurden und aus „maxi“ nicht mehr aus Versehen gleich „Nazi“ wird, können doch auch MitarbeiterInnen in Geflüchteteneinrichtungen keine üblen Menschen mehr sein. Also hinterm Mond zumindest.

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