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Massiver AufschwungArbeitslosigkeit auf Rekord-Tief

Im vergangenen Jahr hatten durchschnittlich 2,976 Millionen Menschen in Deutschland keinen Job. Letztmalig gab es vor 20 Jahren so gute Zahlen.

Es wird wieder in die Hände gespuckt: die Situation auf Arbeitsmarkt hat sich 2011 sehr positiv entwickelt. Bild: dpa

NÜRNBERG rtr | Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen. Im Jahresdurchschnitt seien 2,976 Millionen Arbeitslose registriert gewesen, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mit. Noch weniger Arbeitslose hatte es zuletzt 1991 gegeben.

Der Aufschwung am Arbeitsmarkt setzte sich auch im Dezember fort. Der für die Winterzeit übliche Anstieg fiel im vergangenen Monat geringer aus als in der Vorjahren. Bei der BA waren nach Angaben der Behörde 2,78 Millionen Arbeitslose registriert. Dies seien 67.000 mehr gewesen als im November, aber 231.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg im Monatsvergleich um 0,2 Punkte auf 6,6 Prozent.

"Der deutsche Arbeitmarkt hat sich auch zum Jahresende 2011 positiv entwickelt", sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise in Nürnberg. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen ging die Arbeitslosigkeit erneut zurück, und zwar um 22.000 Erwerbslose. Von Reuters befragte Banken-Volkswirte hatten eine Abnahme um 10.000 erwartet.

Auch finanziell schließt die BA das Jahr unerwartet positiv ab. Statt eines ursprünglich erwarteten Defizits von 5,4 Milliarden Euro zeichne sich ein geringer Überschuss von etwa 100 Millionen Euro ab. Die Behörde werde daher voraussichtlich kein Darlehen des Bundes in Anspruch nehmen müssen.

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14 Kommentare

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  • H
    HeinzKowalski

    Ich bin arbeitslos seit ca. 10 Monaten und in einer Weiterbildungsmaßnahme für Lohnbuchhaltung! Für die nächsten 3 Monate. Ich gelte offiziell damit nicht mehr als arbeitslos und bin nicht in der Statistik enthalten. Ist das denn noch ehrlich von unseren Behörden? Und immer kurz bevor die Statistiken erstellt werden, bekommt man den "marschbefehl" für die Maßnahmen. Sonst kann es monatelang dauern. Komisch was!Wir Bürger werden verarscht. Total!

  • E
    emil

    wo ist die überraschung?

     

    geburtenstarke jahrgänge gehen in rente, während geburtenschwache jahrgänge hinterherhoppeln.

     

    in der folge bleiben viele jobs für wenige menschen, also gelangen mehr in beschäftigung.

     

    demographie und so.

  • M
    Mausemaus

    Als offizielle Arbeitslose gelten nur noch die, die in den letzten 12 MOnaten neu hinzugekommen sind, (alle anderen länger arbeitslosen sind herausgefallen und werden dementsprechend nicht mehr als solche bezeichnet) und vorher über einem bestimmten sehr guten Einkommen gelegen haben. Mindestens ca, 2000 - 2500 Euro brutto. Mal drüber nachdenken!

     

    Ein Menschen der fürher mal mit 3000 Euro Brutto z, B. als Buchhalter, seine Familie ernährt hat und nun aus Verzeifelung einen Job für 1200 Euro z,B. als Lagerhilfsarbeiter angenommen hat, Ist der nicht arbeitssuchend? Ist das unsere neue Vollbeschäftigung? Wir entwickeln uns zu einem Land von Hilfsarbeitern und Tagelöhnern . Und das ist gewollt.

  • C
    ClausS

    Alles Lüge!!!

     

    Ich kann das ewige Lügen und die Fälschung der Wahrheit der Ämter und der Politiker nicht mehr hören. Hier werden Statistiken erstellt, die der Realität völlig entrückt sind. Das Volk soll für Dumm verkauft werden. Alleine im Jahr 2010 sind,wie fast jedes Jahr, ca. 3 Millionen Arbeitslose hinzugekommen. Unsere echte Zahl von Arbeitssuchenden liegt bei bestimmt 20 %. Aber wenn alle die länger als 1 Jahr arbeitslos sind, oder die die vorher noch kein volles Jahr gearbeitet haben, oder die, die so wenig verdient haben, dass ihr Arbeitslosengeld unter dem ALG2 Satz liegt, (z.B. Leiharbeiter) gar nicht mehr als Arbeitslose in die Statistik aufgenommen werden, kommt man auf die neue Zahl. Auch ALG 1 Menschen über 58 ohne Jobangebote fallen raus, wie wir seit neusten wissen. Hier bastelt sich die Regierung eine heile Welt um die die blöden Büger von ihren Erfolgen zu überzeugen, die es gar nicht gibt. Auch hätte die CDU/FDP Regierung genug Zeit gehabt um die Fehler von Herrn Schröder auszugleichen. Sie hat aber noch eins oben auf gesetzt.

    Und positive Wirtschaft bezeichnet nur noch die Großkonzerne und die großen Exportfirmen. Der Bürger ist mit Wirtschaft nicht mehr gemeint. Dem geht es schlechter als je zuvor. Und es wird noch schlimmer. Aber nur die "Wirtschaft" zählt noch für unsere korruppten Politiker.

    Und was noch sehr schlimm ist, das die meisten Medien wie TV und Radio und auch viele Zeitungen, also die Redakteuere und Journalisten, nur noch kommentarlos die Meldungen der Regierung verbreiten, ohne dem Bürger zu sagen wie es wirklich ist. Unsere Medienwelt ist fast zu 100 % zu einem verlogenem propagandistischen Spachrohr der Politiker und der Großfinanz geworden, die nur noch schön brav den Mist zur Volksverblödung verbreiten.

  • R
    RattusRattus

    @CP: Danke!

  • C
    cadaverbag

    finde den artikel auch befremdlich. taz bläst ins gleiche horn wie die "leitmedien"?

     

    immer mehr identisch abgeschriebene artikel in der "presselandschaft" lassen mich zunehmend an gleichschaltung denken.

     

    interessant wäre ein vergleich zw. `91 und jetzt bezüglich der beschönigten statistik, sprich: wer wurde ´91 als arbeitslos bezeichnet und wer heute?

  • L
    L.M.

    Ungefähr der 5. Versuch hier ein Kommentar einzugeben. Auch ich bin entsetzt. Hallo taz?? Da war SPON sogar noch kritischer. Unglaublich sowas unhinterfragt einfach abzuschreiben. Bin enttäuscht!

  • EL
    Erwin Lindemann

    Sehr schade, dass auch die taz so eine Meldung unkommentiert abschreibt. Klar, die Zahl ist die Kleinste seit 20 Jahren. Aber die tatsächliche Anzahl ist selbstverständlich größer. Nicht nur dass über 58 Jährige, Menschen in irgendwelchen mehr oder schwachsinnigen Maßnahmen, 1-Euro-Jobber, gerade zufällig Erkrankte und Menschen in Weiterbildungskursen im Gegensatz zu vor 20 Jahren nicht mehr mitgezählt werden. Hinzu kommen noch die Menschen, die zwar einen Job haben, von diesem aber nicht mehr Leben können und daher ergänzend Sozialleistungen benötigen. Diese Menschen sind de Facto ebenfalls arbeitslos und benötigen einen richtigen Job. Die BA hat einen neuen Rekord im Statistikfälschen aufgestellt, und sogar die einstmals politisch eher linke taz jubelt mit.

  • W
    Weinberg

    „Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.“

     

    Mehr zu dem vom Gesetzgeber (vorsätzlich) gewollten Arbeitslosenstatistik-Betrug findet sich heute in dem NachDenkSeiten-Beitrag „Im Jahr 2011 erstmals mehr als 41 Millionen Erwerbstätige“(http://www.nachdenkseiten.de/?p=11741).

     

    Ein lesenswerter Beitrag – selbst für taz-Redakteure!

  • F
    Frank

    Beschäftigung, ausgerechnet Arbeit zu haben, wird als ein politischer Erfolg dargestellt.

     

    Für die Politik, den Sachverwalter einer nationalen Betriebsrechnung, ist das auch ein Erfolg.

    Für die Menschen, die hier zu Millionen zu Löhnen arbeiten müssen, von denen man nicht leben kann, für die Millionen für die die Ausübung dieser "Arbeit" direkt in die Altersarmut führt, ist das allerdings alles andere als gut.

     

    Die Opfer sollen sich ein Sichtweise zu eigen machen, quer durch alle Medien progandiert, welche nicht den Ertrag der "Arbeit" bewertet, sondern bereits die Tatsache, dass man arbeiten darf (und zwar bis 67) als Erfüllung der Bedürfnisse der so "beschätigten" versteht.

     

    Ein Beispiel:

    Die Rente mit 67 wird Gesetz. Praktisch sind Menschen ab 55 im Prinzip bei Arbeitslosigkeit nicht mehr vermittelbar.

    Praktisch arbeiten bereits jetzt Rentner weiter, um mit der in einer lebenslangen Beruftätigkeit erworbenen Rente überhaupt existieren zu können.

     

    Das ist voll in Ordnung und der Erfolg der Politik der letzten Jahre.

     

    Jetzt gehts weiter:

    Arbeiten bis zum Umfallen, das und nur das sei gerecht. Zur Not auch mit gestezlichen Massnahmen werde man die Pflicht bis zum 67. Lebensjahr arbeiten zu müssen, auch gegen die "Arbeitgeber" durchsetzen...

     

    Folgerichtig wird diese politische Absicht entsprechend medial aufbereitet und thematisiert.

     

    Für die Opfer bedeutet das, alles geht so weiter.

    Löhne von denen man nicht leben kann, aber eben jetzt bis 67! Und ausgerechnet wenn das nicht klappt soll man traurig werden ...

    Medien sind wirklich was tolles in der Demokratie. Für die Regierenden in politischer und wirtschaftlicher Verantwortung. Für deren Wähler und je nach Bedarf verfügbare Bedienstete ist das pures Gift.

     

    Die Welt brennt. Und es ist das Recht der Bevölkerung sich als Brandbeschleuiger nützlich zu machen und sich dabei wohlig warm zu fühlen ...

  • MV
    Massive Veränderung...

    der Kriterien der BA nötig!

     

    Denn offenbar hat die Quantität der Arbeitsplätze keine Aussagekraft mehr über das Wohlsein einer Wirtschaft, wenn diese Arbeitsplätze entlohnt werden wie eine freundliche, kleine Gefälligkeit, nicht wie Lebenszeit, die man in eine Sache investiert!

     

    Im Übrigen hat die BA eine so gewaltige Glaubwürdigkeit wie Wulff!

     

    Wirklich schade, dass heute alle Zeitungen diese "Meldung" aka Propaganda so ungeniert übernehmen. Wo gerade Journalisten nicht der bestbezahlteste und libertär geführteste Berufsstand der gegenwärtigen Welt ist!

  • AN
    Arbeit! Na und?

    Da hätte ich von der taz aber mehr erwartet, als sich einfach nur an diesen Propagandazahlen zu ergötzen. Was sind das denn für Arbeitsplätze, die da geschaffen wurden? Wie hat sich der Lohn entwickelt? Wie sieht es mit Kündigungsschutz und Arbeitszeiten aus?

    Antworten darauf finden sich hier leider nicht. Aus so einer Standard- Meldung kann ein wirklich kritisches Medium aber mehr rausholen...

  • T
    TabulaRasa

    Übernimmt jetzt auch die taz kritiklos die Jubelmeldungen? Traurig.

  • CP
    Christian Punckt

    Und hiermit ist nun also auch die Taz auf dem Niveau von Spiegel Online angekommen. Es kommt nicht auf die Quantität sondern die Qualität der Arbeit an. Und auch die Taz weiß, dass es um letztere nicht gerade gut bestellt ist.