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Massaker vor der Bürgerschaft -betr.: Kürzungen bei den freien Trägern

Betr.: Kürzungen bei den freien Trägern

Anläßlich der 1. Bürgerschaftssitzung in der neuen Legislaturperiode ersschien es uns notwendig, anläßlich der uns durch die Presse bekannten Punkte des Koalitionspapieres unseren Protest zu artikulieren. Die angekündigten 10-Prozent-Kürzungen bei den freien Trägern zeugen davon, daß den Politikern die Argumente ausgehen und sie dann scheinbar „gerecht“ bei allen „gleich“ kürzen! Inwieweit dies in erster Linie populistische Gleichmacherei ist oder der Rasenmäher dann auch die schönsten Blüten mitnimmt, werden wir in einiger Zeit sehen können.

Daß unserem Jugendverband zehn Prozent an die Schmerzgrenze gehen, wollten wir mit einer plastischen Aktion deutlich machen, die uns selbst viel Schmerzen bereitete: Wir überreichten den Politikern eine Blume, doch kurz vor der Übergabe schnitten wir die Blüte ab. Wir hatten vorher lange darüber gesprochen, ob wir dieses brutale Zerschneiden einer Blume wirklich tun sollten. Wir jkamen zu dem Schluß, ja! Denn um eine menschliche Regung von Politikern zu bekommen schien uns dies notwendig. Und der Erfolg gab uns recht: Ob Herr Nölle, Herr Rebers, Nerr Bernbacher oder Herr Metz – viele schüttelten die Köpfe, waren entsetzt, sprachen von Massaker. Aber es nutzte nichts, die Blumenblüten waren ab.

Wir glauben Politikern durchaus, wenn sie uns immer wieder betonen, wie viele Probleme sie mit den Kürzungen haben, aber es müsse halt sein. Uns tut es auch weh, die Blüten abzuschneiden, doch es mußte wohl sein, um so etwas wie Mitgefühl von den Politikern zu spüren. Leider nicht mit den betroffenen Menschen, die von den verschiedenen freien Träger betreut werden oder dort arbeiten – aber wenigstens mit den Blumen.

Leider waren außer uns nur noch zwei weitere Projekte auf dem Marktplatz. Viele winkten schon im Vorfald ab nach dem Motto: Untereinander schimpfen wir viel über die Kürzungen, doch ich beiß doch nicht in die Hand des Herrchens, auß dessen Hand ich fresse! Traurig! Hoffen wir, daß Zivilcourage in nächster Zeit wieder zunimmt – sonst regiert nur noch die Angst! Martin Lugebiehl für die Naturfreundejugend Bremen

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