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Massaker in SrebrenicaUS-General gibt Schwulen Mitschuld

Ein ehemaliger Nato-Kommandeur sorgt für Empörung in den Niederlanden: Für die Verteidigung von Srebrenica sei die Kampfmoral zu gering gewesen - wegen der schwulen Soldaten.

Echte Männer: US-General John Sheehan (li.) umarmt 1997 einen kasachischen Kollegen. Bild: ap

WASHINGTON dpa | Ein früherer US-General hat in den Niederlanden heftige Empörung mit der Behauptung ausgelöst, das Massaker von Srebrenica sei wegen des Einsatzes von Homosexuellen bei den holländischen UN-Friedenstruppen nicht verhindert worden. Derartige Vorwürfe des einstigen Nato-Kommandeurs John Sheehan seien "völliger Unsinn", erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gestern in Den Haag. Der niederländische Botschafter in Washington wies die Behauptungen im Namen seiner Regierung zurück.

Sheehan hatte am Vortag bei einer Senatsanhörung in den USA dargelegt, die Kampfmoral der niederländischen Truppe sei wegen der Anwesenheit schwuler Soldaten zu gering für eine Verteidigung von Srebrenica gewesen. Der 1997 pensionierte General wurde zu Fragen über eine mögliche Zulassung von Homosexuellen zum Dienst in den US- Streitkräften angehört.

Die Muslim-Enklave Srebrenica war 1995 im Balkankrieg von Niederländern bewacht worden. Sie waren in der Unterzahl und hatten kein Kampfmandat des UN-Sicherheitsrates. Nach Angriffsdrohungen zogen sich die holländischen Blauhelmsoldaten zurück. Daraufhin eroberten bosnisch-serbische Streitkräfte Srebrenica und töteten rund 8.000 muslimische Männer und Jungen. Die UN bewerten das Verbrechen als Völkermord.

Bei der Anhörung erklärte Sheehan, der damalige niederländische Stabschef Henk van den Breemen habe ihm gesagt, Schwule in seiner Armee seien in Srebrenica "Teil des Problems" gewesen. Die Behauptung sei "schlichtweg albern", hieß es im niederländischen Verteidigungsministerium.

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12 Kommentare

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  • F
    Flo

    Da bei der israelischen Armee Homosexuelle seid 1993 zugelassen sind, gibt es dort auch genug Studien zu diesem Thema. Komischerweise konnte man keinerlei Auswirkungen auf die Kampfkraft feststellen. Und dort werden die Soldaten wohl um einiges mehr gefordert, als niederländische Blauhelme...

  • D
    dietah

    Es wird mir mithin ein stetes Rätsel bleiben, wie dieses dämliche, spießbürgerlich konservative Gemüse seine Reproduktion sicherstellt.

     

    Wieviel Jahrhunderte Aufklärung, Wissenschaft und Bildung müssen wir eigentlich noch in die Schädel der Menschheit pumpen, bis diese überholten Denkmuster endlich ausgerottet werden?

  • D
    DenkSchlächter

    Keine Frage, die niederländischen Soldaten haben versagt – rd. 8.000 bedauernswerte und bei richtigem Einsatz der Streitkräfte auch überflüssige Opfer. Eine entsprechende Aufarbeitung fand – wenn überhaupt – mit Samthandschuhen statt. Vielleicht auch deshalb, weil nicht zuletzt die UNO die Lage völlig falsch beurteilt-, und sich grobe Fehlleistungen bei Erteilung des Mandats erlaubt hatte.

    So die Fakten.

    Anders die intellektuelle Glanzleistung des einstigen Nato-Kommandeurs John Sheehan.

    Da kommt mir in den Sinn, daß jemand gesagt hat, amerikanische Fernlenkwaffen seien intelligenter, als diejenigen, die sie bedienen.

    Denken Sie einmal darüber nach - mit freundlicher Empfehlung an die amerikanische Generalität.

  • B
    byk

    also nicht mehr serben sind schuld sondern niederländische lesben?

    scheint, dass der genozid von srebrenica wird noch lange auf die klärung warten müssen...

  • AW
    Anton Wagner

    Unterzahl, kein Kampfmandat, zuviele Schwule in der Truppe. Die Ausreden werden immer grotesker. Mir kommen einige andere Begriffe in den Sinn: Z. B. Feigheit und Pflichtvergessenheit. Soldaten waren zwar selten in der Geschichte zum Schutz der Wehrlosen da sondern meistens nur um eine verlogene Politik mit Gewalt durchzusetzen. Aber in Srebrenica hätten die Soldaten auf keinen Fall ihren Posten verlassen dürfen. Sie wußten genau, daß sie die Bevölkerung einem entsetzlichen Schicksal überlassen würden. Genau wie in Ruanda. Scheint ja auch eine Art UNO-Mandat zu sein. Das Im-Stich-lassen.

  • MF
    Maulkorb für Amis

    Wußte ich es doch!!! Die sind auch an diesem miesen Wetter schuld und das ich kalte Füße habe.

     

    Schon erstaunlich was so´n Ami alles raushaut. Wie wäre es mit einem Maulkorb für Amis?

  • D
    denninger

    Der Artikel ist eine Satire, die in der "Wahrheit" keinen Platz mehr fand, oder etwa doch nicht?

    Schon der Michael Kühnen wusste, dass Homosexuelle bessere Krieger sind weil sie keine Familie haben.

    Der homosexuelle Infantrist selbst ist mehr mit dem Kämpfen beschäftigt als mit dem Erfinden von Märchen über eigene heterosexuelle Heldentaten.

    Und der Gegner verfällt angesichts des drohenden Schicksals als kriegsgefangener Lustknabe in Apathie.

    Ist es nicht toll, sich mal wieder in Vorurteilen zu suhlen wie die Sau im Dreck? (SCNR)

  • H
    Happes

    Hm. Ein US-General gibt den Schwulen also die Schuld an einem Massaker, und Ein Herr Malter Wixa (danke, Herr Küppersbusch!) gibt der sexuellen Revolution die Schuld an der Vergewaltigung von Kindern durch katholische Geistliche. Mit Wahrheit hat natürlich beides nichts zu tun, aber was haben die beiden Dinge miteinander zu tun? Ganz einfach: Herr Wixa ist Militärbschof. Ich wusste zwar nicht, dass er auch für das amerikanische Militär zuständig ist, aber man lernt nie aus und immer gerne dazu.

  • HT
    HUBERT tus

    Wenn ich mir unseren Aussenminister Guido Westerwelle vorstelle, dann glaube ich nicht, dass Schwule zimperlich sind.

  • M
    Martin

    Die Schwulen haben es also wieder mal vermasselt? Bloß gut, dass die damalige Situation ziemlich umfangreich auch filmisch gut dokumentiert ist. 'Kampfmandat' hin oder her: es wurden die dortigen muslimischen Männer unter den Augen dieser 'Schutztruppe' abgeführt, teilweise auch auf LKWs verladen, und jeder, der irgendwie mitdenken konnte, der wußte, dass sie nichts Gutes erwartet, also entweder irgendein Lager oder Folter oder Mord! Das war jedem klar. Und da waren es führende Militärs der 'Schutztruppe', die den Grundsatz jeder Menschlichkeit, bedrohtes Leben zu schützen, aus eigener Angst beiseite schoben, ein durch und durch total feiges Pack, aber mit Sicherheit nicht durchgehend homosexuell.

  • DB
    Der Beobachter

    Mit dem Werfen von rosa Wattebällchen konnten die Fräulein die Serben offensichtlich nicht vertreiben.

  • MN
    Miss Norris

    Diese Behauptung ist ebenso widerlich wie lächerlich.Würde gern mal hören,was Alexander der Grosse oder die Heilige Schar von Theben diesem homophoben Friedhofsgemüse von General erzählen würden...