Massaker in Nigeria: Boko Haram tötet 86 Menschen
Ungeschützt vom Militär war ein Dorf über Stunden Boko Haram ausgesetzt. Ein Überlebender berichtet von brennenden Häusern und schreienden Kindern.
Neben Dalori wurden auch die Flüchtlingslager angegriffen, in denen 25.000 Menschen Zuflucht gesucht hatten, berichteten Überlebende und Soldaten vor Ort. Ein Überlebender, Alamin Bakura, sagte der Nachrichtenagentur AP, er habe sich auf einen Baum geflüchtet gehabt und dann mit ansehen müssen, wie Extremisten Brandsätze in Hütten warfen. Er habe dann die Schreie verbrennender Kinder gehört. Unter den Toten und Verletzten seien auch Mitglieder seiner Familie, sagte er mit tränenerstickter Stimme in dem Telefonat.
Soldaten in Dalori, die ihren Namen nicht genannt wissen wollten, sagten, sie seien am Samstagabend um 20.40 Uhr in Dalori eingetroffen. Sie hätten aber nichts gegen die Boko-Haram-Extremisten ausrichten können, weil diese besser bewaffnet gewesen seien. Erst nachdem Verstärkungen mit schwereren Waffen eingetroffen seien, hätten sich die Angreifer zurückgezogen.
Der Terrorfeldzug der islamistischen Boko Haram dauert bereits seit sechs Jahren an. 20.000 Menschen wurden bisher getötet, 2,5 Millionen flohen vor der Gewalt aus ihrer Heimat.
Die nigerianische Regierung hat nach einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Suspendierung eines mutmaßlich in Massentötungen verwickelten Generals aufgehoben und wieder in den aktiven Militärdienst versetzt. Damit dokumentiere die Regierung in Abuja ihr „monumentales Versagen“, gegen Straffreiheit bei Kriegsverbrechen vorzugehen, kritisierte Amnesty. Unter anderem wegen der Tötung von mehr als 8000 Militärgefangenen seit 2011 hatte Amnesty ein Ermittlungsverfahren gegen neun Kommandeure gefordert, darunter General Ahmadu Mohammed.
Zudem war Mohammed auch Kommandeur, als Kämpfer von Boko Haram im April 2014 fast 300 Schulmädchen aus der Stadt Chibok entführten. Mohammed wurde noch Jahr 2014 in den Ruhestand versetzt, nachdem meuternde Soldaten das Feuer auf ihn eröffnet hatten. Zwölf ihrer Kameraden waren zuvor aus dem Hinterhalt von Boko-Haram-Kämpfern getötet worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!