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Massaker bei Party in MexikoMaskierte töten feiernde Jugendliche

Es lief ab wie bei einem Racheakt im Drogenmilieu: Bei einem Überfall auf eine Party in Mexiko sind 14 Jugendliche erschossen worden.

Mexikanische Sicherheitskräfte in Ciudad Juarez im August 2010. Bild: dpa

CIUDAD JUÁREZ afp | Eine Todesschwadron hat in der berüchtigten mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez 14 Partygäste erschossen und 19 weitere verletzt. Die schwer bewaffneten Täter fuhren nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Samstag in mehreren Geländewagen am Ort der Feier vor und feuerten auf die jungen Leute. Es war bereits das dritte Blutbad dieser Art in diesem Jahr in der an die USA grenzenden Stadt Ciudad Juárez.

"Die Opfer feierten im Hof des Hauses eine Party, als maskierte Männer in dunklen Uniformen und mit Gewehren in mehreren Kleinbussen eintrafen, einbrachen und wahllos auf die Menschen innen schossen", sagte ein Polizeibeamter, der nicht namentlich genannt werden wollte. Die Täter hätten ihre Opfer während der Schießerei beleidigt, berichteten Augenzeugen. Demnach dauerte der Überfall, der um 01.40 Uhr Ortszeit begann, etwa fünf Minuten.

Bei dem Angriff starben zwölf Menschen noch am Tatort. Ein weiterer erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen, in der Nacht zu Sonntag starb ein weiteres Überfallopfer auf der Intensivstation. Es wurde befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigt, da einige der 19 Verletzten in lebensbedrohlichem Zustand waren.

Das Motiv für die grausame Tat sei unklar, sagte der Staatsanwalt des mexikanischen Bundesstaats Chihuahua, Carlos Manuel Salas, bei einer Pressekonferenz. Nach seinen Angaben waren unter den Toten fünf Frauen im Alter von 16 bis 24 Jahren sowie die 30-jährige Besitzerin des Hauses, in dem die Party stattfand.

Der Überfall erinnere an Racheakte im Drogenmilieu, hieß es. Fernsehbilder zeigten Leichen neben in einer Garage geparkten Autos. Essensreste lagen zwischen Blutlachen verstreut. Nachbarn brachten Verletzte in Krankenhäuser, weil es nicht genug Rettungswagen gab. Den Medien gegenüber hielten sich die Nachbarn bedeckt. "Bitte geht weg, macht mich nicht verwundbar", sagte eine Frau. "Ich kann nicht reden. Wenn ich es täte, würden die Mörder zurückkehren. Sie haben uns gewarnt."

Ciudad Juárez mit 1,2 Millionen Einwohnern ist eine der Kriminalitätshochburgen Mexikos. In der Stadt an der Grenze zu den USA wurden in den vergangenen drei Jahren rund 6500 Menschen ermordet. Im Norden des mittelamerikanischen Landes gab es in den vergangenen Monaten mehrere ähnliche Gewaltverbrechen, etwa im Juli in der Stadt Torréon, als 18 Gäste einer Party erschossen wurden; in Ciudad Juárez wurden Ende Januar 16 jugendliche Partygäste getötet, Mitte Juni kamen 19 Menschen bei einem Überfall auf eine Drogenentzugsklinik ums Leben. Landesweit gab es seit Jahresanfang bereits sieben derartige Massaker.

In Mexiko liefern sich Drogenkartelle bittere Kämpfe um die Vorherrschaft auf dem Rauschgiftmarkt. Seit Beginn einer Regierungsoffensive gegen den Drogenhandel im Dezember 2006 starben mehr als 28.000 Menschen. Die Regierung unter Präsident Felipe Calderón setzt im Kampf gegen die Drogenbanden zur Unterstützung der Polizei mehr als 50.000 Soldaten ein.

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8 Kommentare

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  • K
    Kaktus

    @ chr0me : woher weisst du das eigentlich alles,hast du einen Blick in die ' andere' ( Glas)Kugel geworfen ?

    @ Bernie : keine Macht für Niemand

    @ Daniel: ein sehr grosser Teil der Polizei und der Politik in Mexico ist korrupt( bzw. wird dazu gezwungen, weil man sie sonst mit dem Tod bestrafen würde, das wissen eigentlich die meissten, bevor sie diesen Beruf wählen,und weil du damit Geld verdienen kannst wird er zum Teil bewusst angestrebt !! ) ,es sterben vor allen Dingen viele zivile Menschen, und diejenigen, die nicht mitmachen wollen.Das Drogengeschäft ist ein ganz grosser Arbeitgeber, so arbeiten viele Menschen zum Beispiel in der Buchhaltung.In Mexico gibt es keine Mittelschicht in diesem Sinne, sondern Reiche und ganz viele Arme.

  • H
    Hans

    @ Bernd,

    ist dir bei all der Autoritätsliebe schon mal in den Sinn gekommen, dass dieser Zustand ohne korrupte Politiker und Polizisten gar nicht erst entstanden wäre?

  • C
    chr0me

    ...und es ist eine Illusion zu glauben, die Legalisierung des Drogenhandels würde etwas ändern. Es würde lediglich Unternehmen auf den Plan rufen, also zusätzliche Akteure, eine Konkurenz, die den Markt noch stärker unter Druck setzen würde. Ausschlaggebend ist die Gewinnspanne. Wenn man mit Drogen weniger Geld verdienen kann, dann sieht das anders aus. Das wiederum ist utopisch und macht die Sache umso trauriger.

  • DS
    David Sanchez

    Calderon hat diese Situation zu verantworten. Seine Politik der Konfrontation hat die Situation deutlich verschärft. Man darf auch nicht vergessen, dass in Mexiko, das Militär permanent und unter dem Deckmantel des Drogenkrieges gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wird. Nun zum Artikel... was sind Menschinnen? Eine neue Form der politisch korrekten Genderbezeichnungen? Seit wann liegt Mexico in Mittelamerika? Mesoamerika, OK... oder Nordamerika.

  • S
    scot

    """"""

    24.10.2010 11:52 Uhr:

    von Bernd:

     

    Die Regierung muss entschlossen gegen dieses Gesindel vorgehen und darf nicht einknicken! Keine Macht den Drogen!!!

    """"""

     

    Dieses "Gesindel" deckt nur die große Nachfrage der Industrienationen.

    Und damit dieses gewaltkontrollierte Milliardengeschäft nicht noch mehr Macht bekommt und nicht noch mehr unschuldige Leute in diesem Kampf der nicht mit Militär zu Ende gebracht werden kann umkommen MÜSSEN Drogen legalisiert werden.

  • D
    Daniel

    Das ist so extrem furchtbar!

    Da sterben täglich Polizisten und andere Menschen nur wegen Geld.

     

    Ich frage mich, was passieren würde, wenn die mexikanische Regierung einfach den Drogenhandel legalisiert. Natürlich gehen sie dann das Risiko ein, dass die USA beleidigt sind. Aber vielleicht schaffen sie es dann die Drogenkartelle aus dem Untergrund zu holen und in einen _normalen_ Konkurrenzkampf mit anderen Konzernen zu setzen.

     

    Es ist doch eine Illusion, anzunehmen, dass mit der aktuellen Politik Bürger vor Drogen geschützt werden können. Und zu welchem Preis?

  • B
    Bernd

    Die Regierung muss entschlossen gegen dieses Gesindel vorgehen und darf nicht einknicken! Keine Macht den Drogen!!!

  • TD
    the dude

    Ich glaub ich buch gleich morgen einen Flug dorthin.

    Nicht.