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Marquardt Stasi-entlastet

Bundestag beschließt: Die PDS-Abgeordnete konnte als 15-Jährige ihr Handeln für die Stasi nicht voll einschätzen

BERLIN dpa ■ Der Immunitätsausschuss des Bundestages beschloss gestern, dass bei der PDS-Abgeordneten Angela Marquardt eine Stasi-Mitarbeit als Jugendliche nicht als erwiesen anzusehen sei. Der Beschluss fiel einstimmig.

Marquardt, die den linken Flügel der PDS vertritt und durch Punkfrisuren auffällt, sagte, die Entscheidung des Ausschusses sei „politisch und persönlich“ ein Erfolg. Sie habe nie wissentlich für die Stasi gearbeitet, versicherte sie. Als 15-Jährige hatte sie auf Drängen ihrer Mutter, die selbst Stasi-Mitarbeiterin war, eine Erklärung für das MfS unterschrieben. Ein Sprecher der Gauck-Behörde betonte, nach dem formalen Charakter der Akte sei Marquardt eindeutig als IM geführt worden. Im Vordergrund müsse aber stehen, dass die Stasi offenbar Freundschaft und Verwandtschaft einer Minderjährigen missbraucht habe. Marquardt sagte: „Die Abgeordneten haben sich angehört, was ich als Beschuldigte selbst zu sagen habe.“ Man habe ihr zu Gute gehalten, dass ihr als 15-Jährige nicht unbedingt die Bedeutung ihrer Unterschrift unter der Verpflichtungserklärung bewusst gewesen sei. Sie hoffe, dass künftig bei ähnlichen Fällen genauso sachlich vorgegangen und Biografien berücksichtigt würden.

Marquardt engagierte sich zu Wendezeiten in der Bürgerbewegung und in der Ost-SPD, entschied sich dann aber für die PDS. Heute ist sie stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführerin und medienpolitische Sprecherin der Fraktion.

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