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Marokko vor der großen Koalition

■ Die traditionsreiche Istiklal-Partei will sich nach Boykottankündigungen nun doch an der Regierung beteiligen

Madrid (taz) – König Hassan II. erreicht immer, was er will. Diese oberste Regel der marokkanischen Politik hat sich am vergangenen Wochenende bestätigt. Trotz Protesten gegen den alles andere als sauberen Ablauf der Parlamentswahlen vom vergangenen November beschloß die nationalistisch- konservative Istiklal-Partei, sich an der neuen Regierung, mit deren Bildung Hassan II. Sozialistenchef Abderrahman Jussufi beauftragt hat, zu beteiligen. Der Beschluß des am Wochenende in Rabat zusammengetretenen 13. Parteitags, der ältesten politischen Formation des Landes, die einst den Kampf um Marokkos Unabhängigkeit anführte, beendet einen monatelangen Konflikt bei der Istiklal.

Noch im Dezember hatten sich die Kräfte mit ihrer Boykottlinie durchgesetzt. Aus Protest gegen den in einigen Bezirken allzu offensichtlichen Wahlbetrug sollten alle Institutionen boykottiert werden. Das Oppositionsbündnis Kutla, in dem neben den beiden Großen, der Union der Sozialistischen Volkskräfte (USFP) und Istiklal, die kommunistische Partei für Fortschritt und Sozialismus (PPS) und die marxistische Organisation der Demokratischen Volksaktion (OADP) angehören, drohte zu zerplatzen. Die gemeinsame Arbeit der Oppositionskräfte schien damit ebenso zunichte wie die Pläne von Hassan II., dem Land mit einem Regierungswechsel einen demokratischen Anstrich zu geben.

Doch so leicht wollte der Monarch nicht aufgeben: Anfang des Monats beauftragte er den Chef der stärksten Einzelpartei USFP, Jussufi, mit der Regierungsbildung. Istiklal kam in Zugzwang. Die Aussicht auf Ministerposten brachte Kritiker zum Verstummen. Eine neue Führungsriege soll jetzt den Weg zur Koalitionsregierung ebnen. Die fünftausend Delegierten der Istiklal haben am Wochenende die Verjüngung der Parteispitze eingeleitet. Die beiden alten Führer, Generalsekretär Muhammad Bucetta und Vize Muhammad Duiri, stellten sich nicht zur Wiederwahl. Statt dessen wurde Abbas al-Fassi zum neuen Chef gewählt. Er gilt als Vertreter der neuen Parteigeneration. Er wird sich auf die zwei Drittel der Parteitagsdelegierten stützen können, die noch nicht das 35. Lebensjahr vollendet haben. Sie schenken dem Angebot des Königs, verstärkt am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen, Glauben. Denn anders als für die Alten sind für sie die Auseinandersetzungen mit dem Königshaus Geschichte. Reiner Wandler

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