Marina Mai denkt seit dem BSR-Streik über Abfallvermeidung nach: Kaffeesatz ist guter Pflanzendünger
Auch wenn die Nächte noch ein bisschen kalt sind, der Winter ist zu Ende. Zeit, meine Stiefel zu entsorgen, denke ich. Die Sohle ist porös, Wasser dringt ein. Ab in den Müll damit!
Geht aber nicht. Die BSR hat eine Woche lang gestreikt, auch in meinem Hof laufen die Mülltonnen über. Seit Montag arbeiten die Müllleute zwar wieder, anders als sonst gibt es diesmal aber keine nachgeholte Leerung. Erst beim nächsten regulären Termin werden die Tonnen abgeholt. Die für meine Stiefel bestimmte Restmülltonne ist erst am Donnerstag wieder dran. Die Stiefel werden also noch ein paar Tage im Flur rumstehen müssen.
Der Streik der Berliner Stadtreinigung hat bei mir voll reingehauen. Mittwoch ist immer die Leerung für die Biotonne, Freitag ist der Verpackungsmüll dran. Nur die Altpapiertonne, die immer am Dienstag geleert wird, ist nicht betroffen vom Streik und deshalb auch noch nicht übergelaufen.
Wohin mit dem Müll, das frage ich mich seit letzter Woche. Die Plastikverpackungen für Obst, Gebäckstangen und Buttermilch habe ich mit der Schere zerschnitten, damit sie in dem Mülleimer in meiner Küche nicht so viel Platz einnehmen.
Die leere Nusstüte habe ich winzig klein zusammengefaltet in den Eimer geworfen. Doch was mache ich mit dem Käse in meinem Kühlschrank, für den das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Er schrumpft und schrumpft und fängt bestimmt bald an zu schimmeln. Den kann ich unmöglich eine Woche lang im Mülleimer in der Küche vor sich hin stinken lassen.
Dann vielleicht doch besser im Kühlschrank liegen lassen? Die Idee kommt, als ich eine Nachbarin beobachte, die einen verwelkten Tulpenstrauß in die Biotonne entsorgt. Bingo! Biomüll sackt zusammen, die Tonne ist nicht übervoll, nur voll. Mein Käse zumindest lässt sich darin noch verstauen!
Aber da kommt mir ein Gedankenblitz. Sollte ich vielleicht anders einkaufen? Noch nie habe ich Verpackungen im Geschäft zurückgelassen, was man ja darf. Aber mal ehrlich: Wer füllt denn im Supermarkt die Buttermilch in eine Tupperdose, um den Behälter im Geschäft zu lassen? Wer trägt die Klopapierrollen einzeln nach Hause, um die Verpackung nicht im Haus zu haben?
Eigentlich möchte ich auch meine Balkonkästen neu begrünen, aber auch die Reste der alten Pflanzen wollen irgendwo entsorgt werden. Beim Gedanken an den vertrockneten Bewuchs kommt mir die Idee, wie ich zumindest einen Teil meines für die Biotonne bestimmten Mülls loswerden kann: im Vorgarten, verbuddelt unter einem Strauch.
Gedacht, getan. Kaffeesatz ist schließlich guter Dünger.
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