piwik no script img

Margret SuckaleOptimistin mit eigenem Stil

Für Kommentatoren ist der Tarifkonflikt eine Sache zwischen GDL-Chef Schell und Bahnchef Mehdorn. Doch Margret Suckale setzt als Verhandlerin der Bahn Akzente.

"Wir brauchen optimistische Menschen in Führungspositionen": Margret Suckale Bild: dpa

Für die Kommentatoren ist der Tarifkonflikt der Bahn eine Sache zwischen Männern, eine persönliche Fehde zweier "Kampfgockel" (Süddeutsche), ein Duell zwischen Manfred Schell, Chef der Lokomotivführergewerkschaft, und Hartmut Mehdorn, Vorstandschef der Deutschen Bahn AG. Mit dem tatsächlichen Geschehen hat das wenig zu tun. Denn als Spielzeug, um das sich ausschließlich kleine Jungs kloppen, hat die Bahn ausgedient. Dafür steht Margret Suckale. Sie ist die Verhandlerin der Bahn AG, sie setzt die Akzente.

Suckale ist allerdings auch die einzige Frau in einem Vorstand der 30 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Und das haben die Männer sie in ihrem ersten Tarifkampf - mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA - schon einmal spüren lassen. Obwohl sie den aufgeheizten Konflikt zu einem für alle vertretbaren Ende brachte, wurde laut getuschelt: Die Suckale sei nicht "hemdsärmelig" genug und habe kein Stehvermögen. Vor allem sei sie nicht die ganze Nacht mit den Gewerkschaftern am Tisch sitzen geblieben.

Vorwürfe, die man aus der Diskussion kennt, warum es Frauen nicht gelingt, in den Konzernspitzen Fuß zu fassen. Suckale selbst hat oft genug deutlich gemacht, dass sie die Führungskultur in Deutschland für "eindeutig männlich geprägt" hält - und dass es wichtig sei, eigene Leitbilder zu entwickeln. Ohne Stammtischgehabe zum Beispiel. Fragt man direkt nach, hört man übrigens auch Lob über die Verhandlungsführerin: Sie habe eine sehr klare Strategie gehabt und das Gespräch bestimmt.

Schon als Schülerin tourte die heute 51-jährige Hamburgerin per Zug durch Italien. An einem Ort konnte sie nie lange bleiben. An der Universität Hamburg studierte sie Rechtswissenschaften, an der Northwestern University im US-Staat Ilinois Betriebswirtschaft und im Schweizer St. Gallen Internationales Wirtschaftsrecht.

Danach wurde sie Mitglied in einem Frauennetzwerk - und stieg in eine echte Männerdomäne ein: ins Ölgeschäft. Elf Jahre lang arbeitete sie für den US-Konzern Mobil Oil in Hamburg, Wien, Kopenhagen und London. Dort schon verantwortete sie das Gebiet Arbeitsrecht und Tarifpolitik. Bevor Mobil Oil mit Exxon/Esso fusionierte, wechselte Suckale 1997 zur Bahn AG und übernahm dort die Rechtsabteilung. Dass die Zentrale in Berlin ist, kommt ihr entgegen, denn ihr Mann ist Berliner. Seit zwei Jahren gehört Suckale zum Vorstand und ist verantwortlich für die rund 230.000 Beschäftigten.

"Wir brauchen optimistische Menschen in Führungspositionen", sagt sie. Die Streiks werden es ihr nicht leicht machen, darin Vorbild zu bleiben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!