Marburger Bund-Chef Rudolf Henke: CDU-Mann als Gewerkschaftsführer
Arzt, Abgeordneter und Ärztegewerkschaftschef: Rudolf Henke ist der neue Vorsitzende des Marburger Bunds. Im Vergleich zum umtriebigen Vorgänger Montgomery tritt er leiser auf.
Sein Vorgänger Frank Ulrich Montgomery war laut, fordernd, konfrontativ. In Streiks setzte er für die Klinikärzte durch, was die Lokführergewerkschaft gerade anstrebt: den eigenen Tarifvertrag. Rudolf Henke dagegen gilt als leise, fleißig, korrekt. Nun wurde der 53-jährige Internist zum neuen Chef der Ärztegewerkschaft Marburger Bund gewählt, die inzwischen mehr als 100.000 Mitglieder zählt.
18 Jahre lang war Henke Vize im Schatten des medienwirksamen Montgomery. Jetzt tritt er ins Licht der Kameras und wird, um erfolgreich zu sein, mehr Profil zeigen müssen. Bisher tut er sich damit schwer. "Medienerfahrung entsteht durch Medienerfahrung", sagte Henke der taz. Ansonsten wolle er "einen Hauch teamorientierter" sein als sein Vorgänger.
In der Ärztegewerkschaft gibt es Vorbehalte. Bei der Wahl erhielt Henke 81 Prozent der Stimmen - Montgomery war 2004 mit 97 Prozent der Stimmen bestätigt worden. Was vielen sauer aufstößt, ist Henkes parteipolitische Aktivität. Seit 1995 sitzt er für die CDU im nordrhein-westfälischen Landtag und ist dort Fraktionsvize. Das führte schon zu Rollenkonflikten: Während die CDU-geführte Regierung einen Sparkurs im Gesundheitswesen fuhr, erstritt Henke im Streikjahr 2006 höhere Löhne für die Klinikärzte.
Henke sieht diese Probleme nicht. Es sei blauäugig, zu glauben, dass sich ohne Kontakte in die Parteien etwas erreichen lasse, sagt er. In vielen politischen Fragen folgt Henke gleichwohl seinen Überzeugungen als Arzt - die nicht immer die seiner Partei sein müssen. So kämpfte er gegen Ausnahmen beim Rauchverbot, die CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zunächst durchsetzen wollte. Und bei der kontrollierten Abgabe von Heroin an Schwerstabhängige nimmt er eine liberalere Position ein als die meisten CDU-Politiker.
Seinen Job als Oberarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie in Eschweiler wird Henke als Chef des Marburger Bunds weitgehend ruhen lassen müssen, schon jetzt arbeitete er dort nur noch wenige Stunden pro Woche. Die Ziele, die Henke nun vor Augen hat, blieben am Wochenende noch etwas vage: Er wolle die Gewerkschaft professionalisieren. "Wir müssen in den Krankenhäusern präsenter sein", sagte er. Außerdem will er die Gehälter und Arbeitsbedingungen für Ärzte weiter verbessern.
Ob er dafür auch auf Konfrontationskurs gehen kann, wird Henke schon bald beweisen können. Ende des Jahres wird der Marburger Bund voraussichtlich den Tarifvertrag mit den kommunalen Krankenhäusern aufkündigen. Und 2009 stehen neue Verhandlungen mit den Ländern an. Bei Ärztestreiks stünde dann Henke in der ersten Reihe.
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