Marathon: Hailes heile Welt

Haile Gebrselassie läuft über die 42,195 Kilometer in Berlin wieder einen neuen Weltrekord.

Nach nur 2 Stunden, 3 Minuten und 59 Sekunden kam der Läufer Gebrselassie ins Ziel. Bild: Tobias Schwarz/Reuters

Der Mann mit dem breiten Grinsen meint es Ernst. "Berlin ist für mich wie ein zweites Zuhause", hat er vor kurzem erklärt. Jetzt steht er hinter einer Absperrung und zieht sich seelenruhig um. Zuerst wechselt er das T-Shirt und dann die kurze Hose. Zwischendurch beantwortet er die Fragen der ihn umringenden Journalisten und Fans. Dieser Mann hat soeben nämlich etwas Historisches geleistet. Er hat beim Berlin-Marathon zum zweiten Mal hintereinander einen Weltrekord aufgestellt.

Insgesamt ist es Haile Gebrselassies dritter Sieg in Folge beim hiesigen Marathon. Das wird ihm so schnell wohl keiner nachmachen. Aber die Erfolge allein sind nicht das, wofür ihn die Berliner lieben. Der nur 1,64 Meter große Mann aus Äthiopien hat ein strahlend positives Wesen. Man sieht ihn selten ohne ein Lächeln im Gesicht. Und zu Berlin hat er ein besonders herzliches Verhältnis. Ob er absichtlich die offizielle Farbe des Marathons - Gelb - als Trikot- und Schuhfarbe gewählt hat, ist nicht bekannt. Aber schon kurz vor dem Startschuss winkt er den Zuschauern zu. Und wirkt dabei wie ein kleiner Junge, der gleich seine Weihnachtsgeschenke bekommt.

"Ich hatte das Gefühl, in einem Stadion zu laufen", sagt er nach dem Rennen mit Blick auf die Stimmung, die die über 40.000 Läufer durch Berlin getragen hat. Und wirklich: Die Atmosphäre auf den Straßen ist beflügelnd. Ein Automobilhersteller hat aus Pappe Hilfen zum Klatschen verteilt, darauf steht: "Youll never run alone". Das ist in der Tat unmöglich, überall an der Strecke feuern insgesamt über eine Million Fans die Läufer an. Es ist, als würde der Jubel Gebrselassie über dem Asphalt schweben lassen. Bei strahlendem Sonnenschein und 16 Grad fühlt er sich sichtlich pudelwohl. Und während Gebrselassie und seine Kontrahenten noch durch die Stadt laufen, vertreiben sich die Zuschauer am Zieleinlauf die Zeit mit Klatschübungen.

Keiner bezweifelt, dass es einen neuen Weltrekord geben wird. Zu eingängigen Schlagern üben die Fans am Straßenrand die La-Ola-Welle. Und als Gebrselassie vom Brandenburger Tor auf die Zielgerade einbiegt, erlebt er einen ohrenbetäubenden Empfang.

Dann gibt Berlins neuer Liebling ein Interview nach dem andern. Und das Publikum feiert einen weiteren Star: Irina Mikitenko gewinnt das Rennen bei den Frauen in deutscher Rekordzeit von 2:19:19.

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