■ Mann des Tages: Der geläuterte Surfer Boy: Frankie Hejduk (vielleicht bald Berliner)
„Persönlichkeit“, so US-Coach Steve Sampson, wollte er beim Match gegen den Iran in seine Mannschaft bringen, und darum brachte er Frankie Hejduk. Gegen Deutschland war der mit 23 Jahren jüngste Spieler im Kader der Amerikaner zur Halbzeit eingewechselt worden, weil das Team „einen Funken“ brauchte. Der flinke Angreifer ließ sich nicht lumpen und sorgte sogleich für Gefahr vor dem Tor von Köpke. Nach dem Ausscheiden der USA fallen so ziemlich alle über Sampson her, weil er diesen Spieler nicht mitnahm, jenen nicht aufstellte. Eines kann dem Trainer keiner vorwerfen: daß er Frankie Hejduk mitnahm. „Einen der wenigen leuchtenden Flecken“ im Team nannten US- Agenturen den Flitzer vom MLS- Team Tampa Bay Mutiny, der mit seinen beherzten Aktionen, auch beim 0:1 gegen Jugoslawien, europäische Klubs auf sich aufmerksam machte. Unter anderen Zweitliga- Aufsteiger Tennis Borussia, der Hejduk gern verpflichten würde.
Vor eineinhalb Jahren hatte es so ausgesehen, als ob der begeisterte Surfer, der sich mit Reggaemusik und Meditation in französischen Weinbergen auf die WM-Spiele vorbereitete, seine internationale Karriere bereits vermasselt hätte. Da verpaßte Hejduk einen Flug des US-Teams nach China, und der entrüstete Sampson strich ihn aus dem Kader. Doch dann trat etwas ein, was auch Sepp Herberger gefallen hätte. Der Jüngling heiratete, Nachwuchs stellte sich ein, und der „freie Geist“ (Sampson) wurde ein kreuzbraver Bursche. „Seine Einstellung hat sich dramatisch verändert“, freute sich der Coach und berief Hejduk doch noch ins Aufgebot. Nicht geändert hat sich die Einstellung, mit der dieser seine Spiele bestreitet: „So entspannt wie möglich.“ Matti
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