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■ Mann des Tages: Das Talent mit dem Telefon am BolzplatzBenni McCarthy (nährt Hoffnungen)

Jetzt hat er also auch sein erstes WM-Tor erzielt: Benni McCarthy, der 21jährige Wunderstürmer von Ajax Amsterdam, der in Südafrika Popularitätswerte einfährt wie sonst nur Staatspräsident Mandela und der tote Rapper Tupac Shakur. Seine vier Tore im Spiel gegen Namibia beim Afrika-Cup im letzten machten McCarthy zum abgöttisch verehrten Fußballidol. Benni ist wie so viele Stars der Bafana- Bafana-Auswahl in den Cape Flats aufgewachsen, jenem gigantisch großen Ghetto-Areal vor den Toren Kapstadts. Sein Profidebüt in der Soccer-League machte er als 17jähriger bei den Seven Stars, wobei er einen fulminanten Einstand hatte, als er gleich im ersten Spiel auswärts bei den großen Kaizer Chiefs in Soweto ein Tor erzielte.

Pressevertreter, die sich in der Folge auf McCarthy stürzten, mußten einen öffentlichen Fernsprecher an einem Bolzplatz in den Flats anrufen, um ihn zu erreichen. Benni hatte nämlich sonntags noch seinem Engagement in der sogenannten „bandits league“ nachzukommen, einer von Dealern und anderen Gangstern installierten Liga, in der die Spieler oft genug die Empfänglichkeit für Bestechungen jedweder Art mit ihrem Leben bezahlen mußten.

Als McCarthy beim 0:3 gegen Frankreich in seinem und Südafrikas ersten WM-Spiel 90 Minuten lang kein Land sah, schienen die Achtelfinalträume, die Trainer und „white witchdoctor“ Philippe Troussier schon immer als Illusion bezeichnet hatte, geplatzt. Sein Ausgleichstreffer gegen Dänemark immerhin nährt die vage Hoffnung, daß es gegen Saudi- Arabien noch mehr werden könnten. Und das würde nicht nur Ajax- Coach Morten Olsen freuen, sondern vor allem ein fußballfanatisches Südafrika, das nach den Erfolgen beim Afrika-Cup extrem hohe Erwartungen hat, einigermaßen zufriedenstellen. Ralph Christoph

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