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Malte Kreutzfeldt über die Bilanz der BahnFür die Verkehrswende zu wenig

Es sind sehr unterschiedliche Botschaften, die von der jüngsten Bilanz der Deutschen Bahn ausgehen. Viele Medien konzentrieren sich darauf, dass der Gewinn des Unternehmens um ein Drittel gesunken ist. Dabei ist dieser Wert faktisch vollkommen irrelevant. Zum einen, weil sowohl das Schienennetz als auch der Regionalverkehr zum Großteil mit Steuermitteln finanziert werden, sodass ein „Gewinn“ ohnehin nur auf dem Papier existiert. Zum anderen, weil es gar nicht die Aufgabe der Bahn sein sollte, Gewinn zu erwirtschaften. Als öffentliches Unternehmen sollte sie sich vor allem darauf konzentrieren, möglichst viele Menschen und Güter umweltfreundlich auf der Schiene von A nach B zu transportieren.

Da sieht sich die Bahn selbst auf einem gute Weg und verweist stolz auf den Rekord von 148 Millionen Fahrgästen im Fernverkehr – der vierte deutliche Anstieg in Folge. Auch wenn in den 90er Jahren schon mal mehr Menschen in Fernzügen unterwegs waren, sodass von einem echten Rekord nicht die Rede sein kann, ist diese Zahl erfreulich. Aber ein Grund, sich entspannt zurückzulehnen, ist sie keineswegs.

Zum einen läuft der Anstieg im Fernverkehr immer noch viel zu langsam. Das Ziel der Bundesregierung, die Zahl der Passagiere bis 2030 zu verdoppeln, ist mit der aktuellen Entwicklung keineswegs zu erreichen. Zum anderen kommt es nicht nur auf den Fernverkehr an. Im deutlich größeren Nahverkehr stagnieren die Fahrgastzahlen, und der Güterverkehr auf der Schiene ist sogar geschrumpft. Wachstum verzeichnet die Bahn dagegen bei der Logistik per Lkw und Flugzeug – einem Geschäftsfeld, das mit ihrer eigentlichen Aufgabe nichts zu tun hat.

Damit die Bahn ihren Beitrag zur notwendigen Verkehrswende leisten kann, muss sie sich dringend auf ihr Kernziel konzentrieren, den möglichst günstigen Schienenverkehr. Das wird nur mit den richtigen politischen Vorgaben gelingen: einem Verkauf von schienenfernen Tochterunternehmen, einem Verzicht auf Gewinnerwartungen und deutlich ausgeweiteten staatlichen Investitionszuschüssen.

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