Malaysische Politikerin Wong: Die halbnackte Kanone
Elizabeth Wong, 37, ist eine progressive malaysische Politikerin. Ihr wurden jetzt an die Medien lancierte Fotos zum Verhängnis, die von ihr halbnackt im Schlafzimmer gemacht wurden.
Ich möchte feststellen, dass ich mich meiner Sexualität als Frau nicht schäme. Ich habe gegen kein Gesetz verstoßen." Mit diesen Worten bot die 37-jährige malaysische Oppositionspolitikerin Elizabeth Wong unter Tränen gestern ihren Rücktritt an. Die unverheiratete Abgeordnete chinesischer Abstammung ist Opfer einer politischen Schmutzkampagne, in der Wongs Persönlichkeitsrechte zutiefst verletzt wurden. Der Politikerin wurden jetzt Handyfotos zum Verhängnis, die sie halbnackt im Schlaf zeigen und die einer Zeitung zugespielt wurden. Was woanders kein großes Thema wäre, ist im konservativen Malaysia mit seiner muslimischen Mehrheit brisant genug, um progressive Abgeordnete wie Wong ins Straucheln zu bringen. Unklar ist, wer die Fotos gemacht hat. Malaysische Medien spekulieren, dass sie von einem enttäuschten Liebhaber stammen. Wong erstattete Anzeige bei der Polizei, wollte sich selbst dazu aber öffentlich nicht äußern. Ein Regierungspolitiker entrüstete sich: "Wie kann sie als alleinstehende Frau einen Mann in ihr Zimmer lassen?"
Die zur oppositionellen Gerechtigkeitspartei des Oppositionsführers Anwar Ibrahim gehörende Politikerin weist eine Geschichte als Menschenrechtsaktivistin auf. Sie engagierte sich außerhalb ihrer Heimat auch in Indonesien, Birma und Nepal. Auch gehörte sie der Regierung des von der Opposition regierten Bundesstaates Selangor an, der die Hauptstadt Kuala Lumpur umgibt, und war für Tourismus, Verbraucher und Umwelt zuständig.
Auch jetzt dürften die zur Affäre aufgebauschten Bilder darauf zielen, Anwars Image und das seiner Partei zu beschädigen. Denn die könnte bei den nächsten Wahlen die Regierung übernehmen. Wong sagte denn auch, sie trete zurück, um Schaden von der Partei zu nehmen.
Anwar sprach Wong zwar seine Solidarität aus und erklärte, dass es sich um eine Rufmordkampagne des Regierungslagers handelte. Doch riet er ihr auch, ihre Ämter erst mal ruhen zu lassen. Der in Singapur lebende malaysische Sozialwissenschaftler Farish Noor kommentierte Wongs Fall so: "Kein Verbrechen wurde begangen, keine öffentlichen Mittel unterschlagen, kein Staatsgeheimnis verraten und kein mongolisches Modell in die Luft gesprengt." Mit Letzterem spielt er auf den aufsehenerregenden Sprengstoffmord an einer jungen Frau an, die Verbindungen zum Umfeld des Vizepremiers Najib Tun Razak hatte und deren mutmaßlicher Erpressungsversuch mit ihrer Ermordung endete. Während Najib, der im März Regierungschef werden soll, einer Vorladung der Gerichte entgehen konnte, dürfte für Wong das öffentliche Urteil auch ohne Verfahren und Gesetzesverstoß "schuldig" lauten.
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