Malawis Präsident erlässt 14 Jahre Haft: Gnade für schwules Paar
Malawis Präsident Bingu wa Mutharika hat ein zu 14 Jahre Haft verurteiltes schwules Paar überraschend begnadigt. Homosexualität sei aber weiterhin ein "Verbrechen gegen unsere Kultur", erklärte er.
![](https://taz.de/picture/309966/14/malawi_01.jpg)
Angesichts internationaler Kritik hat Malawis Präsident Bungu wa Mutharika am Samstag die beiden prominentesten Häftlinge seines Landes begnadigt. Die beiden Schwulen Steven Monjeza und Tiwonge Chimbalanga, die wegen ihrer Verlobung am 20. Mai wegen "unnatürlicher Akte" zu 14 Jahre Zwangsarbeit verurteilt worden waren, wurden noch am gleichen Abend auf freien Fuß gesetzt.
Die Behörden schickten die beiden, die in separaten Gefängnissen gesessen hatten, in ihre Dörfer nahe der Hauptstadt Blantyre zurück. Man wolle sie damit vor "Feindseligkeit aus der Öffentlichkeit bewahren", erklärte Gift Trapence, Direktor der Organisation Cedep (Centre for the Development of People), die die beiden betreut hatte. "Sie wurden von ihren jeweiligen Angehörigen warmherzig begrüßt."
Nie zuvor in der Geschichte hat eine Entscheidung eines malawischen Präsidenten so schnelle und so positive weltweite Reaktionen hervorgerufen. Das US-Außenministerium und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßten die Freilassung. Ban spielte dabei offenbar eine wichtige Rolle. Er war am Samstag nach Malawi gereist und pries in einer überschwänglichen Rede vor dem Parlament Malawis Agrarpolitik als beispielhaft für ganz Afrika.
Noch davor hatte er sich bei Mutharika für die Freilassung der beiden inhaftierten Homosexuellen eingesetzt. Der Staatschef ergriff sofort die Chance, seinen Vorbildcharakter zu stärken. Ein zuvor erwarteter Appell des UN-Generalsekretärs an das Parlament, Malawis restriktive Gesetze gegen Homosexualität zu lockern, findet sich in Bans veröffentlichtem Redetext jetzt nicht mehr. Stattdessen lobte er später Mutharikas "mutige" Entscheidung.
Dennoch machte Mutharika Vorbehalte deutlich, als er die Begnadigung verfügte. "Ich habe dies aus humanitären Gründen getan, aber das heißt nicht, dass ich damit einverstanden bin", sagte er. "Diese Jungs haben ein Verbrechen gegen unsere Kultur, unsere Religion und unsere Gesetze begangen."
Der Schritt des malawischen Präsidenten stieß auch auf Kritik. Im benachbarten Simbabwe schrieb die Zeitung Zimbabwe Mail, Ban habe Malawi "erpresst", und leitete ihren Bericht mit folgendem Satz ein: "UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der während seiner Amtszeit die meisten Probleme Afrikas verpasst hat und bis jetzt zu Kinderschändung durch katholische Bischöfe schweigt, ist aufgewacht und belehrt Afrika über lesbische und schwule Hochzeiten."
Aktivisten sorgen sich nun um die Sicherheit der beiden Freigelassenen, die während ihres Prozesses erheblich öffentlich angefeindet worden waren. In Deutschland forderte Grünen-Politiker Volker Beck die Bundesregierung auf, Monjeza und Chimbalanga Asyl anzubieten.
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