Malaika Mihambo über Weitsprung: „Schnelligkeit ist meine Stärke“
Malaika Mihambo ist Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Weitsprung. Ein Gespräch über den perfekten Absprung – und was die Kultur der Inka heute lehrt.
taz: Frau Mihambo, in der Vorbereitung auf diese Saison haben Sie einen besonderen Fokus auf den Sprint gelegt. Richtig?
Malaika Mihambo: Wir haben intensiver daran gearbeitet. Und ich sage auch mal: erfolgreicher. Der Weitsprung lebt von der Geschwindigkeit. Wer langsam ist, kann nicht weit springen. Und ich bin eine Athletin, die besonders viel mit Geschwindigkeit arbeitet. Ich bin eine der schnellsten Weitspringerinnen der Welt. Wahrscheinlich sogar die schnellste.
Sie springen ja auch seit Jahren am weitesten.
Wenn es gut läuft, ja. Die Schnelligkeit ist meine Stärke. Aber ich muss sie auch trainieren. Deshalb ist es wichtig für mich, dass ich immer wieder Wettkämpfe habe im Sprint und im Training an einer sauberen Technik arbeite und an der Maximalgeschwindigkeit.
Sie sind in dieser Hallensaison schon zweimal über 60 Meter gestartet und waren schneller als im vergangenen Jahr. Sind Sie gerade zu schnell für den perfekten Sprung?
Nein, ich bin nicht zu schnell. Ich habe verschiedene Anlaufmuster, und im Moment muss ich das finden, mit dem ich optimal anlaufen kann. Das heißt, ich muss mich besonders gut nachdrücken.
In Düsseldorf haben Sie sich im letzten Durchgang den Sieg geholt. Olympisches Gold haben sie sich 2021 in Tokio auch im letzten Versuch gesichert, und im vergangenen Jahr beim WM-Sieg in Eugene gelang Ihnen ganz am Ende ihre beste Weite. Immer wieder beim sechsten und letzten Sprung noch einen rauszuhauen, ist doch mehr als Glück. Oder?
Das ist nicht nur Glück. Beim letzten Versuch ist es einfach so, dass ich dann noch mal besser laufe und mehr Druck gebe. Und wenn ich Druck gebe, drücke ich lange nach, und dann passt auch der Anlauf meistens.
Und offenbar geben Sie besser Druck, wenn Sie Druck haben.
Ja, es sieht so aus.
Ist Ihnen das nicht selbst unheimlich, diese Sache mit den sechsten Versuchen?
Nein, das nicht. Aber ich denke dann manchmal: Weitsprung ist nicht ohne. Wenn man super beim Absprung trifft, nutzt das halt nichts, wenn der Anlauf nicht passt und man 50 Zentimeter vom Brett weg ist.
geboren 1994 in Heidelberg, ist deutsche Leichtathletin. Als Olympiasiegerin und zweifache Weltmeisterin dominiert sie den Weitsprung der Frauen. Die Politologin initiierte während derCovidpandemie das Projekt „Herzsprung“ zur Bewegungsentwicklung von Kindern.
Lange Urlaube nach einer Saison haben bei Ihnen inzwischen Tradition. Diesmal waren Sie in Peru. Was haben Sie aus dieser Auszeit mitgenommen für das neue Wettkampfjahr, das ja wieder eine WM als Höhepunkt hat?
Ich konnte sehr viel Zeit in der Natur verbringen. Das ist für mich immer entspannend, entschleunigend, heilsam. Ich war allein mit dem Rucksack unterwegs und die Hälfte der Zeit hatte ich gar kein Handynetz. Eine Woche war ich im Regenwald, da bin ich im Amazonas mit Piranhas und Co. geschwommen. Ich habe ganz viel über die Inka-Kultur lernen können, damals waren Werte wichtig, die auch heute in unserer Gesellschaft noch relevant sind und mehr Präsenz haben sollten. Zum Beispiel, dass man mehr füreinander und miteinander arbeitet und das Gemeinwohl in den Vordergrund rückt. Das fand ich sehr inspirierend.
Und sie haben einen 5.000er bestiegen.
Ja, da geht man wirklich an seine Grenzen. Man fordert sich ganz anders, als man das so im Leistungssport macht. Da muss jeder sein eigenes Tempo gehen, gerade in diesen Höhen. Das war superspannend für mich, und die Landschaft war einfach einzigartig.
Hatte das denn sportlich einen Wert für Sie als Weitspringerin?
Also Uli (Ulrich Knapp, Mihambos Trainer, Anm. d. Red.) war zufrieden. Er hat gemeint, ich sei selten so fit in die Saison eingestiegen. Ich bin ja die Hälfte des Urlaubs gewandert. Das war Aktivurlaub mit Superhöhentraining on top.
Das heißt, die WM im Sommer in Budapest kann kommen. Sie könnten zum dritten Mal in Folge Weltmeisterin werden.
Darauf werde ich ungefähr bei jedem Interview angesprochen. Ich selbst konzentriere mich darauf, einfach mein Bestes zu geben. In Düsseldorf vor zwei Wochen habe ich nicht versucht zu gewinnen, sondern einen guten Anlauf zu machen. Ich versuche immer, mich auf das zu konzentrieren, was ich selbst in der Hand habe. Das ist dieses Jahr genauso wie letztes Jahr oder bei meinem ersten WM-Sieg: Ich bereite mich mental und körperlich möglichst optimal vor, gehe in den Wettkampf und versuche, mein Bestes zu geben. Am Ende des Tages schaue ich, wofür das reicht. Wenn ich einen guten Wettkampf mache, macht mich das glücklich. Egal ob dabei Platz eins, drei oder neun herauskommt.
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