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Majid leidet. Marie auch

■ Der Ramadan als Herausforderung für die interkulturelle Ehe

Weit weg von der Heimat hat sich Majid, atheistischer Kulturmuslim, entschlossen, den Ramadan einzuhalten. Zu Hause, in Marokko, hat er nie gefastet. Jetzt ist das Einhalten des Ramadan eine Reminiszenz an seine ureigene Kultur und gleichzeitig die Möglichkeit, abzuspecken, dem Alkohol für eine Zeit zu entsagen. Doch im fremden Land, mit seiner nichtmuslimischen Frau Marie, wird dies zur wahrhaft interkulturellen Herausforderung.

Auch die katholisch erzogene Marie kennt das Fasten: kein opulentes Mahl, kein Fleisch, keine Süßspeisen – die Fastenzeit der Christen ist entbehrungsreich. Ganz anders im Islam. Gezügelt werden lukullische Lüste nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Abends ist es dann um so lustvoller, netter, geselliger. Die Familie kommt zusammen, es wird üppiger als sonst gekocht, gegessen, genossen.

Hat sich Majids und Maries Alltag mehr oder weniger auf eine gleichberechtigte Berufstätigen-Kleinfamilie eingependelt, vermißt Majid im Ramadan wie nie den Schoß der Großfamilie. Alte Wunden reißen auf. Wer kocht allabendlich das opulente Mahl, wenn Majid gestreßt vom Hungern nach Hause kommt? Wer macht die Ramadan-Suppe so wie seine Mutter? Und wer erfreut ihn noch um Mitternacht mit überraschenden Süßigkeiten? Jedenfalls nicht Marie. Ihr Unverständnis für eine Fastenzeit mit aufwendigem Essen, ihre mangelnde Bereitschaft, dies zuzubereiten, und ihre ewige Diskussion, daß er so überhaupt nicht abnehme, raubt Majid im Ramadan den letzten Nerv. Er findet Marie intolerant, Marie findet ihn verbissen.

Majid leidet. Er verbringt nun den Ramadan so oft wie möglich bei marokkanischen Bekannten oder kocht für sich allein. Das bekommt ihm: Satte drei Kilo hatte er am Ende des letzten Ramadan zugelegt. Und Marie triumphierte ein bißchen im „Kampf der Kulturen“. Edith Kresta

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