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Magic Dieter, verletzter Goldesel

■ Die EM bringt Werder Geld und Sorgen / Eilts zum Saisonstart nicht dabei

Was für ein Drama: Da feiern die Bundesbuben ausgelassen den Sieg der Europameisterschaft - und einer kann so gar nicht mittun, sondern humpelt traurig über den Platz zu den Jubeltrauben. Dabei war er das ganze Turnier über einer der Besten, ach was, der Beste. Vor einem heimischen Fernseher war dieses Bild für die taz-Expertenrunde der letzte Anlaß, einen lange gehegten Plan in die Tat umzusetzen: Spontan wurde der erste Bremer „Magic Dieter Fanclub“ gegründet. Schon die ganze letzte Fußballsaison über hatte die Runde die Geschicke Dieter Eiltsens gebührend verfolgt und hochgelobt, nun hat der Mann mehr verdient.

Die Bremer Bilanz der Fußball-Europameisterschaft ist einigermaßen ernüchternd: Eilts, ins „All-Star-Team“ der EM gewählt, kommt humpelnd nach Hause. Vermutlich ein Innenbandabriß wird ihm eine mehrmonatige Zwangspause einbringen. Marco Bode, der zweite Endspiel-Teilnehmer von Werder, ist ebenfalls „angeschlagen“. Oliver Reck, Ersatztorhüter im deutschen Nationalteam, mußte für den Witz herhalten, er werde als Feldspieler eingesetzt, falls nicht genügend andere fit sein würden. Und Jens Todt schließlich, Neu-Bremer Mittelfeldspieler, wurde nachnominiert, damit dem Olli eben diese Peinlichkeit erspart bliebe, um dann zu erfahren, daß Klinsi & Co. ganz plötzlich doch wieder fit fürs Endspiel waren und ihm lediglich ein Platz zum Zuschauen blieb.

Die Bremer „Helden von Wembley“ sind zwar Europameister und haben eine Medaille von der Queen bekommen, aber was hat ihr Verein davon? Im UI-Cup, den Qualifikationsspielen für den Europapokal der Vereinsmannschaften, werden die Nationalspieler zunächst fehlen. Dieter Eilts wohl auch für den Bundesliga-Start, befürchtete Werder-Manager Willi Lemke gestern am Rande des Mannschaftstrainings.

Allerdings verschafft der EM-Sieg der deutschen Mannschaft auch dem SV Werder reichlich Einnahmen. Gestern vor dem Weserstadion war's zu sehen: Bis zu 200 Meter lange Schlangen bildeten sich vor der Geschäftsstelle. Die EM hat offenbar zu einem neuen Run auf die Dauerkarten geführt. Sechs Wochen sind es noch bis zum Bundesliga-Start, und 14.000 Dauerkarten sind bereits verkauft. Im letzten Jahr waren es insgesamt nur 15.000. Willi Lemke erwartet einen neuen Rekordabsatz, den „man nach dieser schlechten Saison von Werder nicht erwarten konnte“, und damit viel Geld. Das zumindest hat die EM gebracht. sg/J.G.

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