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Magazin von Männern für Frauen„Blowjob würde man ihr zutrauen“

Bei dem neuen Magazin „Weiberkram“ will eine ausschließlich männliche Redaktion starke Frauen ansprechen – und scheitert katastrophal.

Starke Frauen werden es sich mit „Weiberkram“ kaum gemütlich machen. Bild: imago/Ralph Peters

BERLIN taz | Wie stark ist eine Frau, wenn sie sich von einem Mann auf den Armen tragen lässt? Sehr stark, könnte man denken, schließlich ist sie auf dem Bild jung, schön und selbstbewusst, trägt das kurze Schwarze zu High Heels, und der Typ, auf dessen Arm sie liegt, ist immerhin ein Astronaut. Betrachter könnten sich aber auch fragen, warum diese Frau – wenn sie doch so stark ist – nicht auf ihren eigenen Beinen steht.

Das Titelbild des neuen Frauenmagazins aus dem Verlag Red Indians Publishing liegt ab Donnerstag am Kiosk und wird die Meinung der Leserinnen spalten. Auf gut 200 Seiten soll es um „die wunderbare Welt der starken Frauen gehen“. Doch genau die werden sich wahrscheinlich über dieses Cover des Magazins wundern. Und über den Namen des Magazins: Weiberkram.

Ernsthaft? Welche Frau, die etwas auf sich hält, bezeichnet sich als Weib? Aber wir haben es hier auch nicht mit einer gewöhnlichen Frauenmagazin-Redaktion zu tun, sondern mit einer rein männlichen. Weiberkram ist ein Heft von Männern für Frauen. Ein „kleines Geschenk“ (für 8 Euro!), wie Chefredakteur Michael Köckritz im Editorial schreibt, „für Frauen, die wir lieben, begehren, verehren und schätzen (aber glücklicherweise nicht immer verstehen)“.

Und was schenkt der Mann dem Schätzchen, das er liebt, als Erstes? Klar, eine Einladung zum Shoppen. Die erste Rubrik heißt „Kreischalarm“ und türmt auf 12 Seiten Nagellack, Perlenketten und Parfüm. Schwer vorstellbar, dass die Redaktion voller Männer Spaß daran hatte, dafür Dutzende von Bildunterschriften zu schreiben. Kein Wunder, dass die dann „Gib Gummi“ (für Flipflops) und „Mach dich nass“ (für Bikinis) heißen.

Im Interview wird die Schauspielerin Kaley Cuoco-Sweeting aus „The Big Bang Theory“ als „sinnliche Versuchung“ vorgestellt und gefragt, warum um alles in der Welt sie sich ihre „schönen, langen, blonden Haare“ hat abschneiden lassen und ob sie ihren Mann vorher um Erlaubnis gefragt hat. „Alles nicht so ernst gemeint“, sagt Chefredakteur Köckritz.

Politik und Wirtschaft weggelassen

Das ganze Heft sei eher so ein Flirt mit einem Augenzwinkern. „Wir haben mal was ausprobiert für Frauen, die wir interessant finden.“ Diese Frauen scheinen sich allerdings für nicht viel mehr als Mode, Kosmetik und Design zu interessieren. Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft haben die Herren Redakteure beim Magazinmachen für Traumfrauen mal lieber ganz weggelassen.

Und die wirklich starken Frauen haben sie am Heftende versteckt: die erfolgreiche Unternehmerin und Autorin von „Work is not a job“, Catharina Bruns (Seite 198), ein Interview mit Tennisstar Maria Sharapova (Seite 202) und Kurzporträts über eine Rennfahrerin, eine Kampfpilotin und eine Baggerfahrerin (Seite 214). Dafür staksen unzählige Models durch Modestrecken und Beautytipps, schmiegen sich an muskelbepackte Männer und Superman-Typen.

Ältere Frauen, Kinder, Familien? Fehlanzeige. Unter einem Bild von Julia Roberts steht: „Sie ist unprätentiös, locker, offen, ultra-smart und hat jede Menge Talent. Und sie ist scharf. Ein Blowjob im Aufzug? Man würde ihr es sofort zutrauen.“

Warum sollten sich starke Frauen für ein Magazin interessieren, in dem permanent der männliche begehrliche Blick auf sie wiedergegeben wird, ein Magazin, in dem sie nicht sich wiederfinden, sondern Klischeevorstellungen und feuchte Träume von Machomännern, die Frauen nicht verstehen (wollen)?

Eigentlich ist das Heft vielmehr eines für Männer, die sich als unperfekte Helden sehen, aber mit dem richtigen Anhängsel, einer schönen Frau an ihrer Seite, die sie bewundert. Für Männer, die schöne Frauen anschauen wollen, ohne gleich den Playboy zu kaufen, Männer, die Gefühle zeigen wollen, für die in Männermagazinen kein Platz ist. Weil das eben „Weiberkram“ ist. Starke Frauen werden weiterhin Frauenmagazine lesen, die von starken Frauen gemacht sind. Und dank mutiger, emanzipierter Experimente wie Missy Magazine oder Edition F ist das auch möglich.

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8 Kommentare

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  • Schon sehr amüsant, die Geschichte.

    sehr zum lachen.

  • missy etc ist doch das gleiche in grün. bloß, dass die werbung für dildos machen. schmuck etc bewerben die auch und ansonsten ist der rest höchstens wie ne überambitionierte schülerzeitung. " weib " ist übrigens ein schönes wort.

  • jau. und? schon mal die dutzendfach produzierten magazine von frauen für frauen aufgeschlagen? der total gleiche schmonz. nur härter. das, was sich männer nicht trauen zu sagen bekommt man dann da serviert. gesetzt den fall, man ist so blöd und latzt dafür geld. im grunde ein skandal, dass dafür wälder abgeholzt werden.

     

    ach und: ich bin eine frau, die etwas auf sich hält und habe keine probleme mit dem begriff "weib". etymologisch isses halt wirklich die entsprechung zu "kerl" also, gemahl. also nicht immer für alle frauen sprechen wenn man im grunde nur "ich" meint. danke.

  • Wenn die Textzitate repräsentativ sind, klingt das arg nach (deutschem) FHM...

  • "Welche Frau, die etwas auf sich hält, bezeichnet sich als Weib? "

     

    Was ist denn das äquivalent zu "Kerl" oder "Typ"?

    Ja eben Weib oder Tussi, oder etwa nicht?

  • "scheitert katastrophal" ?

     

    Sollte man da nicht erstmal das erste Vierteljahr abwarten? Auch das neue Papstmagazin für die Frau ist doch grade erst rausgekommen.

     

    Inwieweit beide Magazine Käuferinnen finden, bleibt doch vorerst abzuwarten, oder?

  • Unglaublich - der Bericht erzeugt einfach nur ein Fremdschämen für die Redaktion. Allein schon dieser dümmlich-mystifizierende Zusatz "die wir nicht verstehen" - Frau als geheimnisvolles Wesen - Was ist denn dann der Mann: Ein Wesen bei dem Schein und Sein zusammen fällt?!

     

    ... so psychoanalytisch: Die Vulva als geheimnisvoll, nicht gänzlich erforschbar, begehrenswert?! Aber der Penis als positivistisch und explizit Gegebenes? Seinen Mann stehen, als rückhaltslose Offenbarung des Männlichen? Hingegen die Vulv

     

    Und als Vater dreier Töchter entsteht bei einer Überschrift wie "Schreialarm" einfach nur der Wunsch nach einem Schlag ins Gesicht des Redakteurs - zum Glück nur kurzzeitig :-). Aber dieses "Frauen nicht für voll nehmen", sie irgendwo zwischen Kindern und (männlichen) Erwachsenen einzuordnen, springt einem derart ins Gesicht bei diesen Schreibwendungen ...

     

    und die Frage nach dem "wie konntest du dir nur eine Haare abschneiden" und "Hast du deinen Mann gefragt" ist sowas von nicth ironisch, wenn ich nur sehe wie meine Tochter (7 Jahre) sich vor allem vor anderen Mädchen quasi rechtfertigen mußte als sie mit Kurzhaarfrisur in die Schule kam ...

     

    ja manchmal kann man gar nicht so viel essen wie man kotzen möchte

    • @Jaehn:

      Oh, da war doch letztens in einem Schulbuch ein Foto von einem Mädchen zu sehen, bei dem alle Mädchen der Klasse schrien "Die sieht ja aus wie ein Junge, voll männlich!"

       

      Ich: "Wieso das denn?"

       

      Alle Mädchen: "Die hat kurze Haare!"