Gäste des Bremer Musiksommers: Männlich perfekt?
■ Wiener Philharmoniker sind frauenfrei
Beim Bremer Debut der Wiener Philharmoniker in der Glocke kommen Emotionen auf: Denn der Dirigent Nikolaus Harnoncourt hat vor fast dreißig Jahren als Cellist zwar nicht die Philharmoniker, aber die Wiener Symphoniker verlassen, um seinen nun schon legendären „Concentus Musicus“zu gründen. Nun geht er zum ersten Mal mit einem der weltbesten Orchester aus seiner Heimatstadt Wien auf Tournee.
Negative Schlagzeilen hat das Orchester aber erst kürzlich gemacht durch seine anhaltende Weigerung, Frauen aufzunehmen. In der Tat hat der Auftritt eines solchen Männerhaufens etwas Fossilhaftes, wenn nicht Komisches. Vergessen wir, das und geben wir gerne zu, daß die Homogenität und die Klangkultur der Wiener kein Wort der Begeisterung zu hoch erscheinen lassen. Schuberts vierte Sinfonie, die sogenannte „Tragische“, ist ein erschütterndes Dokument der Suche nach der Form der Sinfonie. Darüber hinaus erschien hier die Orchesterbesetzung zu dick, zu langsam, zu undurchsichtig.
Im Gegensatz dazu kann man sich die Wiedergabe von Brahms 2. Sinfonie kaum besser vorstellen: Es ist unbeschreiblich, wie hier 14 erste Geigen im schnellsten Tempo noch klingen wie ein einziges Instrument, Brahms wie aus einem Guß.
Zu den Auseinandersetzung um Stellenbesetzungen für Frauen schrieb ein nicht ganz unbekannter Journalist, das Verhalten sei zwar altmodisch, aber verständlich – denn die überragende Qualität der Wiener sei auf ein männliches und männerbündisches Rudelverhalten zurückzuführen, in dem Frauen eben nicht sein können – sonst ist das Rudel eben nicht mehr so gehorsam und so gut.
Schwer auszuhalten, daß in diesem Quatsch doch ein Körnchen Wahrheit stecken könnte.
usl
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