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„Männer“-Aussage von Angela MerkelEndlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel

„Männer“ sind laut Merkel am Zerbrechen der Regierungskoalition Schuld. Dann lieber Frauen wählen? Ein Blick in die Politik-Landschaft legt nahe: Das ist keine gute Idee.

Die Ampel-Männer sind schuld am Scheitern der Regierung, meint Angela Merkel Foto: Michael Kappeler/dpa-Pool/dpa

E in Wort, ein Treffer: „Männer!“ So knackig hatte sich Angela Merkel noch nie ausgedrückt wie bei der Antwort auf die Frage, was sie beim Anblick des Ampel-Dramas gedacht habe. Bis dahin war von Merkel nur ein vager Satz in Erinnerung, der ähnlich einschlug: „Wir schaffen das!“ Aber während man auch nach Lektüre ihrer Memoiren nicht weiß, was genau wir schaffen sollen, war diesmal sofort klar, was die Frau im Spiegel meinte. Und viele seufzten mit. Es wirkte wie eine Befreiung.

Nach drei Jahren ratloser Analysen lieferte die Exkanzlerin mit nur einem Wort endlich die Erklärung, warum die Ampel so versagt und Deutschland in eine tiefe Depression hineinregiert hatte: Es lag natürlich daran, dass Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck Männer waren. Logisch. Das konnte ja nichts werden!

Zumal die Ampel-Männer den laut Merkel typisch männlichen Fehler begangen hatten, „Dinge zu persönlich zu nehmen“. Eine Schwäche, die man „in der Politik tunlichst vermeiden“ sollte, die aber auch dem ewig wehleidig jammernden Merkel-Opfer Friedrich Merz nachgesagt wird, weshalb Merkels Äußerung also sicher keine Wahlempfehlung für den CDU-Kandidaten war.

Ein Wort, ein Treffer: Männer! Aber wen empfiehlt Merkel dann bei der Wahl?

Aber für wen dann? Die Linken haben zwar eine Frau in ihrer Doppelspitze, aber die kennt kein Mensch und Merkel wählt sie garantiert nicht. Da Scholz, Lindner und Habeck leider immer noch Männer sind und alle drei trotzdem erneut antreten, bleiben nach dem Merkel-Kriterium für Regierungsfähigkeit eigentlich nur Alice Weidel und Sahra Wagenknecht übrig. Eine Aussicht, die den euphorischen Jubel über Merkels Männer-Spott im linksliberalen Milieu dann doch ein bisschen dämpft.

Auch im Ausland reüssieren keine linken, sondern durch die Bank rechte bis rechtsextreme Frauen. Vielleicht sind Giorgia Meloni, Marine Le Pen, die neue Tory-Chefin Kemi Badenoch und Susan Wiles, die erste weibliche Stabschefin im Weißen Haus, einfach nicht so gefühlsduselig wie ihre typisch männlichen Konkurrenten. Und wenn sie den übernächsten G-7-Gipfel trotzdem scheitern lassen? Logisch: Frauen!

Fragt sich nur, warum die linken Parteichefinnen Andrea Nahles und Ricarda Lang gleich nach der ersten Krise aufgegeben haben. Ein Rätsel. Scholz, Lindner und Habeck jedenfalls nahmen Merkels Männer-Kritik nicht ganz so persönlich. Sie machen einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Typisch!

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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7 Kommentare

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  • Es ist hart für Mütter, wenn sie „strafen" müssen. Sie tun das nicht gern. Ein Grund, keine Kinder zu bekommen, weil die „Dinge zu persönlich zu nehmen“

  • Ja wie? Frau Merkel hat zum Scheitern der Ampel "Männer" gesagt und das "linksliberale Milieu" jubiliert, weil die Reformstaubeauftragte der GroKo so tief in die Analysekiste gegriffen hat? Da muss ja die ganz große Idee dahinterstecken.

  • Die Aussage von Merkel war natürlich purer Unsinn, sie selbst hat ja gröbste Fehlentscheidungen zu verantworten. Wenn man dann vd Laien als Verteidigungsministern anschaut (schwangerentaugliche Panzer entwickelt, die kein Mensch haben will, 1500 leos und 4000 Marder verschrottet die man heute gut gebrauchen könnte), Kramp-usw., Lambrecht, Baerbock, Roth, Lemke, Paus - alles Totalversager. MIt anderen Worten: die unterscheiden sich praktisch nicht von Scholz, Habeck, Wissing, Altmaier, dem Vorgänger von Habeck dessen Namen mir nicht mal mehr einfällt etc.



    Auf der Gegenseite sind Weidel und Wagenknecht die in einer anderen Klasse spielen, und vielleicht genau deswegen gegensätzliche Meinungen zu Merkel vertreten.

  • Was für eine sexistische Aussage...



    Mach ich jetzt auch mal:



    Ist die eher weibliche Vorgehensweise von ihr, sich mit Friede Springer anzufreunden um jegliche Kritik in großen Teilen der Medien im Keim zu ersticken, wirklich besser?



    Wie viel Mist ist in den 16 Jahren passiert, ohne das es mal ernsthafte Kritik gab?!



    Wie sieht die Infrastruktur heute aus?



    Wie ist das mit dem "Neuland" Internet, haben da jetzt alle schnelles?



    War Nordsteam 2 Sinnvoll?



    Usw. usw. usw.

    • @Rikard Dobos:

      Stimmt ja alles.



      Aber die Mehrheit der Deutschen wollte es nun mal leider so. Das ist Demokratie.

      Sich jetzt als Mann darüber aufzuregen, dass Frauen mal in der ureigensten Männerdomäne des Polemisierens mitmischen, entbehrt auch nicht einer gewissen Komik.

    • @Rikard Dobos:

      Da ist nichts weiter hinzuzufügen. Dieser Kommentar trifft es sehr gut. Danke.

    • @Rikard Dobos:

      Was soll daran sexistisch sein?

      Also, dass die drei genannten Personen (Habeck, Scholz, Linder) sich selbst als Männer lesen ist ziemlich eindeutig oder?



      Dann sind auch Männer daran Schuld, dass die Koalition zerbricht? Oder was ist an der Aussage falsch?

      Könnte man ebenso auf die meisten Verantwortlichen für Unfalltote im Strassenverkehr anwenden. Oder sexuelle Übergriffe.

      Nicht alle Männer sind vielleicht so, aber es sind "alles" Männer gewesen.