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Madonna in Russland angefeindet„Gealterte Hure aus dem Ausland“

Madonna provoziert mit ihrer Welttour die Machthaber in Russland. Sie kämpft für die Freilassung der Band Pussy Riot und gegen die Diskriminierung Homosexueller.

Madonna bei ihrem Auftritt in Moskau: Mit Sturmhaube für die Freilassung der russischen Band Pussy Riot. Bild: dapd

Moskau afp | Russlands Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin hat bestritten, US-Popdiva Madonna wegen ihres Einsatzes für die Punkband Pussy Riot als Hure beschimpft zu haben. Die von ihm via Twitter verwendete Abkürzung „b“ könne auch andere Bedeutungen haben, schrieb Rogosin am Freitag auf Facebook. Bei ihrem Konzert in St. Petersburg setzte sich Madonna am Donnerstagabend für die Rechte Homosexueller ein.

Nachdem Madonna am Dienstagabend bei einem Konzert in Moskau die Freilassung der drei Pussy-Riot-Mitglieder gefordert hatte, hatte Rogosin über Twitter geschrieben: „Jede frühere b... will im Alter jedem moralische Lektionen erteilen, besonders bei Auftritten im Ausland.“ Die Abkürzung „b“ kann in Russland als Verweis auf das Schimpfwort "Hure" verstanden werden, so war Rogosins Eintrag auch von russischen wie internationalen Medien am Donnerstag interpretiert worden.

In einem Eintrag auf seiner Facebook-Seite vom Freitag beteuerte Rogosin, der für verbale Ausfälle bekannt ist, missverstanden worden zu sein. „Jeder hat den Buchstaben b auf die gleiche Art und Weise verstanden, dabei könnte er auch Göttin (russisch: boginja) oder zum Beispiel Tänzerin (russisch: balerina) bedeuten.“

Er verwies auch darauf, den Namen der Sängerin in seinem Tweet nicht verwendet zu haben: “Man hat meine Bemerkungen sofort auf die sogenannte Madonna bezogen – verflucht sei sie – obwohl ich sie mit keinem Wort erwähnt habe.“

Meer von rosa Armbändern

In seinem Tweet hatte Rogosin allerdings auf einen anderen Twitter-Nutzer geantwortet, der von Madonna gesprochen hatte. In seinem Tweet schrieb Rogosin am Mittwochabend auch: „Leg' das Kreuz ab oder zieh' dir eine Unterhose an.“ Madonna hatte am Dienstag bei ihrem Konzert in Moskau die Freilassung der drei inhaftierten Mitglieder der Punkband Pussy Riot gefordert. Sie sagte, sie bete für die Frauen, denen nach einem Auftritt in einer Moskauer Kathedrale wegen Rowdytums mehrere Jahre Haft drohen.

Bei ihrem Konzert in St. Petersburg am Donnerstagabend rief Madonna ihren Fans zu: “Zeigt Eure Liebe und Unterstützung für die homosexuelle Gemeinschaft.“ Auf ihrem Rücken stand zudem „No Fear!“ (Keine Angst) geschrieben. Die Sängerin wurde von den rund 10.000 Konzertbesuchern begeistert gefeiert. Sie streckten ihrem Idol demonstrativ immer wieder ihre Arme entgegen, so dass ein Meer von rosa Armbändern zur Unterstützung von Schwulen und Lesben zu sehen war. Diese hatte Madonna vor dem Konzert verteilen lassen.

In St. Petersburg war im März ein Gesetz in Kraft getreten, das Kundgebungen Homosexueller vor den Augen Minderjähriger verbietet und Homosexualität mit Pädophilie gleichsetzt. Außerdem wurde unlängst „homosexuelle Propaganda“ verboten.

Der Auftritt Madonnas war mit Spannung erwartet worden, nachdem sie sich schon am Dienstag bei ihrem Konzert in Moskau nicht nur für die Band Pussy Riot, sondern auch für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt hatte. Der Kommunalpolitiker Witali Milonow hatte Madonna daraufhin vor dem Auftritt in St. Petersburg mit „Ermittlungen“ gedroht, wenn sie das Gesetz gegen die Verbreitung „homosexueller Propaganda“ verletze.

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19 Kommentare

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  • C
    Celsus

    Da äußerten fromme Menschen, sie hätten Schaden an der Seele genommen. Ich frage mich allerdings, wie stark der Schaden war. Ging es gar so weit, dass die mit Bertrand Russell formulieren mussten: "Gott, wenn es ihn gibt, sei meiner Seele gnädig, wenn ich eine habe."

     

    Aber da hat doch jede Religion und jede Weltanschauung das Recht, für die eigene Meinung Überzeugungsarbeit zu leisten. Oder soll das eine Einbahnstraße sein?

     

    Oder ging es nur so weit, dass sie selber homosexuelle Gefühle in sich hochkommen spürten. Sorry: Was Madonna da machte hatte allerdings nichts mit Erotisierung zu tun. Dann war das tief im Inneneren der Anzeigeerstatter schon vorhanden.

     

    Oder aber ging es lediglich darum, dass in ihnen nicht geahnte Toleranzgefühle aufkamen? Dann hätte Madonna ja fast ihren Zweck erreicht. Aber was hat das mit einem Schaden an der Seele zu tun.

     

    Alles Gedanken, mit denen wir uns auch in Deutschland des 21. Jhdts. beschäftigen müssen, da hier ja die CDU-Kanzlerin in Fulda die Parteibasis besänftigen musste, die eine steuerliche Gleichstellung homosexueller Ehepaare befürchtete.

  • F
    Freigeist29

    @Benz: Unglaublich, du bist so verblendet und merkst es nicht mal. Widersprüchliche Argumentation deinerseits inklusive!

    ----------

     

    MADONNA ist eine starke, mutige Frau, die ihre moralische Unterstützung und ihr Mitgefühl deutlich macht. Bewundernswert!

     

    Und Rogosin legt einfach asoziales Verhalten an den Tag. Er kompensiert damit eindeutig Minderwertigkeitskomplexe.

  • S
    stahlberg

    bin selten in der taz.de,denn das ist das schöne an der papiertaz:nicht jeder reaktionäre quatsch wird abgedruckt

  • PP
    Paul Patzik

    Gealterte hure aus dem Westen, ja! Ekelerregend und widerlich!

     

    Unglaublich was diese menschenverachtenden Russen sich erlauben! Die sollte sich ein Beispiel an Deutschland nehmen! Da setzt es 8 Monate auf Bewährung wenn man auch nur Zweifel an der gesetzlich festgelegten historischen Wahrheit äussert. Kirchenschändung und Hausfriedensbruch sind hier gar nicht nötig.

  • H
    Hendrix

    @Benz

    Nun, bevor ich derart komplizierte Aufgaben angehe, lieber Dissident Benz, warte ich immer noch auf die Lösung der Aufgabe Nr. 0: Wann wurde Putin zum letzten Mal im russischen Fernsehen kritisiert?

     

    Wenn Putin angeblich kein Autokrat ist (Diktator würde ich ihn - noch - nicht nennen), dann sollte doch öffentliche Kritik an ihm alsolut alltäglich sein, oder?

     

    Anmerkung zu: "Nein, ich bin es absolut nicht leid Putin und RU zu verteidigen." Man kann nicht Putin und Russland verteidigen, denn das eine schließt das andere aus.

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Wenn ja die westliche Presse so vielfältig und differenziert sein soll, können Sie mir dann einen Artikel nennen, in der die Pussen nicht wie üblich bejubelt werden? Sondern der die Sache angeht und für eine Bestrafung des Verbrechens plädiert? (Aufgabe für Sie Nr. 1)

     

    Bei all meiner Symphatie für Putin, in allem bin ich nicht mit ihm einverstanden. So halte ich z.B. seine Aussage, die Täter seien milde zu bestrafen, für ausgemachten Unsinn.

     

    Zudem habe ich mich mit allen Pro-Pussen-Argumenten auseinandergesetzt und bin, nach dargelegter Wertung von für und wider, zum Schluss gekommen dass Religionsfreiheit und die Menschenwürde der Gläubigen zu schützen sind. Können Sie alles in meinen Kommentaren nachlesen.

    Eine ähnlich fundierte Argumentation ist von Ihnen bis jetzt noch nicht gekommen, Sie schrieben bislang nur ''erstens ists Kunst und zweitens gegen Putin also alles ok''. (Aufgabe für Sie Nr. 2)

     

    Nein, ich bin es absolut nicht leid Putin und RU zu verteidigen. Denn erstens ist Putin kein Dikator, sondern mit 64% gewählter Präsi RUs. Und zweitens bin ich der Objektivität und Aufklärung verpflichtet. Ich bin hier der Dissident, der Nichteinverstandene, der eine differenzierte, für viele unangenehme Sicht der Dinge einbringt, kämpfe gegen den Einheitsbrei an.

  • H
    Hendrix

    @Benz

    Dass Sie, wie Sie schreiben, russisch können und Land und Leute kennen, will ich nicht bezweifeln. Dass Sie sich jedoch eine unabhängige Meinung bilden können steht in diametralem Widerspruch zu all ihren dogmatischen Beiträgen, die Sie hier mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs verfassen. Nicht nur stimmen diese zu 100% mit der offiziellen russischen Meinung überein, nein, Sie nutzen auch exakt die gleichen Argumente wie die russischen Staatsmedien. Soviel Zufall kann ja wohl kaum sein. Also erzählen Sie mir nicht Sie wären in Ihrer Meinung unabhängig.

     

    Als nimmermüder Verteidiger der Putin-Linie wissen Sie nur zu genau wie es um die russ. Pressefreiheit steht: höchst traurig. Antiwestliche Hetze und ein lächerlicher Persönlichkeitskult um das Zwergenduo Putin/Medwedew treiben jedem denkenden Russen die Schamesröte ins Gesicht. Gemessen daran ist die westliche Presse sehr differenziert. Dass man zu einem autoritären Regime wie dem russischen nicht viele positive Worte verlieren kann, liegt nicht an der westlichen Presse, sondern am Putin-Staat selbst.

     

    Wann er untergehen wird? Wer weiß das schon. Ein Funke genügt. Im letzten Herbst fing es an, nach dem Ämtertausch Putin-Medwedew, der eine Verhöhnung der russischen Verfassung darstellt, und den gefälschten Wahlen. Jetzt bunkert sich das Regime ein, wird zunehmend zur Diktatur. Und beschleunigt seinen Untergang.

     

    Sind Sie es nicht leid hier alle Diktatoren und Unterdrücker der GUS permanent zu verteidigen?

  • E
    eiben

    Der ganze Pussy Riot Quatsch finde ich absolut verlogen. Das glaubt doch keiner im Lande. Und diese abgehalfterte Sängerin des US-Kommerzes geht mir ziemlich am Arsch vorbei. Ob Syrien oder Kirchenschänder, die Russen haben die Nase vorn.

  • H
    Hans

    @tommy

    und tschüss...

     

    @baladin

    m(

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Können sie konkret werden, was genau ist denn das ´verkommen-nationalistische´ an Rogosin?

     

    Versuchen Sie nicht, vom Thema abzulenken. Goldammer sprach von der Einseitigkeit der Russlandartikel in der Taz, das können Sie nicht mit Hinweisen auf angeblich ebenso starke Einseitigkeit in anderen Medien rechtfertigen.

     

    Goldammer ist zuzustimmen, dass es in der taz (wie in den meisten deutschen Medien) leider nur sehr wenige objektive Russlandartikel gibt. Meistens ist eine starke Vorliebe für die radikale Opposition und eine ebenso starke Abneigung gegen Putin klar zu erkennen. Das werden Sie ja wohl nicht ernsthaft abstreiten?

     

    Grundsätzlich sind persönliche Vorlieben eines Kommentators nichts schlechtes. Aber zulasten der Fakten sollte das nicht gehen. Bestes Beispiel waren die Artikel über die Demowelle diesen Winter: Da wurde seitenlang dargelegt, dass das ´´Putin-Regime am Ende´´ sei- und dann wurde er mit 64% gewählt und die herbeigeschriebene Revolution fiel kläglich in sich zusammen. Das kam davon, dass die meisten Journalisten einen engen Horizont haben, sich nur in den immer gleichen Moskauer Kreisen (Jeunesse doree, Neoliberale, alte Sowjetdissidenten) bewegen. Für andere Städte und Bevölkerungsschichten, insbesondere für die breite Masse, interessieren sich die wenigsten.

     

    Ich bin froh, dass ich etwas russisch kann, Land und Leute ein bisschen kenne, mir ein eigenes Bild machen kann und nicht auf vorgekäute Meinungen aus Zeitungen angewiesen bin.

  • T
    tommy

    Also Russland wird mir von den kulturellen Werten her immer sympathischer - gut, dass endlich mal jemand diese dekadente Madonna in die Schranken weist. Wenn jetzt noch ordentlich gegen Rechtsunsicherheit und Korruption vorgegangen wird, könnte Russland bald zu einem attraktiven Auswanderungsziel für westeuropäische Patrioten werden, die den Niedergang ihrer Heimatländer nicht mehr mitansehen wollen.

  • H
    Hendrix

    @Bernd Goldammer

    Ich kenne auch nicht alle Feinheiten, aber dass Rogosin einer der verkommensten Nationalisten in RU ist, ist allgemein bekannt. Die Tatsache, dass so jemand Vize-Premier ist, sagt in der Tat viel über den Zustand des heutigen Russland aus.

     

    Was die angeblich einseitige Berichterstattung insbesondere der taz über RU betrifft: Konsumieren Sie mal in einem Selbstversuch die russ. Medien, besonders das Staatsfernsehen. Da wird seit über 10 Jahren ununterbrochen Putin-Propaganda betrieben; ein widerwärtiger und lächerlicher Personenkult wie es ihn seit der Stalin-Zeit nicht mehr gab. Das Problem ist nicht die einseitige Berichterstattung in unseren Medien, sondern der katastrophale Zustand Russlands. Gegen Putin und sein kleptokratisches Regime zu sein, heisst nicht anti-russisch zu sein, sondern umgekehrt.

  • B
    baladin

    Hallo fred würden sie diese aussage bitte in Russland wiederholen. Es ist schön wie die annonymität des internets gewisse körperteile wachsen lässt. Solche leute kämpfen für den moralischen Erhalt einer Gesellschaft rogosin hat recht ich hoffe die b... kommt in den knast. Und zur taz bekommt ihr kohle dafür oder warum wird das russische volk hier immer so so nieder gemacht das ist in den deutschen Medien Systematisch so und immer das. Gleiche. Gleichgeschaltete Medien schlimmer als zensur zum glück kann ich mir auch das orf und sf 1 ansehen mal was anderes zum einheitsbrei hier im lande.

    Geschrieben von einem Android Mobil Telefon.

  • B
    Benz

    @Fred

    Immer mit der Ruhe. Ausser Schimpfwörtern beinhaltet ihr Kommentar ja fast nichts.

     

    Rogosin ist ein geradliniger Mann, der gerne frisch und frei seine Meinung sagt. Weiss nicht warum das Sie so aufregt.

  • B
    broxx

    Madonna kämpft...haha. Madonna "kämpft" in jedem Land (wo sie der Auftritt hinführt) für was anderes. Madonna macht Promotion und sonst nix!

  • BG
    Bernd Goldammer

    Ich kenne Herrn Rogosin nicht, ich weiß auch nichts über die russische Gesetzeslage bei Homosexuellen. Doch ich habe das bisherige anti-russische Trommelfeuer der TAZ miterlebt. Seit Jahren werden Putin und seine russische Wählerschaft verunglimpft und wir Leser wurden leider nur einseitig informiert. Zuweilen war es so primitiv, dass ich mich jetzt zuerst frage: "Stimmts? Oder stehts in der TAZ?"

  • F
    Fred

    Rogosin ist ein Paradebeispiel des schwachsinnigen Putinisten. Und Rogosin ist bei Weitem nicht der einzige debile Krawatten-Nazi in Putins Mannschaft. Der Umstand, daß solche Leute ein Land regieren, zeigt wie krank Russland ist.

  • H
    Hans

    @Benz

    m(

  • B
    Benz

    Haha, Rogosin ist Madonna zielsicher an den Karren gefahren.

     

    Und die selben Leute, die vorher das Treiben der Pussen (u.a. Gehampel in einer Kirche und öffentliches Kopulieren in einem Museum) als höchste Kunst bejubelt hatten, regen sich jetzt über das Wort ´´Hure´´ auf...