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Machtwort aus MünchenFC Bayern first

Nach dem Gewinn der deutschen Frauen-Meisterschaft macht Bayern München klar, dass auch das DFB-Team bei der EM auf Lena Oberdorf verzichten muss.

Lena Oberdorf bei ihrem letzten Spiel für die Nationalmannschaft am 16. Juli 2024 gegen Österreich Foto: imago

Gerade läuft wieder die dritte Auflage der DFB Women’s Week. Rund um das Pokalfinale der Frauen – diesmal zwischen Bayern München und Werder Bremen (Donnerstag 16 Uhr/ARD und Sky) – soll die Sichtbarkeit des Frauenfußballs von der Basis bis zur Spitze gesteigert werden. Wobei mitunter auch wenige Sätze reichen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Fast nebenbei hat Bianca Rech, Direktorin Frauenfußball bei den Bayern, nach dem Gewinn der siebten deutschen Meisterschaft der Münchnerinnen am Sonntag klargemacht, dass Lena Oberdorf für die EM in der Schweiz (2. bis 27. Juli) nicht nominiert werden soll. „Sie ist im Mannschaftstraining“, sagte Rech im ZDF und schränkte gleich danach ein: „Sie ist nicht auf dem Stand, dass sie eine Europameisterschaft spielen kann.“

Das kommt für die Auswahl von Bundestrainer Christian Wück in der Deutlichkeit überraschend. Der 51-Jährige hatte die Tür für eine der besten deutschen Fußballerinnen offen halten wollen. „Bei Obi ist es einfach so, dass da die zeitliche Komponente eigentlich passen könnte, passen müsste. Es wäre natürlich gut, wenn sie noch zwei, drei Spiele für Bayern in dieser Saison machen kann“, hatte Wück zuletzt gesagt. Er hat immer noch kein festes Gerüst für sein erstes Turnier mit den DFB-Frauen. Es fehlt an Spielerinnen, die dem Team Halt geben. Doch nun spricht die Managerin vom Bayern-Campus in dieser Causa ein Machtwort.

Für das Pokalfinale ist die 51-fache Nationalspielerin ohnehin kein Thema, auch die letzten Bundesligapartien bei Carl Zeiss Jena und gegen die SGS Essen kommen wohl noch zu früh. Der scheidende Bayern-Trainer Alexander Straus hatte erst am Freitag gesagt: „Im Moment ist sie nicht bereit, Spiele zu bestreiten, ohne dass das Risiko einer erneuten Verletzung zu groß wäre. Und das ist, glaube ich, das Letzte, das sowohl die deutsche Nationalmannschaft als auch der FC Bayern München will.“ Noch immer würde Oberdorf nicht das volle Mannschaftstraining bestreiten können.

Die Bayern hatten die Verpflichtung gegen eine festgeschriebene Ablöse von 450.000 Euro vom Rivalen VfL Wolfsburg im Frühjahr 2024 verkündet, doch bis heute hat der Stareinkauf kein Spiel für den FC Bayern gemacht. Der Heilungsverlauf der am 16. Juli 2024 beim EM-Qualifikations­spiel gegen Österreich erlittenen Knieverletzung mit Schäden am Kreuzband und Meniskus zieht sich in die Länge. Für Rech kommt nicht infrage, dass der Verein eine Spielerin umsorgt und bezahlt, die dann zuerst wieder für die DFB-Auswahl vollen Einsatz zeigt.

Fehde zwischen dem FC Bayern und dem DFB

Rech hatte sich schon in einem ähnlich gelagerten Fall bei Giulia Gwinn vor der WM 2023 durchgesetzt: Damals hoffte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vergeblich auf das Mitwirken der Rechtsverteidigerin, die gerade ihren zweiten Kreuzbandriss auskuriert hatte. Ohne Gwinn schied das Nationalteam in Australien bereits in der Vorrunde aus.

Zudem hatte Rech in der Vorbereitung für einen Eklat gesorgt: Das erste Trainingslager mussten die Münchner Nationalspielerin damals sausen lassen, weil die Fifa-Abstellungsperioden nicht genau geklärt waren. Es kam zu erheblichen Verstimmungen zwischen dem DFB und den Bayern – vor allem der damalige Sportliche Leiter Joti Chatzialexiou machte den Bayern schwere Vorwürfe. Zu diesem Zeitpunkt war Rech auch zur stellvertretenden Vorsitzenden im ECA Women’s Football Committee aufgestiegen.

Die 44-Jährige gilt als durchsetzungsstark. Auf eine Kraftprobe wollen es weder Wück noch Nia Künzer ankommen lassen. So wagt es der Verband auch nicht, ein zusätzliches Trainingslager nach den letzten Nations-League-Duellen gegen die Niederlande in Bremen (30. Mai) und gegen Österreich in Wien (3. Juni) in die Planung aufzunehmen. Das Vorbereitungscamp in Herzogenaurach vermutlich ab dem 20. Juni muss reichen, um die Grundlagen für die EM zu legen – ohne Lena Oberdorf.

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