MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Einige interessante Partien, die diese Woche ausgespielt werden, mit Geheimtipps, klaren Favoriten und ausgewiesenen Stürmern & Drängern, die noch jede Abwehrhaltung zu knacken verstanden. Wie immer gilt: Entscheidend is’ aufm Platz.

Aus Frankreich könnte sich dabei eine Formation nach vorn spielen, die namentlich mit einer echten Desinformationskampagne antritt: Sie nennt sich nämlich Milesdavisquintet, sind aber 1.) nur zu dritt, klingen 2.) gar nicht nach Davis und haben 3.) nicht einmal eine Trompete in ihren Reihen. Dafür aber auch eine Zither, bei einem prima insistierenden Freiformjazz mit beigeordneten klangschabenden Erkundungen. Am Freitag im Ausland (Lychener Str. 60, 20.30 Uhr).

Der Sonntag kommt mit eigenwilligen tribalistischen Musiken: Im Acud hat man mit der Hobocombo (Andrea Belfi, Rocco Marchi, Francesca Baccollini) ein Trio, das sich um die Übersetzung der Musik des Kontrapunkt-Minimalisten Moondog in einen ambientalen Clubmusikrahmen bemüht, damit auch die Ohren mal tanzen können. Hier gibt es dazu mit Hula Hut & The Seven Seas noch zart geschmelzte Hawaiimusik aus Berlin zu hören (Veteranenstr. 21, 19 Uhr, 10 €). Und in der Volksbühne darf man sich am Sonntag die Ekstase mit den betörend singenden Dakha Brakha und deren irgendwie aus der ukrainischen Folklore kommende Trancemusik gönnen, die mal wirklich gegen­wärtig ist, ohne je nach Crossover zu schmecken. Mindblowing (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 18/14 €).

Am Montag hat der Gitarrengroßmeister Elliott Sharp im Acud seinen Auftritt: einer der wenigen, der die Chaostheorie tatsächlich zu spielen vermag. Im Acud improvisiert er auch mit dem neuen Berliner Experimentalensemble Ashes (Veteranenstr. 21, 20 Uhr).

Und noch das Popformat: Aus Brooklyn kommen Woods, die mittlerweile ganz locker so exquisite Geschmacksrichtungen wie Ethio-Jazz (schlag nach bei Mulatu Astatke) und ein lässiges Verständnis von gar nicht protzigen Popmelodien (remember Steely Dan – Yachtrock, ja!) in ihren psychedelisierten Blumenkinder-Folkbeat zu integrieren wissen, am Montag in der Berghain-Kantine (Am Wriezener Bhf., 20.30 Uhr, 15 €). Am Dienstag im Columbia Theater dann Ty Segall, der zu diesen rastlosen kalifornischen Musikern zählt, die den psychedelischen Rock mit großem Garagenrockerherz für Glam-Größen wie T. Rex einfach noch einmal neu erfinden. Im Vorprogramm die gerade auch live großartigen und heftig auskeilenden Zentralheizung of Death des Todes (Columbiadamm 9-11, 21 Uhr, 20 €).

Wer will, kann sich aber auch einfach mal durch die EM-Songs hören in den Spielpausen. Zum Runterkommen.