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THOMAS MAUCH
Ist das jetzt zynisch, wenn man sagt, dass der Franz Schreker den Nazis noch zuvorgekommen ist mit seinem Tod am 21. März 1934? Herzinfarkt. Und eben nicht von den Nazis totgeschlagen. Was sie bestimmt noch gemacht hätten, so wie sie den österreichischen Komponisten mit jüdischen Wurzeln auch aus dem Konzertbetrieb gedrängt haben und ihn zum Rücktritt von seinem Amt als Direktor der Berliner Musikhochschule zwangen, die Schreker seit 1920 geleitet hatte. In den Zwanzigern war er dabei mit seinen Werken durchaus prominenter als etwa Richard Strauss, dessen „Also sprach Zarathustra“ wirklich jeder kennt, und sei es nur durch die Verwendung im Soundtrack von Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“. Schrekers „Intermezzo“ dagegen kennt man eher nicht, diesen romantischen Geigenhimmel mit den expressionistisch ausgeführten Sehnsüchten und dem süßen Schmerz. Jedenfalls scheint das Stück wie eine Filmmusik zu argumentieren, tendenziell eine aus Stummfilmzeiten, als die Musik den Schauspielern noch beim Deklamieren helfen musste. Allerdings stammt Schrekers „Intermezzo“ aus dem Jahr 1900. Und zu der Zeit war noch gar nicht so viel los mit dem Film. Vertraut machen mit dem „Intermezzo“ kann man sich am Donnerstag beim Konzert „Verehrt – verfemt – versunken!“ mit der Kammersymphonie Berlin in der Nikolaikirche, bei dem noch weitere „verfemte“ Komponisten wie Gideon Klein (gestorben 1945 im KZ Fürstengrube) und Pavel Haas (gestorben 1944 im KZ Auschwitz) auf dem Programm stehen (Nikolaikirchplatz, 20 Uhr, 18/10 Euro).
Lebenshilfe: Kaksikymmentäkaksi sagt man auf Finnisch zu 22, und Pistepirkko meint Marienkäfer. 22-Pistepirkko übersetzt sich also mit 22-Punkt-Marienkäfer, und wenn sich eine Band so nennt, weiß man bereits vor dem ersten Ton, dass die nicht unbedingt aufs Brachiale setzt, sondern schon mehr so eine marienkäferige und manchmal auch kauzige Musik macht wie eben 22-Pistepirkko mit einem sich in Melodien verzehrenden Blues. Eine Herzensangelegenheit. Am Freitag im Comet (Falkensteinstr. 47, 21 Uhr, 18 Euro).
Noch verschrobener: Oneida aus Brooklyn, seit 1997 als fliegendes Teekesselchen von Can zu Faust unterwegs. Also Sondierungen im aufs Heftigste psychedelisierten Krautrockgebiet. Und wer das Wort (Krautrock, Krautrock, Krautrock) nicht mehr hören mag, sagt halt Lavalampenmusik oder kopfaufsprengende Musik dazu. Für Liebhaber das fein ziselierten Liedes ist das allerdings nichts. Oneida am Montag, gleichfalls im Comet (21 Uhr, 13 Euro).
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