MSC-Siegel: Faire Fische
Nur noch Fische und Meeresprodukte aus nachhaltigem Fang will die Supermarktkette Edeka künftig anbieten. Kooperation mit Ökostiftung WWF soll umweltschonende Methoden garantieren.
Frischer Fisch aus nachhaltiger Fischerei ist das Ziel der Supermarktkette Edeka. Bis Ende 2011 will Deutschlands größter Lebensmittelhändler alle Fische und Meeresprodukte aus dem Sortiment nehmen, die nicht aus umweltschonender Fischerei stammen. Dazu hat der Konzern eine langfristige Kooperation mit der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) vereinbart. Alle Lieferanten sollen verpflichtet werden, die Nachhaltigkeitskriterien des blauen MSC-Siegels einzuhalten.
Der Marine Stewardship Council (MSC) ist eine international arbeitende gemeinnützige Einrichtung, die im Jahr 1997 von der Umweltorganisation WWF und dem Lebensmittelkonzern Unilever gegründet wurde. Seit dem Jahr 1999 ist der MSC unabhängig und finanziert sich vorrangig über Zuwendungen von Stiftungen, staatlichen Einrichtungen, kommerziellen Unternehmen sowie über Logo-Lizenzerträge.
Der Umweltstandard MSC für nachhaltige und vorbildlich geführte Fischereibetriebe basiert auf den Erkenntnissen von Wissenschaftlern, Fischereiexperten und Umweltschutzorganisationen. Umweltgerechtes Fischereimanagement wird mit dem blauen MSC-Siegel gekennzeichnet. Das MSC-Logo gibt den Verbrauchern die Gewissheit, dass der Fisch aus nachhaltiger Fischerei stammt, die Fischbestände für die Zukunft erhält und Überfischung verringert.
"Als größter Fischhändler Deutschlands wollen wir zum Schutz der weltweiten Fischbestände entscheidend beitragen", sagte Edeka-Chef Markus Mosa am Freitag in Hamburg. "Deshalb werden wir umweltschonende Fangmethoden unterstützen." Fisch sei ein wertvolles Nahrungsmittel, das auch künftig ausreichend zur Verfügung stehen sollte "bei gleichzeitigem Schutz der Natur".
Um die Umstellung auf nachhaltige Fischerei zu beschleunigen, ist Edeka eine langfristige Zusammenarbeit mit dem WWF eingegangen, um eine "fachliche Begleitung der Fischeinkaufspolitik" zu bekommen. Gemeinsam würden neue Beschaffungsleitlinien für die Lieferanten ausgearbeitet. "Wir erwarten, dass die Unternehmen sich an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten und mit dem MSC-Siegel zertifizieren lassen", stellte Mosa klar. Auch bei Fisch aus Aquakulturen sollen bis 2011 anerkannte Nachhaltigkeitsstandards erfüllt sein.
Darüber hinaus hat der Lebensmitteleinzelhändler gemeinsam mit dem Freiburger Öko-Institut eine Wirkstoff-Risikoliste erarbeitet, die Obst- und Gemüseproduzenten Transparenz über die Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aufzeigt und die Reduzierung von als "rot" eingestuften Wirkstoffen fordert. "Unsere Rückstandsdatenbank ermöglicht uns, die schwarzen Schafe zu identifizieren und von der Belieferung auszuschließen", sagte Mosa. Konkrete Schritte will die Edeka-Gruppe auch mit Blick auf den Klimaschutz unternehmen.
Edeka ist mit fast 12.000 Supermärkten und einer Umsatzprognose von rund 43 Milliarden Euro für das Jahr 2009 der größte Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland. Er beschäftigt fast 280.000 Mitarbeiter. Zum Konzern, der aus der City Nord in Hamburg dirigiert wird, gehören auch die Töchter Spar, Netto und Marktkauf. Von sieben Regionalgesellschaften sind zwei - Nord und Minden-Hannover - für die norddeutschen Bundesländer zuständig.
Der WWF und Greenpeace fordern seit langem eine schonende und nachhaltige Fischereipolitik. Nach Erkenntnissen der beiden Umweltschutzverbände sind etwa zwei Drittel der weltweiten Bestände überfischt. Zudem werden durch die industrialisierte Fischerei mit Schlepp- oder Grundstellnetzen Korallenbänke zerstört und tonnenweise unerwünschte Fische als Beifang sterbend oder tot wieder über Bord gekippt. Darüber hinaus ertrinken in den Netzen jährlich Zehntausende Meeressäuger wie Delfine, Wale, Seehunde, Robben oder Schildkröten.
Sowohl WWF wie Greenpeace geben in ihren jährlich veröffentlichten "Fischführern" Verbrauchertipps für den unbedenklichen Kauf und Verzehr von Fisch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!