: MITREDEN, OBWOHL ICH KEINE AHNUNG HABE
10 schlaue Sätze zur irischen Finanzkrise
„Die Iren sind selber schuld an ihrer Finanzkrise.“ (Stimmt – wer nachweislich korrupte Politiker und ihre Partei Fianna Fáil, die „Soldaten des Schicksals“, immer wieder wählt, hat es nicht anders verdient.)
„Die Grüne Insel braucht einen Regierungswechsel.“ (Die größte Oppositionspartei Fine Gael ist genauso korrupt – es bliebe derselbe Misthaufen, es säßen nur andere Fliegen drauf.)
„Die Iren reagieren besonnen, weil sie einsehen, dass es ohne drastische Sparmaßnahmen nicht geht.“ (Farbbeutel und rohe Eier an Politikerköpfen? Irlands Regierende benötigen neuerdings Personenschutz.)
„Die Krise setzt bei den Menschen neue Energien frei.“ (Aus Not: In Dublin werden inzwischen Hühner auf dem Balkon gehalten, und wo früher Blumen blühten, wächst heute Gemüse.)
„Irland muss aus Wettbewerbsgründen seine niedrige Körperschaftsteuer von 12,5 Prozent erhöhen, wenn das Land Geld von der EU will.“ (Dann verlassen auch die letzten Ratten, die wenigen verbliebenen ausländischen Unternehmen, das sinkende Schiff und gehen nach Osten.)
„Dank der Krise sind die kolossalen Hauspreise auf normales Niveau gestutzt worden.“ (Vor allem in den Geistersiedlungen, wo fünf von hundert Häusern bewohnt sind und die Leute mit Taschenlampen herumlaufen, weil es keine Infrastruktur gibt. In Irland stehen 300.000 Häuser leer.)
„Irland ist finanziell gut abgesichert und braucht keine Hilfe von außen.“ (Sagt Premierminister Brian Cowen, der auch im dunklen Wald pfeifen würde, wenn es denn in Irland Wälder gäbe. Vertreter von IWF und der Europäischen Zentralbank haben die Regie in Dublin längst übernommen.)
„Irlands Freiheitskämpfer sind nicht dafür gestorben, dass die Regierung nach rund 90 Jahren die Unabhängigkeit an IWF und Zentralbank abtritt.“ (Gäbe es noch Freiheitskämpfer, würden sie die Regierung zum Teufel jagen.)
„Angela Merkel ist schuld an der Verschärfung der Krise, weil sie auch private Gläubiger zur Kasse bitten will, wenn Länder ihre Schulden nicht mehr begleichen können.“ (Ein richtiger Gedanke zum falschen Zeitpunkt: Ihre Bemerkung trieb die Zinsen für irische Staatsanleihen auf 9 Prozent.)
„Die Iren trösten sich mit schwarzem Bier.“ (Das wird immer schwieriger: Täglich geht ein Pub pleite, zum Jahresende wird Irland bis zu 400 Kneipen weniger haben als 2009.)
Ralf Sotscheck wohnt freiwillig in Dublin und hat schon mehrere Bücher über Irland verfasst.