piwik no script img

MINEN TÖTEN WELTWEIT WEITER – OBWOHL DIE UNO SIE VERBOTEN HATEffizient und billig

Wenn über Rüstungsexporte diskutiert wird, dann geht es in der Regel um große Projekte. Dabei sterben die meisten Zivilisten auf den Kriegsschauplätzen dieser Welt durch ganz andere Waffen. Nicht Cruise Missiles, Clusterbomben, Leopard II oder Tornado-Kampfflugzeuge fordern die meisten Opfer, sondern Maschinenpistolen vom Typ „G-3“ und eben immer wieder Minen.

Minen aller Art sind zu einer verheerenden Seuche auf allen Kriegschauplätzen der letzten dreißig Jahre geworden – von Korea bis Vietnam, vom Nordirak bis Bosnien. Minen sind wirkungsvoll; sie verbreiten Angst und Schrecken; und sie haben einen unschätzbaren Vorteil: Sie sind vergleichsweise billige Tötungsinstrumente. Das alles ist seit langem bekannt. Die schrecklichen Bilder von Kindern mit abgerissenen Gliedmaßen erschüttern selbst hartgesottene Zyniker. Eine der erfolgreichsten NGO-Kampagnen aller Zeiten hat dazu geführt, dass zumindest Antipersonenminen im Dezember 1997 im kanadischen Ottawa durch eine UN-Konvention geächtet wurden. Gestern vor zwei Jahren trat diese Konvention in Kraft. Bisher wurde sie von 139 Staaten ratifiziert. Trotzdem geht der Einsatz von Minen durchaus nicht zurück.

Offenbar ist die tödliche Funktionalität von Minen weiterhin ausschlaggebend für Staaten, die Krieg führen oder demnächst führen wollen. Die Industrienationen umgehen das Verbot von Personenminen, indem sie hypersensible Fahrzeugminen bauen. Diese explodieren nicht nur bei Kontakt mit einem Kfz, sondern auch bei Berührung durch Personen. Armeen in der so genannten Dritten Welt setzen sowieso alles ein, was sie in ihren Arsenalen haben. Das gilt sowohl für Regierungstruppen als auch für Guerillas, wie sich jetzt wieder in Kolumbien oder im Nordirak zeigt.

Trotzdem: Zu dem mühsamen Kampf gegen Minen gibt es keine Alternative. Es ist daher überaus lobenswert, dass sich die NGOs nicht auf ihrem Erfolg in Ottawa ausruhen, sondern nun zu kontrollieren versuchen, ob das Verbot auch wirklich eingehalten wird. Denn letztlich wird nur ein weltweiter Bewusstseinswandel dazu führen, dass die Perversität von Minen allen einleuchtet.

JÜRGEN GOTTSCHLICH

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen