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MARTIN UNFRIED über ÖKOSEXWat’n Knall bei Vattenfall

Humor, Populismus, Fantasie und Claudia Schiffer – das sind die vier Stützen der solaren Effizienzrevolution

Diese Kolumne steht heute ganz im Zeichen des Karnevals. Das ist kein Problem, bei uns solaren Effizienzrevolutionären ist Humor sowieso das ganze Jahr Programm.

Und populistische Angeber sind wir natürlich auch. Darum verrate ich, dass der Fernsehmoderator Frank Plasberg bei mir angerufen hat wegen meiner heiteren Kritik an seinem Audi A6 und den 9 Litern Spritverbrauch (siehe „Ökosex“-Kolumne vom 26. Januar).

Er hat gelacht und nachgedacht. Ich glaube, er schafft es.

Che Guevara war übrigens Atomkraftanhänger. Das wird oft verschwiegen von den T-Shirtträgern. Er wäre auch nie ein guter solarer Effizienzrevolutionär gewesen. Dazu war der asthmatische Zigarrenraucher viel zu verbissen. Kein Vergleich mit Plasberg.

Und noch eine gute Nachricht. Claudia Schiffer ist auf der Seite der Klima-Avantgarde.

In Davos, da wo’s immer so viele Reiche auf einem Haufen gibt, sagte sie, sie wolle „Unternehmen und Politiker ermutigen, ihre Schritte zur Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes öffentlich zu machen und jeden Einzelnen dabei unterstützen, in diesem Sinne seinen Lebensstil zu verändern.“

Schappo, Claudia! Und da fangen wir gleich bei der Namensvetterin Claudia Roth und der Fraktion der Grünen an.

Wie wir betrübt in dieser Zeitung lesen mussten, müssen sich die Grünen von der Fahrbereitschaft des Bundestags in gigantischen CO2-Schleudern rumkutschieren lassen.

Die Armen. Da leiden die Genossen Effizienzrevolutionäre von der Fraktion natürlich schrecklich. Ein Vorschlag von mir und Claudia Schiffer: Totalboykott der Fahrbereitschaft. Habt Fantasie! Wagt grünen Populismus! Ihr least einfach 20 schicke Elektrofahrzeuge, effizienzrevolutionäre Twikes und Cityels.

Dann fahrt ihr, immer wenn eine Kamera in der Nähe ist, in der Berliner Republik durchs Fernsehbild mit euren T-Shirts. Nein, da ist nicht Che drauf, sondern die dicke Aufschrift: „120 g/km CO2“.

Damit ärgert ihr Merkel und Glos. Die steigen ja diesen Karneval für BMW und die anderen gegen eine Absenkung der Abgasnorm auf 120 Gramm Kohlendioxid-Ausstoß je Kilometer in die Bütt.

Jetzt aber zum richtigen Karneval. Beim Atom- und Braunkohlekonzern Vattenfall zittern dem Management spätestens morgen die Knie.

Denn heute veröffentlicht nämlich die „Ökosex“-Kolumnenband einen Karnevalskracher. Eine Weltpremiere.

Ein Karnevalsschlager zum heiklen Thema Atomkraft.

Ja, geht denn das? Selbstverständlich.

Der Karneval war schon immer ein Hort von Anarchie und Wahnsinn. Nur kommt das im Fernsehen nicht mehr so rüber.

Die Idee: Mit einem Lächeln und einem Lied auf den Lippen fällt das Atomstromkündigen leichter.

„Wat’n Knall bei Vattenfall“ ist eine gitarrenorientierte Offbeat-Nummer, ein bisschen Kölner Schule und kann gratis als mp3-Format heruntergeladen werden. Hören wir mal in die zweite Strophe rein:

Harrisburg und Tschernobyl, das war nicht wirklich schön/

So ist das halt im Leben, es kann auch daneben gehn/

Das Gute am Atomkraftwerk, warum man’s mögen kann/

Es bleibt ja immer spannend, denn es heißt: „No risk no fun!“/

In Schweden ist ja neulich was passiert/

Da wär’s Atomkraftwerk fascht abgeschmiert/

Refrain:

Ja, ja, bei Vattenfall/

Ja, beinah wat’n Knall/

Da ham die Elche Schwein gehabt/

Ja, ja, bei Vattenfall, ja, beinah wat’n Knall/

Sonscht, alter Schwede: „Gute Nacht“!

Ökosex, der neue Song: „Wat’n Knall bei Vattenfall“ jetzt kostenlos zum Runterladen auf taz.de, Ressort taz zwei

120 g/km CO2? kolumne@taz.de Montag: David Denk ist GONZO i. V.

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