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MALAYSIAS PREMIERMINISTER FORDERT DIE FANTASIE DER ÖKONOMENDer Doktor der Globalisierung

Der malaysische Premierminister Mahathir Mohamad, der heute Berlin besucht, wird zu Hause ehrfurchtsvoll „Dr. M“ genannt. Er gilt als eigenwilliger Vater des modernen Malaysias, und für Globalisierungskritiker ist er ein Kronzeuge gegen den neoliberalen Mainstream. Mahathir hat seinem Land einen recht erfolgreichen Entwicklungsweg nach eigenem Rezept verschrieben. Dabei pickte er sich aus der breiten Palette politischer Angebote scheinbar widersprüchliche Komponenten heraus. So machte er die Insel Penang ganz nach dem Geschmack von Internationalem Währungsfonds und Weltbank zu einem steuergünstigen Hightechzentrum für Computermultis. Zugleich schützte er aber die unter seiner Regie aufgebaute Automarke Proton vor Konkurrenz, ganz zum Verdruss der großen Autokonzerne und der internationalen Finanz- und Handelsinstitutionen.

Scheinbar ähnlich widersprüchlich ist Mahathirs Umgang mit der internationalen Finanzwelt. Banken und Konzerne lud er ein, um in Malaysia zu investieren. Als das Land aber in die Asienkrise geriet, hielt er die Dollarbindung der einheimischen Währung aufrecht – doch Devisen- und Kapitalverkehrskontrollen verhinderten, dass das Land für den internationalen Ausverkauf geöffnet wurde. Mahathir ließ den IWF nicht herein, gab Spekulanten wie George Soros die Schuld und benahm sich einmal mehr wie der antikoloniale Held der Dritten Welt. Wenngleich er damit von der eigenen Vetternwirtschaft ablenkte – Dr. M. bewies, dass es mehr als nur einen Weg aus der Krise gibt.

Mit seinen antiwestlichen Ausfällen punktet Mahathir, weil an ihnen etwas dran ist. Er entlarvt die Doppelmoral – leider gelingt ihm das auch immer wieder bei der Menschenrechts- und Ökologiekritik westlicher Regierungen, die oft mit zweierlei Maß messen. Dabei rechtfertigt eine recht erfolgreiche Wirtschaftspolitik natürlich keine innenpolitische Despotie. Aber solange es den Bürgern im autoritären Malaysia wirtschaftlich besser geht als im benachbarten, „demokratisierten“ Indonesien, werden viele Malaysier Stabilität als wichtiger erachten als Demokratie. SVEN HANSEN

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