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Lumumbas GoldzahnLetzter Rest des Freiheitshelden

Ein Zahn ist alles, was der Demokratischen Republik Kongo von seinem Freiheitshelden bleibt. Feierlich wurde er jetzt in Brüssel an das Land zurückgegeben.

Von Patrice Lumumba blieb nur ein Goldzahn, hier als Modell in Brüssel am 19.06.2022 Foto: Zuma Wire/imago

Es gab schon versöhnlichere Versöhnungszeremonien. Zehn Angehörige der Familie des kongolesischen Freiheitshelden Patrice Lumumba versammelten sich am Montag im Egmont-Palast von Brüssel und nahmen schweigend von Belgiens Premierminister Frédéric Van Leeuw ein kleines blaues Kästchen entgegen. Es wurde unter den kongolesischen und belgischen Flaggen und einem Schwarz-Weiß-Foto des am 17. Januar 1961 ermordeten ersten Premierministers von Kongo nach der Unabhängigkeit aufgestellt.

Nach den feierlichen Reden ergriff ­Lumumbas Tochter das Wort und erinnerte an das Verbrechen, an das diese Rückgabe der sterblichen Überreste Lumumbas anknüpfte.

„Vater, wie bist du gestorben? Wir wissen es nicht. Wann bist du gestorben? Wir wissen es nicht. Wo wurdest du ermordet? Auch das wissen wir nicht. Wer hat dich ermordet und warum? Wir suchen noch.“

Ganz so stimmt das nicht. Man weiß es, und genau das ist das Problem.

Erschossen, aufgelöst

Die alte Kolonialmacht Belgien untergrub Lumumba vom ersten Tag an, nach Kongos Unabhängigkeit am 30. Juni 1960. Belgien sorgte für die Sezession des mineralienreichen Katanga und betrieb ­Lumumbas Absetzung. Nach Inhaftierung, Flucht und Wiederfestnahme wurde er am 17. Januar 1961 an einem entlegenen Ort in Katanga erschossen und vergraben.

Der belgische Polizeioffizier Gerard Soete ordnete dann die Zerstückelung und Auflösung der Leiche in Säure an, um jede Spur zu tilgen.

Lumumba galt lange als verschollen, erst 2001 erkannte Belgien seine Mitverantwortung bei der Ermordung an. Da war Soete schon tot. Aber seine Tochter hatte etwas Kostbares geerbt: Lumumbas Goldzahn.

Den hatte der belgische Polizist bei der Leichenbeseitigung eingesteckt, mit weiteren Zähnen und Fingern. Viel später befragt, hatte er behauptet, alles längst in die Nordsee geworfen zu haben.

Aber kurz vor seinem Tod beichtete Soete im Fernsehen, was er in Wirklichkeit noch zu Hause liegen hatte. Dass die Übergabe dann bis 2022 gedauert hat, zeugt von der Schwerfälligkeit der kolonialen Aufarbeitung in Belgien.

Jetzt hat eine chinesische Firma in Kongos Hauptstadt Kinshasa ein Lumumba-Mausoleum gebaut, mit Denkmal mitten im größten Kreisverkehr der Megastadt.

Ab 27. Juni herrschen in der Demokratischen Republik Kongo drei Tage Staatstrauer. Dann wird dort ­Lumumbas Zahn an seine letzte Ruhestätte gebracht. Als Reliquie von Kongos Freiheitskampf.

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