Luftangriffe auf Beirut: Israels Eskalation im Libanon
Israels Militär fliegt erneut Luftangriffe auf Beirut. Hilfsorganisationen warnen vor Kriegsverbrechen und Kollektiv-Bestrafung der Zivilbevölkerung.
Wenige Stunden nach einer ersten israelischen Angriffsserie am Mittag schlugen dann in der Nacht vier Bomben in Südbeirut ein – eine davon sehr nah am Beiruter Flughafen. Granatsplitter wurden auf die Flughafenbahn geschleudert, der Betrieb lief weiter. Gegen 23.40 Uhr Ortszeit kündigte der arabischsprachige Sprecher der israelischen Armee neue Angriffe an.
Fünf Unifil-Friedenssoldaten aus Malaysia wurden am Donnerstag bei einem israelischen Angriff verletzt. Ein Autofahrer wurde dabei getötet. „Streitigkeiten müssen am Verhandlungstisch und nicht durch Gewalt gelöst werden“, schrieb Unifil in einem Statement. Die schweren Kämpfe zischen Hisbollah und israelischer Armee dauern seit dem 8. Oktober 2023 an. Im September dieses Jahres verschärfte Israel seine Angriffe.
Mehr als 1,2 Millionen Menschen vertrieben
Bisher haben israelische Streitkräfte laut libanesischen Behörden mindestens 3.002 Menschen im Libanon getötet. Mehr als 100 Kinder seien in den vergangenen fünf Wochen getötet worden – im Durchschnitt zwei pro Tag. Bei israelischen Angriffen starben im gesamten Libanon 163 Gesundheits- und Rettungskräfte, außerdem wurden 158 Krankenwagen und 51 medizinische Notfallzentren wurden beschädigt, so die Behörden und NGOs.
Mehr als 1,2 Millionen Menschen sind zudem vertrieben. Besonders im Süden und Osten des Landes und in Südbeirut wurden Häuser und Infrastruktur massiv zerstört. Ganze Dörfer waren von erzwungener Evakuierung durch die israelische Armee betroffen. Satellitenbilder zeigen Krater und von Panzerspuren durchzogene Landschaften durch den israelischen Einmarsch im Süden.
„Als Einsatzkräfte an vorderster Front“ bezeugten die Nichtregierungsorganisationen International Rescue Committee (IRC), Save the Children, Danish Refugee Council und Intersos am Donnerstag „wahllose israelische Angriffe auf Zivilist*innen und zivile Infrastruktur, den Einsatz von Sprengstoff in dicht besiedelten Gebieten, unzureichende Evakuierungswarnungen und die Massenvertreibung der Zivilbevölkerung durch das israelische Militär.“
Solche Handlungen könnten Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht darstellen, einschließlich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. „Diese Angriffe können dazu führen, dass ganze Gemeinschaften kollektiv bestraft und geschädigt werden.“ Die Organisationen fordern die internationale Gemeinschaft auf, die Verstöße gegen das Völkerrecht zu ahnden. Dies sei eine moralische Verpflichtung und ein „rechtliches Gebot, das im Libanon und in der gesamten Region zu lange vernachlässigt wurde.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Liberale in der „D-Day“-Krise
Marco Buschmann folgt Djir-Sarai als FDP-Generalsekretär