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Loveparade-Fotos von TodesopfernBeschwerde-Rekord beim Presserat

Viele Medien druckten Bilder ab, auf denen die Todesopfer nach der Loveparade-Panik erkennbar waren. Deshalb stapeln sich nun beim Selbstkontrollorgan der Medien die Beschwerden.

Noch nicht aufgearbeitet: Gedenk-Kerzen für die Opfer der Duisburger Loveparade. (Archivaufnahme vom 16.August) Bild: dpa

BERLIN dpa | Die Berichterstattung über das Unglück bei der Loveparade in Duisburg hat beim Deutschen Presserat zu einem Beschwerde-Rekord geführt. Wie Presserats-Geschäftsführer Lutz Tillmanns am Donnerstag in Berlin sagte, sind 247 Beschwerden gegen elf Medien eingegangen. Dabei gehe es vor allem um Fotos von den 21 Todesopfern.

So viele Beanstandungen zu einem Thema seien bisher noch nicht eingegangen. Das Selbstkontrollorgan der Presse befasst sich am Dienstag kommender Woche damit.

"Letztlich geht es darum, ob so brutal und authentisch über ein Ereignis berichtet werden darf", sagte Tillmanns. "Gibt es ein überragendes öffentliches Interesse, das alles andere in den Schatten stellt?" Der Presserat muss klären, ob Fotos, auf denen Opfer erkennbar sind, die Persönlichkeitsrechte verletzten.

Außerdem geht es darum, ob Bilder - zum Beispiel von halb abgedeckten Leichen - als unangemessen sensationelle Berichterstattung zu werten sind. Die Medien verweisen auf ein überragendes öffentliches Interesse und die Bedeutung einer authentischen Berichterstattung über die Katastrophe. Dabei solle auch den Opfern ein Gesicht gegeben werden.

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2 Kommentare

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  • S
    Sebastian

    Manchmal muss man dem Menschen einfach die Augen öffenen durch solche schreckliche Bilder. Ich würde es auch begrüßen wenn deutsche Sender Steinigungen und Arm abhacken live aus Saudi-Arabien und dem Iran zeigen würden. Oder Folter durch Hamas-Faschisten im Gazastreifen. Sowas muss einfach öffentlich gemacht werden damit die Menschen in aller Welt gegen solche Barbareien auf die Straße gehen. Dann kann auch die Politik dagegen nicht mehr schweigen!

  • H
    hjalmar

    In einer sich vor Gier selbst verschlingenden Welt, die die taz schon lange ergriffen hat, sind Fotos von Verstümmelung und Tot geradezu ein muss für eine Zeitung die bestehen will.

    Wobei die Bilder meistens nicht das sind, was Privatpersonen verletzt. Wer sich noch an die verschwundene Prostituierte aus hannover erinnern kann die zerstückelt in einem Fluss gefunden wurde, mit der von der Bild geradezu genialen reißerischen Überschrift: DIE HURE AUS DER IHME!

    Sind die Säcke in den man sie gefunden hat verletztend oder das was daraus gemacht wird?

    Die meisten Menschen begreifen das Grauen nicht einmal wenn sie die Fotos sehen auch nicht wenn sie davon lesen oder hören. Die Medien versuchen uns trotzdem all diese Szenerien die tagtäglich geschehen so realistisch wie möglich nahezulegen, wobei natürlich vieles weggelassen wird aber das ist nebensächlich. Wir als Konsument müssen unsere eigene Entscheidung treffen ob wir diese bilder wirklich sehen müssen, weil unser Verstand oder unsere Phantasie schon so verkümmert ist, dass Vorstellung nicht mehr ausreicht, oder ob wir darauf verzichten können in dem Wissen das es grausam ist.

    Wofür uns auch entscheiden, ändern können wir an den Geschehnissen nichts ob wir jetzt die Bilder sehen oder nicht. Man sollte eventuell eine ne Snuff-Zeitung rausbringen.

    Wie wärs wenn ihr euch ab jetzt S-taz nennt? Dann könnte man sich wenigstens aussuchen ob man wieder ein paar totgeschossene Kinder beäugen darf, wenn es , für die boulevardmedien, "glücklicherweise" mal wieder der Fall ist.