Lokführer: Bahn rollt auf neuen Streik zu
Ab Mittwoch könnten die Züge wieder stehen. Bahnchef Mehdorn droht mit einer Klage auf Schadenersatz.
HAMBURG dpa Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich in dieser Woche bundesweit auf Zugausfälle und massive Verspätungen einstellen. Schon am Mittwoch könnten die Lokführer einen unbefristeten Streik beginnen, nachdem auch am Wochenende Bahn und Gewerkschaft in der Tarifauseinandersetzung auf ihren Positionen beharrten.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte ihre 12.000 Mitglieder zu einer Urabstimmung aufgerufen, deren Ergebnis am heutigen Montag bekannt gegeben wird. Danach will sie über die weiteren Schritte entscheiden. Die Gewerkschaft rechnet mit einer Zustimmung zum Arbeitskampf. Ein Streik würde laut GDL mit 24 Stunden Vorwarnzeit organisiert. Auch vor Gericht geht die Auseinandersetzung weiter: Am Montag wollen die Arbeitsgerichte in Frankfurt und Chemnitz in Eilverfahren über das von Bahntöchtern beantragte Streikverbot entscheiden.
GDL-Chef Manfred Schell hatte ein Treffen am Sonntag mit Bahn-Chef Mehdorn und den beiden anderen Bahngewerkschaften Transnet und GDBA abgelehnt und forderte die Bahn auf, bis zum Dienstag ein "verhandlungsfähiges Angebot" vorzulegen. Bahnchef Hartmut Mehdorn drohte der Lokführer-Gewerkschaft GDL im Falle von rechtswidrigen Streiks mit Schadenersatzklagen. "Wenn durch illegale Aktionen der Bahn ein Millionenschaden entsteht, dann wollen wir den ersetzt haben", sagte Mehdorn dem Spiegel. "Bereits jetzt gehen uns täglich Einnahmen in Millionenhöhe verloren."
Die GDL fordert 31 Prozent mehr Geld für Lokführer und Zugbegleiter und für diese Berufsgruppen einen eigenen Tarifvertrag. Die Bahn hat mit den beiden anderen Bahngewerkschaften Transnet und GDBA einen Tarifvertrag abgeschlossen. Dieser sieht 4,5 Prozent mehr Geld von Januar 2008 an sowie eine Sonderzahlung von 600 Euro vor.
Der Fahrgastverband Pro Bahn zeigte Verständnis für die Forderungen der Lokführer, warnte jedoch zugleich vor "unverhältnismäßig hohen Folgen" eines Streiks für die Fahrgäste. "Wir sehen, dass die Lokführer in Deutschland im europäischen Vergleich deutlich schlechter bezahlt werden", sagte der Vorsitzende Karl-Peter Naumann der dpa. Zugleich leide jedoch das Vertrauen in die Bahn. "Ich fürchte, dass viele Gäste deswegen auf das Auto umsteigen werden, was aber aus Sicht der Umwelt eine Katastrophe wäre."
In den Unternehmen macht sich nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Sorge wegen des möglichen Streiks der Lokführer breit. "Die Schiene ist ein zentraler Verkehrsträger, der nicht ersetzt werden kann". Komme es zu längeren Streiks, dann könne das auch zu einem "Knacks bei der Konjunktur führen".
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