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Lohnungleichheit in DeutschlandDer deutsche Mutterkomplex

Dass Frauen in fast allen Berufen weniger verdienen als Männer, hat auch mit dem zählebigen Ideal von der "deutschen Mutter" zu tun. So werden Frauen in einen Teufelskreis gedrängt.

Passend zum Equal Pay Day wurde am Donnerstag auf dem Münchner Flughafen die Ausstellung "We, the women" eröffnet. Gezeigt werden Porträts starker weiblicher Persönlichkeiten. Bild: dpa

BERLIN taz | Minderleister. Leichtlohngruppen. Worte aus den Fünfzigerjahren. Die Zeiten, in denen man annahm, Frauen leisteten wegen ihres Geschlechts im Beruf weniger und bräuchten daher nur einen "Leichtlohn", sind eigentlich vorbei. Lohndiskriminierung ist verboten. Warum gibt es dann den Equal Pay Day, den Tag, bis zu dem Frauen arbeiten müssten, um den Vorjahresverdienst der Männer zu erreichen?

In Deutschland verdienen Frauen 23 Prozent weniger als Männer, das ist der fünftgrößte Abstand in der EU. 90 Prozent der Bevölkerung sehen hier eine Ungerechtigkeit, fand das Sinus-Institut heraus, Männer übrigens ebenso wie Frauen. Aber wie ist es zu lösen?

Es handelt sich um einem Teufelskreis, der sich um ein kulturelles Phänomen dreht: die deutsche Mutter. Diese sucht, vereinfacht gesagt, einen Beruf, der ihre sozialen Fähigkeiten fordert und sich mit der Familie vereinbaren lässt. Diesen Beruf verlässt sie nach kurzer Zeit für einige Jahre, um die Kinder zu betreuen. Zurück kehrt sie auf eine Teilzeitstelle. Und die gibt es zumeist in schlecht bezahlten "Frauenbranchen".

Der Chef nimmt den Wunsch nach Teilzeit als Signal für eine "Minderleistung" wahr: Die Frau ist weniger flexibel, fällt aus, wenn die Kinder krank sind, und möchte keine Überstunden machen. Dafür zahlt er ihr keinen Spitzenlohn. Fertig ist die Lohnlücke. In Zahlen: Nur 16 Prozent der Mütter mit Kindern unter 18 Jahren arbeiten Vollzeit. Und Deutschland hat europaweit die geringste Anzahl von Müttern in Führungsjobs: 42,8 Prozent der Frauen in Chefsesseln haben Kinder - in Luxemburg sind es 75, in Litauen 79,4 Prozent. Der Teufelskreis schließt sich, wenn Paare bei der Frage, wer für die Kinder aus dem Beruf aussteigt, beschließen: natürlich derjenige, der weniger verdient.

Quelle: Statistisches Bundesamt Bild: Infotext/A.Brühl

Das besonders Fiese an dem "mütterlichen" Frauenbild ist, dass es sich verfestigt und dort niederschlägt, wo überhaupt keine typische "deutsche Mutter" mehr am Werk ist. So gehen die deutschen Tarifverträge pauschal davon aus, dass soziale und psychische Herausforderungen wie die Verantwortung für Kinder, Patienten oder Alte in typischen Frauenberufen wenig wert sind. Diese mütterlichen Fähigkeiten stehen selbstverständlich umsonst zur Verfügung, während die technischen Fähigkeiten eines "Männerberufs" oder deren Verantwortung für Geld oder Personal in allen Einzelheiten gewürdigt werden.

Und das Mutterbild lebt fort, auch wenn Frauen ihre Familie quasi unsichtbar organisiert haben oder gar kinderlos sind. Die Chefs gehen davon aus, dass Frauen weniger leisten wollen. "Statistische Diskriminierung" nennt die Forschung das.

Quelle: Statistisches Bundesamt Bild: Infotext/A.Brühl

Was tun? Dreierlei wäre nötig, heißt es in einem Dossier des Familienministeriums zum Thema "Entgeltgleichheit". Zum einen müsse die unsichtbare Diskriminierung in Tarifverträgen und Firmen bekämpft werden. Der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes etwa solle schon einmal überprüft werden.

Doch die öffentlichen Arbeitgeber sind nicht darauf erpicht, Frauen höhere Löhne zu zahlen. Firmen können ihr Lohngefüge mit der Software "Logib D" überprüfen. Allerdings zeigt sie nicht an, ob die Anforderungen bereits im Tarifgefüge ungerecht formuliert worden sind. So kann der christliche Krankenhausbetreiber Marienhaus nach dem Logib-Check verkünden, keine Ungerechtigkeiten gefunden zu haben. Doch der Tarifvertrag ist ähnlich strukturiert wie der des öffentlichen Dienstes, der nachweislich diskriminierend ist.

Expertinnen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung haben deshalb mit eg-check.de eine Alternative entwickelt, die solche Faktoren berücksichtigt. Der schönste Test nützt aber wenig, wenn er im Firmensafe verschwindet. Die Arbeitsmarktexpertin und WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger fordert deshalb, die Gehälter offenzulegen: "Die Regierung sollte dem skandinavischen Beispiel folgen. Dort sind alle Gehälter im Netz einsehbar. Ohne Transparenz kann man versteckte Diskriminierungen nicht angehen".

Punkt zwei wäre, so das Familienministeriums, eine Umverteilung der Erwerbsarbeit. Wenn Frauen mehr arbeiten könnten und Männer mehr Familienarbeit übernähmen, würden sich die Gehälter angleichen. Dafür braucht es vernünftige Kinderbetreuung und mehr Teilzeitjobs für Männer, sagt auch WZB-Präsidentin Allmendinger: "Wir steuern auf eine gigantische weibliche Altersarmut zu. Wir müssen ernsthaft über große Teilzeit reden, für Frauen und Männer. Dass die Politik das nicht thematisiert, halte ich für fahrlässig."

Der dritte Punkt sind die Frauen selbst. Ist Arzthelferin ein Beruf, mit dem man seine Rente sichern kann? Wie lange sollte man für Kinder aus dem Beruf aussteigen? Das Hamburger Institut für Weltwirtschaft hat in einer erstaunlichen Studie gezeigt, dass jeder Monat, den man aussteigt, steigende "Lohnstrafen" nach sich zieht. Die Firmen gehen davon aus, dass der Ausstieg einen Verfall des Humankapitals mit sich bringt. Sechs Monate Unterbrechung kosteten 9 Prozent des Lohns, ein weiteres halbes Jahr nach der Elternzeit machen weitere 15 Prozent aus. Die Lücke wird bis zur Rente nicht wieder geschlossen.

Wiedereinstiegsprojekte, wie sie das Bundesministerium nun verstärkt fördert, setzen damit schon fast zu spät an. In Coachings wird versucht, die Frauen auf lukrativere Branchen aufmerksam zu machen. Auch der Wunsch, "erst mal auf 400-Euro-Basis" oder "nur für 20 Stunden" zu arbeiten, wird dort hinterfragt. "Wir rechnen den Frauen vor, wie ihre Rente aussehen würde. Zusammen mit den Scheidungsraten bringt sie das durchaus zum Nachdenken", erzählt Christiane Lindecke vom Kasseler Wiedereinstiegsprojekt. Sie unterstütze bei Diskussionen in der Familie. Wenn der Ehemann keine Lust verspürt, mehr im Haushalt zu tun. Oder die Kinder rebellieren, weil sie selbständiger werden sollen. Denn das ist das Hauptproblem mit dem Phänomen "deutsche Mutter": Es wohnt bei Ihnen zu Hause.

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38 Kommentare

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  • KH
    Karin Haertel

    Frauen verdienen nicht nur weniger, sie zahlen auch mehr. Naemlich bei einer privaten Krankenversicherung. Und das mit der Begruendung, das sie schwanger werden koennen, wobei man beim Alter keinen Unterschied macht, was bedeutet, dass man auch nach den Wechseljahren fuer die Versicherungen schwanger werden kann. Wenn das keine Diskriminierung ist!

  • B
    belladonna

    die OSTDEUTSCHE frau hat damals mühelos 1 richtigen beruf gelernt und lässt sich nicht von aufgeblasenen autoritäten verklappsen. sie hat es vielleicht auch noch erlebt, das ihre kinder in der schule für 55 pf ost problemlos mittagessen konnten. im WESTEN wartet die hausfrau ohne beruf den ganzen tag auf ihre kids und serviert fritten mit currywurst. das macht den unterschied. auch ohne mauer.

  • DS
    Das Selbst

    Zum Titel braucht man eh nichts weiter zu sagen.

    In meiner Generation ist es für die meisten Selbstverständlich, dass Frauen und Männer gleich bzw. nach Leistung bezahlt werden.

    Womit ich ein Proplem habe ist das viel Aktivisten die sich für die Emanzipation der Fraun einsetzten, nur die selben Vorteile wollen, die Nachteile der Männer aber gerne ignorieren.

    Was ist zum Beispiel mit Rentenalter(Im Grunde müssten Frauen länger arbeiten als Männer weil sie ja durchscnittlich länger leben) und Wehrpflicht oder dem Sorgerecht bei Trennung?

    Das hab ich noch nie als Ziel formuliert gehört.

    Anderes Beispiel Karenz: In den Medien wird immer so getan als ob die Männer nicht wollen würden. Was glauben sie wie viele Frauen freiwillig darauf verzichten bei ihrem Kind zu sein?

     

    Ich bin voll und ganz für Gleichberechtigung, gleiche Rechte-gleiche Pflichten!

     

    Ich finde zwar das man die Bedinungen an die Geschlechter die nun mal nicht gleich sind anpassen müsste, natürlich nur dort wo die Unterschiede von Belang sind. Das wäre dann aber der nächste Schritt.

  • T
    Theo

    "Die deutsche Mutter"

     

    Welch schönes Bild Frau Heide Oestreich da aufgebaut hat. Klingt ganz nach NS-Zeit, soll es wohl auch, nicht wahr? Mutterschaft = 3. Reich. Eine noch nicht aufgearbeitete NS-Vergangenheit. Das Problem der "deutschen Mutter", also das deutsche Problem der "Mutter", muss gelößt werden. Schafft Sie ab, die Mutter, vor allem die deutsche!

  • G
    Gleichstellungsbeauftragter

    @chef

     

    Diese Feststellung habe ich auch oft machen müssen, zugegeben bei einem chemischen Konzern.

    Nicht selten werden auch, so vorhanden, weibliche Reize zum fortkommen eingesetzt. Da guckt Mann dann in die Röhre...

  • JK
    J.M. Keynes

    Es bleibt dabei: Im Osten sind's nur noch 5 Prozent Lohn"ungleichheit". Warum das so ist, weiss auch Heide Oestreich nicht. Na ja, ist ja auch nicht so wichtig, nehme ich an. Zudem lassen sich 5 Prozent politisch auch nicht so gut verkaufen. 23 Prozent tönen da schon viel aufregender...

     

    Die Antworten von Kerstin Rabe und cattac sind gleichermassen unbefriedigend. Wobei cattac der Wahrheit ein Stück weit näher gekommen ist...

  • J
    Jasmin

    Ist die Frage nicht viel eher "Warum werden "typische" Frauenberufe so schlecht bezahlt??"

     

    Und dass es "typische" Frauen-, wie auch Männerberufe gibt, ist doch auch gut so. Immerhin haben beide Geschlechter unterschiedliche Stärken, wie Schwächen.

    Also was soll das ganze, dass Frauen unbedingt Männerberufe besetzten sollen und andersrum.

     

    Ich finde die ganze Disskussion einfach zeitverschwendend und nervig!

     

    Lasst doch mensch einfach das sein, wozu er sich berufen fühlt.

     

     

    Was ich allerdings nicht einsehe ist, dass ich meinen Job danach wählen soll, welcher eine Kinderbetreuung am besten ermöglicht. Und hier sehe ich die Kinderbetreuung als Knackpunkt.

    Ich möchte nämlich gar nicht, dass mein Partner die Betreuung übernimmt oder wir sie teilen. Und er auch nicht. Also was soll das?

    Werde ich jetzt gezwungen mein Kind schon mit einem Jahr zu einer Tagesmutter abzuschieben, nur damit meine Rente nicht flöten geht??

     

    Seltsame Dinge sind das, nicht wahr?

  • E
    Eleonor27

    im ÖD gibt es in den unteren Verdientstgruppen vor allem Frauen. Im Nachbarland Dänemark gibt es eine Einheitslaufbahn und keine Trennung in mittleren und gehobenen Dienst Verwaltung. Es wurden gerade viele frauentypische Berufe in Skandinavien akademisiert, was meines Wissens auch mit besseren Löhnen einherging und das in vielen Berufen - ganz zu schweigen von der höheren Anerkennung.

     

    vor kurzem suchten wir jemanden fürs Vorzimmer, dass sind auch im öD die schlecht bezahlten Stellen. Diese Stellen sollen anscheinend immer nur mit Frauen besetzt werden, denn angeblich kann man einen Mann ja nicht in ein Vorzimmer setzen (O-Ton)

     

    da diese Jobs auch gemacht werden müssen halte ich viel davon die unteren Vergütungsgruppen monetär besser zu vergüten oder ebenfalls aufzuwerten wie in Skandinavien und zu vereinheitlichen. Sicher lässt sich das nicht für alle Berufe bewerkstelligen. Deshalb muss man vermehrt jungen Mädchen davon abraten Arzthelferin,Verwaltungsfachangellte, Bürokauffrau, Friseurin, Verkäuferin oder ähnliches zu lernen, solange, bis ein Mangel an Arbeitskräften in diesen Bereich dafür sorgen wird, dass die Löhne dort ansteigen. Dafür sollte man dieses antiquierte Schulsystem endlich hinter sich lassen, damit junge Menschen mehr Wahlfreiheit bei der Berufswahl haben und diese auch wahrnehmen können, wenn sie aus bildungsfernen Familien kommen.

     

    leider habe ich mich auch mit 18 Jahren falsch entschieden und einen frauentypischen Beruf gewählt. Gedankt wird mir das mit einer Rente auf Hungerniveau und der Tatsache, dass man mittlerweile als Frau wieder von einem Mann abhängig ist, wobei immer noch einige glauben, solche Zeiten wären längst vorbei gewesen. Die Realität sieht für viele wieder anders aus! Der einzige Ausweg bleibt die langwierige Höherqualifizierung, die man wiederum mit Verlusten bei der Rente teuer erkaufen muss und ggf. mit nicht mehr möglicher Familiengründung. Der zweite Bildungsweg in DE ist übrigens langwierig, denn Queraufstieg oder ähnliches ist so gut wie unmöglich.

     

    Fakt ist, dass dieser Staat durch seinen Rentenreformen und andere Reformen insbesondere Frauen in die Armut treibt - leider interessiert es diesen nicht einmal. Mit niedrigen Löhnen lässt sich eben auch nicht "riestern" oder ähnliches, wobei das angesichts des Betrugs ja nicht mal erstrebenswert und nützlich ist.

  • S
    Seelensammler

    @ILA Die Schlußfolgerung, die Niederlande hätte glücklichere Eltern mit glücklicheren Kühen ist schlicht falsch. Es ist die hohe Zuwandererquote, die die Geburtenrate nach oben treibt. Bereinigt um diese Vielzahl von Menschen, die zwar viele Kinder kriegen, aber auch selten berufstätig sind, ergeben sich die gleichen Resultate wie in Deutschland. Ähnliches gilt für Frankreich, Belgien, Großbritanien. Was bedeutet, daß die einen in Teilzeit und Vollzeit arbeiten, während die, die viele Kinder bekommen, ganz ultra-traditionell zuhause bleiben. Diese Wahrheit ist grausam, muß aber angemerkt werden, wenn man die demographische Karte spielen will.

  • CJ
    Carl Jung

    Die deutsche Mutter ?!? - Ist ja lachhaft!

     

    Hier was zum Durchspülen der grauen Zellen

     

    http://knol.google.com/k/peter-mersch/familienarbeit-in-gleichberechtigten/6u2bxygsjec7/2#%3C/a%3E

     

    DIE DEUTSCHE MUTTER !!! - LOL!

     

    Wenn zwei das Gleich tun und das Gleiche können, dann ist einer überflüssig.

     

    Carl Jung

  • C
    Chef

    Falls eine Frau bei analoger Leistung und vergleichbarer Arbeitszeit weniger verdient als ihr Kollege, dann sollte Sie kündigen, sich einen vernünftigen Arbeitgeber suchen - und diesen Fall öffentlich machen.

     

    Diese Statistiken sind doch sinnfrei. Natürlich verdient ein Pilot mehr als eine Flugbegleiterin. (und vice versa!)

     

    Es findet, zumindest in meinem Umfeld, keine Benachteiligung von Frauen statt! Weder finanziell noch anderweitig. Vielfach ist sogar eine klare Bevorzugung festzustellen.

     

    In meiner Wahrnehmung zahlen Männer häufiger und mehr (Bar, Restaurants, Schmuckläden, Kreditkartenrechnungen...), gut wäre daher wenn sie mehr verdienten würden... ;-)

  • KR
    Kerstin Rabe

    @ J.M.Keynes

     

    im alleruntersten prikären Zeitarbeitsektor sind wir alle nahezu gleich !

  • F
    franziska.qu

    Alle Jahre wieder wird diese Geschichte 3 mal wiedergekaut. In diesem Jahr bereits zum zweiten Mal.

    Richtiger wird es dadurch nicht.

    Man weiß es eigentlich besser (s.u.). Was also soll mit dieser jährlichen Wiederholung des Falschen bewirkt werden?

    Guckst Du da:

     

    1. Renate Schmidt im Tagesschau-Chat am 3.6.2003

    „Frauen verdienen ja nicht weniger: bei gleicher Tätigkeit, gleicher Qualifikation und gleicher Berufserfahrung wird es sehr schwer nachzuweisen sein, dass es tatsächlich in nennenswertem Umfang (von Einzelfällen abgesehen) eine ungleiche Bezahlung gibt. ... Ansonsten ist Lohndiskriminierung auch heute schon bei uns verboten. Und jede Frau hat die besten Chancen, eine Klage zu gewinnen, wenn es eine ungleiche Bezahlung bei sonst gleichen Voraussetzungen gibt.“

     

    2. Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 285 vom 13.07.2006

    „Aus dem geschlechterspezifischen Verdienstabstand kann nicht geschlossen werden, dass Frauen im gleichen Unternehmen für die gleiche Tätigkeit anders bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. Die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern lassen sich vielmehr durch Unterschiede in der männlichen und weiblichen Arbeitnehmerstruktur erklären. Diese sind beispielsweise gekennzeichnet durch Unterschiede im Anforderungsniveau, der Verteilung auf besser und schlechter bezahlte Wirtschaftszweige, der Größe der Unternehmen, der Zahl der Berufsjahre, der Dauer der Betriebszugehörigkeit und des Ausbildungsniveaus.“

     

    3. EU-Kommissar Spidla, 2007: "Bei Lohngefälle geht es jedoch nicht um unterschiedliche Bezahlung für gleiche Arbeit", erläuterte der EU-Kommissar. Ein wichtiger Grund für das große Lohngefälle in Deutschland sei vielmehr, "dass viele Frauen Teilzeit arbeiteten."

     

    4. BMFSJF:

    „Die in der Rede vom 8. März 2007 enthaltene Aussage von Frau Ministerin von der Leyen, dass ‚Frauen noch immer nur 77 % des männlichen Einkommens verdienen, wohlbemerkt für gleiche Arbeit’ ist daher in dieser Form nicht richtig und missverständlich, auch wenn er sich in den Medien oft so oder ähnlich findet.“

  • L
    Lukas

    Haben jetzt alle Frauen mindestens einmal ein eigenes Kind in ihrer Berufslaufbahn? Haben jetzt alle Männer keine beruflichen Handicaps sollten sie vielleicht ausnahmsweise Kinder haben?

    Aber klar, das Problem sind immer die, die wir lieben. Die Anderen sind gut zu uns geben uns Arbeit und Geld. Ist ja auch nicht persönlich gemeint wenn wir für weniger Leistung weniger bezahlt bekommen. Für die Kinder kann ja der Arbeitgeber eben nix.

     

    Was'n blöder Artikel der nicht weiß wo er steht.

  • C
    cattac

    @J.M. Keynes: Weil man dann zugeben müsste, dass im Osten Hungerlöhne gezahlt werden, egal ob Frau oder Mann. ;)

     

    Traurig, nicht wahr?

  • B
    Bernd

    Wie dumm von der Natur, daß sie ausgrechnet die Frauen dazu auserkoren hat, Kinder zu gebären. So kann sie so gar nicht diese idiotische Karrieren im idiotischen Dienstleistungssektor dieser idiotischen Gesellschaft durchlaufen. Und wenn doch, dann werden wenigstens die Kinder Neurotiker.

     

    Für mich hat jeder karrieregeile Mensch einen an der Klatsche. Frauen und Männer sehe ich hierin gleichberechtigt.

  • A
    anke

    Deutsche Mütter? Wenn es sie überhaupt gibt (die Reduktion von Frauen auf Mutterschaft und Haushalt ist schließlich ein globales Phänomen), dann gibt es wohl vor allem westdeutsche Mütter. Das lässt sich, nehme ich an, locker damit erklären, dass Frauen im Westen Deutschlands noch immer wesentlich häufiger den sogenannten Ernährer suchen (und finden), als sie es im Osten tun (können). Mit der Mutterschaft oder gar einer nationalen Besonderheit hat die aktuelle "Leistungskultur" wahrscheinlich nicht all zu viel zu tun.

     

    Ich bin sicher, es gibt sie irgendwo, die Statistik, die uns Auskunft darüber gibt, wie viele Männer freiwillig 16 Stunden am Tag außer Haus verbringen, damit sie sich nicht auseinandersetzen müssen mit Menschen, vor deren Ansprüchen sie keinerlei Hierarchie auch nur annähernd schützt und deren Arbeit sie unwidersprochen als eigenen Verdienst ausgeben dürfen. Und gewiss gibt es auch jene Statistik, die besagt, wie viele Frauen im Westen ihre Männer freiwillig 16 Stunden am Tag zur Arbeit schicken, während sie sich in dieser Zeit lieber dem exzessiven Einkauf, den schönen Künsten und/oder der gutbürgerlichen Haushaltsführung widmen, als dem schnöden Broterwerb. Schließlich: Wer kann eine Wohnung hübscher dekorieren, wer seine Kreativität und seine Eigenständigkeit deutlicher zur Schau stellen, wer mehr ehrenamtliches Engagement zeigen, als eine gelernte westdeutsche Vorzeigeehefrau?

     

    Vom materiellen und ideellen Aufwand und von der Verantwortung, die es heutzutage in gutbürgerlichen Kreisen bedeutet, den eigenen Kindern eine möglichst günstige Startposition für das Rattenrennen namens "Leistungsleben" zu sichern, brauchen wir noch gar nicht zu reden, wenn wir die Gründe für den Equal Pay Day suchen. Es genügt schon, schätze ich, wenn wir uns fragen, wie der aufstrebende männliche Karrierist seinen Vorgesetzten nebst Gattin zum alles entscheidenden Abendessen einladen soll, wenn er fürchten muss, den hoch dotierten Ganztagsjob garantiert nicht zu kriegen, weil Wohnung und Gattin Zweifel an seiner Führungskompetenz aufkommen lassen können. Und überhaupt: Trotz weltweiter Krise leisten sich Arbeitgeber im Westen offenbar noch immer viel zu viele überbezahlte Alleinernäherer, die nach 16 Büro- oder OP-Saal-Stunden nicht mehr so ganz genau wissen was sie tun. Im Osten ist das offenbar anders. Da liegen die fetten Jahre wohl einfach wesentlich länger zurück. Und es ist auch noch gar nicht all zu lange her, da wurden die wenigen gut bezahlten Stellen im Osten an Leute vergeben, deren Frauen sich im Westen noch heute wohler fühlen als in den sumpfigen Niederungen Sachsens oder gar Sachsen-Anhalts. Statistik? Ist immer schon abstrakt gewesen.

     

    Wenn also der "Teufelskreis" aus geringem Einkommen, geringer Stundenzahl, geringem Prestige und geringer finanzieller Sicherheit überhaupt ein kulturelles Phänomen zum Dreh- und Angelpunkt hat, dann ist es höchstens indirekt die deutsche Mutterschaft. Es ist eher die vorherrschende Definition der Begriffe Leistung und Arbeitsteilung. Die ist, das kann man zumindest als weitgehend außenstehende sagen, in weiten Teilen dieses Landes noch immer um einiges angelsächsischer, als in England und den USA selbst. Aber in Afrika ist das ja häufig auch so, dass die dort Regierenden exakt jenen Kolonialismus pflegen, den ihre früheren Herren zu Hause schon längst nicht mehr offen praktizieren dürfen. Als afrikanischer Staatschef hat man nach den desastern der näheren Vergangenheit einfach nichts eigenes mehr, dessen Entwicklung man fördern könnte. Schwarzafrikanische Frauenpower jedenfalls bringt unter den weißen Herren der Weltmärkte eher verhaltenen Applaus und noch weniger Dollars ein. Dass das an der besonderen Mütterlichkeit afrikanischer Frauen oder an deren nationalsozialistischer Vergangenheit liegt, glaube ich ehrlich gesagt nicht.

  • N
    nicolaus

    Das Schönste, was je über "Muttern" geschrieben wurde:

     

    Kurt Tucholsky (1890-1935):

     

    Mutterns Hände

     

    Hast uns Stulln jeschnitten

    un Kaffe jekocht

    un die Töppe rübajeschom -

    un jewischt und jenäht

    un jemacht und jedreht....

    alles mit deine Hände.

     

    Hast de Milch zujedeckt,

    uns Bonbons zugesteckt

    un Zeitungen ausjetragen -

    hast de Hemden jezählt

    un Kartoffeln jeschält....

    alles mit deine Hände.

     

    Hast uns manches Mal

    bei jrossem Schkandal

    auch' n Katzenkopp jejeben,

    hast uns hochjebracht.

    Wir wahn Sticker acht,

    sechse sind noch am Leben;

    alles mit deine Hände.

     

    Heiß war'n se un kalt.

    Nu sind se alt.

    Nu biste bald am Ende.

    Da stehn wa nu hier,

    und dann komm wa bei dir

    und streicheln deine Hände.

  • R
    Rainer

    Was, Frauen verdienen nur 23% weniger?

     

    Wenn man(n) von der journalistischen Qualität dieses feministischen Dauervorwurfs ausgeht, sollten es eigentlich noch viel weniger sein.

     

    Frauen haben einfach andere Berufe, in denen eben weniger verdient wird. Besonders einleuchtend wird das am angeführten Beispiel aus der Branche 'Luftfahrt'. Frauen verdienen nicht deswegen über 40% weniger, weil etwa weibliche Piloten weniger verdienten als männliche, sondern weil die Einkommen (vorwiegend) männlicher Piloten mit denen (vorwiegend) weiblicher Stewardessen verglichen werden.

     

    Das ist methodischer Schwachsinn und pure Ideologie.

  • S
    Stefan

    Habe gerade einen Bericht aus Holland gesehen, wo die Arbeitszeit/Teilzeit von den meisten Menschen genutzt wird. Das hilft der Familie und den Frauen. Soll ein Mann mal hier seinem Chef sagen, dass er gerne einen Tag die Woche weniger arbeiten will...

    Da werden (hauptsächlich Männer) in Vollzeit gezwungen und auf der anderen Seite über Quoten etc. gestritten.

     

    Das ist doch paradox. Aber Gerechtigkeit darf ja nicht einfach entstehen, sie muss ein ewiger Kampf, ein Krieg sein, sonst sind wir nicht zufrieden.

  • SU
    Sybille Uken

    Leider weder neu - immer wieder schockierend.

    Das Mutterbild wird ja leider auch von vielen Frauen kultiviert. Aber bei der Sozialisation in einer entsprechend geprägten und prägenden Gesellschaft ist das ja kein Wunder.

     

    Ab und zu lohnt es sich, außer zu lesen auch zu hören, z. B. das "Politische Feuilleton" im DeutschlandRadio Kultur. Zum Beispiel am 25.03.2010. Da räsonnierte ein Prof. Norbert Bolz von der TU Berlin über das Thema " Das Doppelgesicht der Quote. Die eigentlichen Opfer sind die Frauen". Hoffentlich haben zumindest die Studentinnen ihn inzwischen boykottiert.

    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/

  • Z
    Zazaz

    Mal ein paar Fragen zum Nachdenken:

     

    - Werden unter dem Punkt "Lufverkehrsberufe" etwa Stewardessen mit Piloten verglichen?

    - Werden bei der Einkommensberechnung Transferleistungen berücksichtigt, also z.B. Unterhaltszahlungen von Männern an Frauen oder die längeren Bezugszeiten von Rente durch höhere Lebensversicherung, oder die häufigere Inanspruchnahme von Krankenversicherung durch Frauen?

    - 95 % aller tödlichen Arbeitsunfälle betreffen Männer. Wird hier ein Problem gesehen?

  • MM
    mit Majo

    @ Iro:"Das Problem ist (wie auch im Artikel erwähnt), dass Frauen tendenziell schlechter bezahlte berufe annehmen,..."

     

    Völlig korrekt, man nennt dies in der VWL Segregation.

  • L
    Lulu

    und ich habe ein problem damit das leben so zu zerrechnen. warum vermindert sich mein humankapital, wenn ich michbum ein kind kümmere. in dieser zeit wachse ich in andere richtungen. und gegen die gigantische welle der wieblichen altersarmut sollte man ein bge einführen.

  • K
    keinemutter

    Leute, bitte!

     

    @Jannik: Niemand will, soweit ich das verstanden habe, dass Menschen mit Namen und Gehalt im Internet einsehbar sind. Würde wohl völlig ausreichen, das nach Stellenkategorie zu veröffentlichen.

    Und, falls es wirklich interessiert: Gleicher Lohn für Frauen würde auch der längeren Lebenserwartung von Männern zugute kommen. Ansonsten hilft da, soweit die Wissenschaft bisher gekommen ist, wohl nur, sich als Mann n bissl mehr um sich selbst zu kümmern und das nicht immer von anderen zu erwarten. Weniger aufregen verlängert das Leben übrigens auch, also schlag ich vor, Artikel demnächst richtig zu lesen, dann erledigt sich wahrscheinlich einiges von selbst.

     

    Das Problem wohnt zu Hause, ja, tut es doch. Aber nicht als "Kind" oder "Kinder" an sich, sondern, ganz offensichtlich auch aus dem Artikel, zwischen den eigenen Ohren. Warum beschweren sich meine Kinder denn wenn sie selbstständiger sein sollen? Ja wohl nur dann, wenn ich sie nicht von Anfang an dazu erzogen habe, was ihnen eh im Leben nur schaden kann. Der Mann weigert sich, mehr im Haushalt zu helfen? Was für ne Sorte Machotrottel man sich ins Haus holt, liegt jawohl auch an einem selbst. Das sind beides eher die Aufgaben, die Frauen bewältigen müssen, und ich hab Verständnis für jede, die das nicht auf Anhieb packt, denn ist ja nicht so als wäre es einem notwendigerweise anders beigebracht worden und man liefe nur "sehenden Auges" in sein Unglück.

     

    Und bei der Bewältigung dieser Aufgaben, diese albernen Rollenmuster hinter sich zu lassen, wäre mehr Transparenz bei den Löhnen ganz sicher sehr, sehr hilfreich. Dann könnte ich schlicht zum Chef sagen, vergessen Sie's, mein männlicher Kollege kriegt so und so viel mehr, und wenn ich nicht das Gleiche kriege, dann sehen wir uns eben vor Gericht wieder, wegen geschlechtsbedingter Diskriminierung.

  • F
    FRITZ

    Ich glaube nicht, das irgendjemand Kinder bekommt oder nicht bekommt, weil auf seinem Taschenrechner die richtige oder falsche Zahl rausgekommen ist.

     

    Dahinter verbirgt sich doch nur die perverse deutsche Ideologie, wonach Muttersein irgendwie altbacken, unaufgeklärt und unemanzipiert ist und außerdem auch noch mit Anstrengung verbunden und nicht tarifvertraglich auf 40 Stunden die Woche beschränkt (Gott bewahre!). Außerdem ist es ja auch das zeitgeistliche Dogma, dass die Betreuung der Kinder in der Kita durch Dritte gegen Geld gut, die eigene Betreuung für 'umme' aber irgendwie des Teufels ist. Das ist die eigentliche Mutter-Ideologie in diesem Land, nicht das vermeintlich Ideal der dt. Mutter. Das ist mausetot, sonst hätten wir ja Kinder ohne Ende.

     

    Kinder passen der modernen deutschen Frau halt nicht in die Lebensplanung (bis dann irgendwann auf der Schwelle von der Ü30 zur Ü40-Party die Torschlusspanik kommt und man sich dann auf der Säuglingsstation fragt, ob das Oma oder Mama ist, die das Kind gerade wickelt). Und eine Entscheidung (Hilfe!) gegen Konsumvielfalt (Oh Gott) und für Kinder (Bringen nicht nur Spaß! Igitt!) zu treffen, kommt der deutschen Standard-Trine ja gar nicht in die Tüte!

  • LW
    lukas Wagenmacher

    Danke ILA!!

     

    so sieht es nämlich aus! Aber mit einer CDU, die hier regiert und frauen am liebsten heim am herd sieht und alles dafür tut, um berufstätige Frauen zu diskriminieren, werden wir nicht weit kommen!

     

    die telekom hat mit ihrer quote schon ein gutes beispiel gegeben.

     

    es muss endlich die einsicht kommen, dass man "kinderkriegen" nicht mit geld stimuliert. sondern nur mit verbesserten rahmenbedingungen. die regierung will leistungsträger? dann soll sie dafür sorgen, dass die leistungsträger auch weiterhin kinder bekommen, und nicht vom system davon abgehalten werden! das bedeutet: ein anspruch auf krippenplätze spätestens ab dem 6. monat in finanziell gut ausgestatteten kitas. bei allem gerede von selbstverwirklichung und individualismus darf man nicht vergessen, dass kinder unsere zukunft sind!

  • H
    Hui

    Muss zugeben den Artikel habe ich nicht gelesen aber die Damen im Bild gefällt mir.

  • EE
    ehrlich erstaunt

    Frau Oestrich steht stellvertretend für eine Linke, die sich zwar ach so fortschrittlich gibt, aber nicht merkt, dass sie mit ihrer "Arbeitsideologie" alleine den Interessen der Lohndrücker und damit letztendlich auch den "pöhsen Großkapitalisten in die Hände spielt. Dieser Quasibefehl an alle zu arbeiten führt doch zu einer maximalen Verwertungslogik: Kind raus aus der Gebährmaschine, Gebährmaschine rein in den Arbeitsprozess, Kind in Aufbewahrungsanstalt. Der Skandal ist doch, dass häufig zwei Gehälter nötig sind, um eine Familie zu ernähren. Warum regt sich darüber niemend der "Menschheitsretter" auf? Die Arbeit als Mutter und Hausfrau bedarf höchster Wertschätzung, nur durch die familiäre Erziehung ist es möglich, dass sich Kinder zu starken und individuellen persönlichkeiten entwickeln. Nicht umsonst haben totalitäre Regime aller Art als erstes immer die Kontrolle über die Kinder an sich gerissen. Die plurale, freiheitliche Gesellschaft kann nur durch individuelle, von jeglichen staatlichen Institutionen unabhängige erziehung im Familien- und Freundeskreis Gewährleistet werden.

     

    Das wahre Problem liegt also nicht in der Berufswahl der Frauen, oder in der Bezahlung, sondern in der immer noch mangelnden gesellschaftlichen Anerkennung der Arbeit als liebevolle Mutter und Hausfrau. Artikel, wie derjenige von Frau Oestreich zeigen dagegen, dass sie die Problematik nicht annähernd durchschaut und dagegen einem völlig veralteten, pseudo-feministischen und damit menschenverachtenden Frauen-, Familien- und Gesellschaftsbild anhängt.

  • I
    Iro

    Das sind ja beeindruckende Zahlen, aber vermitteln sie auch das richtige Bild?

    Meines Wissens nach werden in Deutschland Männern und Frauen die gleichen Löhne gezahlt. Das Problem ist (wie auch im Artikel erwähnt), dass Frauen tendenziell schlechter bezahlte berufe annehmen, die sich besser mit der Familie vereinbaren lassen. Aber solange Frauen in diesen Berufen gleich bezahlt werden sehe ich nicht ganz das Problem. Welchen Beruf frau annimmt ist ihre persönliche Lebensentscheidung. Der Staat und die Gesellschaft stehen aber in der Pflicht es möglich zu machen das Frauen alle Berufe mit ihrer Familie vereinbaren können.

    Es wird auch erwähnt, dass Frauen für Auszeiten bestraft werden, da sich dann ihr "Humankapital" vermindert. Aber ich sehe nur dann Ungleichbehandlung, wenn Männer für gleichlange Auszeiten weniger Lohneinbussen hinnehmen müssen.

    Zum letzten sind die Zahlen hier irreführend. Die Einkommen mögen zwar verschieden sein, aber wie sieht es mit dem Lebenseinkommen aus? Frauen erhalten eine Reihe von Subventionen, die Männer nicht erhalten. Männer verlieren Einkommen da sie Wehrpflichtig sind. Männer müssen außerdem die gleichen Versicherungstarife bezahlen wie Frauen, obwohl sie die Kassen weniger in Anspruch nehmen. Am eindeutigsten ist das bei der Rentenversicherung; Männer und Frauen mit dem gleichen Verdienst zahlen den selben Betrag, der Mann wird aber geringere Auszahlungen erhalten, da er statistisch gesehen weniger verdient. Und die Rente ist ein wichtiger Anteil am Lebenseinkommen.

    So gesehen relativiert sich vermutlich der 5. letzte Platz im Europäischen Einkommensvergleich, wenige andere Länder haben ein so dichtes soziales Netz. Oder auch nicht, aber dazu gibt es eben keine Daten.

    (Ich bin übrigens der Meinung dass noch viel für Gleichberechtigung getan werden muss, vor allem bei der Vereinbarung von Beruf und Familie, und der Förderung von Frauen in "Männerberufen", ich habe nur ein Problem mit Übertreibung).

  • H
    Haraway

    @big brother:

     

    Weil jemand für eine gerechte Lohnverteilung und gegen Diskriminierung in Tarifverträgen schreibt, ist diese Person kein/e KinderhasserIn.

     

    Und Sie sind nicht der Humanismus.

  • M
    Momo

    Liebe Frau Östreich,

     

    was sie da schreiben ist schlicht weg falsch.

    Schuld an den ungleichen Gehältern ist unsere exportorientierte Wirtschaft. Weibliche Erwerbstätigkeit, die tatsächlich im öffentlichen Dienst und im Bildungs/Pflege/Sozialbereich stattfindet (wie in fast allen EU Ländern, Ausnahme der Osten) wird politisch niedrig gehalten,um die männlichdominierte Schlüsselindustrie indirekt durch geringe Sozialkosten zu subventionieren.

     

    Anders als in Schweden, Frankreich und anderen Ländern verdienen hier Frauen wesentlich weniger und müssen in Vollzeit länger arbeiten.

     

    Nicht Mütter, die nicht unsichtbar ihre Familie organisieren, sind an dieser Miseere schuld sondern

    die Ignoranz jener, die sich nicht um die Grundbedingungen weiblicher Berufstätigkeit kümmern aber ihnen alle sozialen Lasten der Kindererziehung auferlegen. Stichwort Ökonomisierung des Sozialen

     

    Die weibliche Berufstätigkeit ist in Deutschland nicht geringer als in anderen EU-Ländern.

    Einzig die Vollzeitarbeit. Kein Wunder bei der Qualität, Quantität und der Verlässlichkeit unserer Ganztagschulen.

     

    Es ist nicht zu erwarten dass sich auf diesem Gebiet etwas ändert. Es ist auch politisch nicht gewollt.

    Stattdessen wird privatisiert und dereguliert, auf Kosten weiblicher Angestellter.

    Die Hauptlast tragen Mütter vor allem Mehrfachmütter. Auch dies scheint mir gewollt. Wird erst die Mehrheit der Mütter im Alter zum Sozialfall und von der überwiegenden Mehrheit der Rentenbezahler privat finanziert, wird auch die Akzeptanz für das gesetzliche Rentensystem zu Grabe getragen. Den Preis aber würden Kinderlose zahlen!

     

    Es ist einfach falsch Mütter gegen Kinderlose auszuspielen. Klüger wäre es für alle solidarisch zu sein.

     

    Tatsächlich aber gibt es einen Mutterkomplex, er zeigt sich in der extrem kinderfeindlichen Grundhaltung einer Gesellschaft die von Eltern verlangt "unsichtbar ihre Kinder wegzuorganisieren".

    Wer dies nicht tut, wird gesellschaftlich geächtet und ist an seiner Armut selbst schuld. Toll!!

  • JK
    J.M. Keynes

    Warum Frauen in den Neuen Bundesländern nur 5 Prozent weniger verdienen, wird mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt. Warum?

  • BB
    big brother

    das problem wohnt zuhause. schön wenn kinder nicht mehr ein wunsch zur erfüllung des lebens (evolutionär wie auch persönlich) sondern ein problem sind.

    für welchen industrie/arbeitgeberverband schreiben sie eigentlich frau oestrich?

     

    mfg der humanismus

  • TF
    Thomas Fluhr

    Der Titel zeigt schon die Probleme: Mütter sind kein deutsches Phänomen, der Komplex zeigt die Geringschätzung dieser sozialen Leistung, durch die Frauen selbst. Die Forderung diesen 'Dienst' gleichwertig zu behandeln, wird durch diese Diskreditierung ad absurdum geführt. Muttersein sollte keine Pflicht sein, ist aber trotzdem ein Wert an sich, nicht nur in den ersten drei Lebensjahren der Kinder.

  • FM
    Fuchs-Jalloh Michaela

    Ganz abgesehen davon gibt es für den(/die) Mensch noch andere wichtige Dinge im Leben, neben Arbeit, Geld verdienen, Familie organisieren. Z. B. sich ausleben, in die Luft schauen, aufgehen in nicht geldorientierter Tätigkeit und und und. Ich bin selbst Mutter von 2 Kindern, arbeite Teilzeit bin im "Hauptnebenberuf" noch Künstlerin, und werde oft als erstes gefragt: Wie lange brauchen Sie für so ein Bild, und ich bin froh zu den privilegierten Menschen zu gehören, welche verstanden haben dass es eben nicht nur um Zeit und deren Beziehung zu Geld geht. Jedenfalls dann nicht wenn man mit einem Schmunzeln um die Lippen wirklich alt werden möchte.

    Da muss ich sagen, spiele ich gerne ein bischen "Deutsche" Mutter.

  • J
    JannikBaumann

    Kinder sind das Problem, oder alternativ Männer? Dann schafft sie doch ab!

     

    Oder was soll die Logik dieses Artikels letztlich vermitteln?

     

    Sogar den Datenschutz aufzuheben, wird erwogen - der Zweck heiligt die Mittel?

     

    Was tun eigentlich die Aktivisten gegen die Ungerechtigkeit, dass Frauen im Schnitt erheblich länger leben als Männer? Ist so etwas nicht viel gravierender als irgendwelche angeblichen Gehaltsunterschiede?

     

    Kamen da jemals irgendwelche Forderungen?

  • I
    ILA

    Guckt mal nach Dänemark, Schweden und NL wie vorbildlich da die Kinderbetreuung organisiert ist.

    Und der Erfolg: entspannte Eltern, beide Voll- und/oder Teilzeit (in NL 20 % Teilzeit-Männer ohne Imageverluste) und 1,7 bis 1,8 Kinder pro Frau. BRD hat glaube ich nur 1,3 Kinder pro Frau und dementsprechende Probleme in der Zunkunft.

    Davon mal abgesehen weiß man, dass qualifizierte Frauen ein erheblicher Wirtschaftstandortvorteil sind.(Schweden hat Gender mainstreaming glaube ich sogar zur Chefsache erklärt) In Deutschland haben alle versagt, die Parteien, die Gewerkschaften und und und.

    Man könnte schreien, denn lange genug kennt man die Zusammenhänge.