: Lobbyisten-Blabla für den Tropenwald
Tropenholzlobby nimmt eigene Erklärung zum Regenwald nicht ernst/ Schutz-Papier enthält „viel heiße Luft“ ■ Aus Bonn Werner Paczian
Eine „Gemeinsame Erklärung zum Schutz der tropischen Wälder“, die die deutsche Tropenholzlobby sowie Gewerkschafts- und Industrievertreter aus der Holzbranche heute Wirtschaftsminister Möllemann und der Presse vorlegen wollen, wird von den Tropenholzimporteuren insgeheim als weitgehend bedeutungslos eingestuft. In einem vertraulichen Sitzungsprotokoll vom „Verein Deutscher Holzeinfuhrhäuser“ (VDH) von Mitte Oktober 1991 heißt es zu der Erklärung, diese sei ein „politisches Papier [und] daher in der Formulierung vorsichtig“. Auch müsse gesehen werden, „daß viel heiße Luft in dem Papier steckt“.
Mit ihrer Initiative reagieren der VDH, die „Gewerkschaft Holz und Kunststoff“ und der „Hauptverband der Holz- und Kunststoffe verarbeitenden Industrie“ auf die zunehmende öffentliche Kritik an der Verwendung von Tropenholz. Im ersten Halbjahr 1991 ging der Import tropischer Hölzer nach Deutschland um 25Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.
Die drei Verbände betonen in ihrer „Gemeinsamen Erklärung“, daß die Holzwirtschaft einen eigenständigen Beitrag zum Schutz der Regenwälder leisten müsse. So weit, so gut. Das tatsächliche Vorhaben beim VDH zielt aber offenbar in eine ganz andere Richtung. In dem genannten VDH-Protokoll heißt es ausdrücklich, die Erklärung „beruhigt die Gemüter, und man kann davon ausgehen, daß die Grünen etwas beruhigt sind“.
Bei Regenwaldschützern stieß die offenbar inhaltsleere Erklärung bereits Ende letzten Jahres auf herbe Kritik. In einem Schreiben von „Pro Regenwald“ (München) und „Rettet den Regenwald“ (Hamburg) an die Holzgewerkschaft heißt es: „Wir haben wiederholt erlebt, daß die Wirtschaftsverbände solche Erklärungen nur als Alibi benutzen. In der Praxis ändert sich am Raubbau an den Regenwäldern nichts. Wir fordern Sie dringend auf, die beabsichtigte Erklärung nicht zu unterzeichnen.“ Doch die Gewerkschaft trägt das euphemistische Blabla der Holzhändler mit.
Nach Ansicht der beiden Umweltverbände ist die Glaubwürdigkeit der Holzgewerkschaft in Sachen Regenwaldschutz ohnehin in Frage gestellt. Diese hat gerade in ihren Hauptverwaltungs-Neubau Fensterrahmen aus indonesischem Meranti und Parkett aus bolivianischem Sucupira einbauen lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen